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Marode Straße

Radfahrer am Tollensesee bei Sturz verletzt – Klage droht

Tollenseheim / Lesedauer: 3 min

Der Tollensesee ist ein beliebtes Ziel für Radfahrer. Doch am touristischen Ausbau mangelt es. Das wurde jetzt einem Besucher zum Verhängnis. Er erwägt nun eine Klage.
Veröffentlicht:15.09.2021, 11:46

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Diesen Urlaub wird Ingo Roszkamp nicht so schnell vergessen. Die Schulter dürfte ihn ein Leben lang an den Tollensesee erinnern. „Die Ärzte haben schon gesagt, dass sie nie wieder so wird wie vorher“, berichtet der 48-Jährige aus dem Kreis Friesland (Niedersachsen). Mitte August war er mit seiner Frau in der Seenplatte unterwegs. Auf der Plattenstraße im kleinen Ort Tollenseheim passierte es. Der geübte Radfahrer stürzte, brach sich mehrfach die rechte Schulter, dreifach den Handwurzelknochen der linken Hand. Mehrere Tage musste er ins Krankenhaus, der Urlaub war beendet.

Das schlimme Erlebnis wirft ein Schlaglicht auf die Infrastruktur vor Ort. Jene Straße ist sichtlich marode, einzelne Platten sind mehrere Zentimeter angehoben. Ein Armutszeugnis, befindet Beat Brunner, einer von sechs Eigentümern des Feriendorfes Tollensesee. „Das hat doch mit Nostalgie nichts mehr zu tun.“ Bis zum nächsten Sturz sei es nur eine Frage der Zeit. Zumal die Gemeinde Groß Nemerow gerade die Erschließung eines weiteren Feriendorfes bewilligt hat. 21 neue Unterkünfte dürften entstehen. Ein Beweis für die Attraktivität der Region sei das allemal. Lediglich die Infrastruktur hinkt hinterher.

Ohne Fördermittel keine Sanierung möglich

Das weiß auch die zuständige Gemeinde. „Wir haben schon mehrfach versucht, eine Sanierung anzuschieben, aber keine Fördermittel bekommen“, sagt Bürgermeister Wilfried Stegemann. Ohne Fördermittel lasse der klamme Haushalt keine Sanierung zu.

Ein weiteres Problem: Die meisten Radfahrer, die sich auf die Plattenstraße begeben, folgen eigentlich dem 35 Kilometer langen Tollensesee-Radweg, biegen aber am Golfplatz falsch ab. Für Beat Brunner ein Problem der Beschilderung. Für diese ist jedoch die Wirtschaftsförderung des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte zuständig. An diese war jedoch noch keiner herangetreten, wie eine Nordkurier-Anfrage ergab.

„Wenigstens Warn-Schilder aufstellen!”

Die abschüssige Plattenstraße und die Beschilderung sind jedoch nicht die einzigen Ärgernisse. Am Ende der Straße tauchen zwei Badestellen auf, die ebenfalls schon bessere Tage gesehen haben. Nach Angaben von Bürgermeister Stegemann werde dort regelmäßig Müll entsorgt. Bevor auf der Zufahrtstraße der Schlagbaum installiert wurde, sei das noch bedeutend mehr gewesen. An den Badestellen selbst wolle die Gemeinde aber nichts ändern.

Gleiches gilt für die Schiffsanlegestelle Nonnenhof am Ende des holprigen Weges. Hier steigen Passagiere des Fahrgastschiffes „Rethra“ ein und aus. Das Geländer weist Roststellen auf, der Mülleimer ist überfüllt. „Der Steg wird regelmäßig gesäubert und seine Standfestigkeit überprüft“, sagt eine Sprecherin der für den See zuständigen Stadt Neubrandenburg. Eine Instandsetzung sei kurzfristig nicht geplant. Ohnehin könne man wegen des Naturschutzgebietes nur äußerst sensibel vorgehen.

So gibt es bei allen Zuständigen Gründe, die gegen spürbare Maßnahmen sprechen. Der fürs Leben geschädigte Ingo Roszkamp erwägt eine Klage. Er habe die Region insgesamt zwar liebgewonnen. Doch auf jeden Fall müsse etwas getan werden. „Und wenn es erst mal nur Schilder sind, dass Radfahrer besser absteigen sollten.“

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