Tiere
Radfahrer will in Neubrandenburg Wölfe gesehen haben
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min
Stefan Anner hat noch stundenlang Gänsehaut verspürt. Und als der 38-Jährige endlich seine Wohnungstür in Fünfeichen hinter sich schließen konnte, musste er sich ein beruhigendes Getränk eingießen. Denn der Neubrandenburger hatte gerade die Entdeckung seines Lebens gemacht: vier Wölfe auf offener Straße. „Ich schwöre“, sagt der Mann und streitet jede Verwechslung ab.
Knapp 30 Meter vor ihm seien die auf dem Fünfeichener Weg auf der Höhe des Obstgartens in den Wald getrabt – genau unter einer Straßenlaterne. Deshalb habe er die auch so gut sehen können, als er am Dienstagabend gegen halb zehn von der Schicht nach Hause radelte. Wildschweine und Rehe, diese Bewohner des Waldes auf dem Heimweg zu sichten, ist für den Radfahrer nichts Besonderes mehr. „Aber Wölfe, mein lieber Mann“, schüttelt der Supermarkt-Mitarbeiter mit dem Kopf. Praktisch mitten in Neubrandenburg.
„Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich”
Revierförster Thorsten Loop klingt fast ein bisschen neidisch, als ihm der Nordkurier von dem besonderen Erlebnis des Wolfsbeobachters in Fünfeichen erzählt. 15 Jahre stehe er dem Revier Neuendorf jetzt vor, sagt der Fachmann, aber noch nie habe er einen Wolf sehen dürfen. Dass der Verkäufer tatsächlich vier Wölfe auf dem Heimweg gesehen hat, hält der Förster für „unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“. Die große Zahl irritiert Loop dabei noch am meisten: „Das entspräche ja fast schon einem Rudel“. Aber dass mehrere Wölfe oder Einzelgänger die Wälder um Neubrandenburg durchstreifen, weiß der Förster aus eigener Anschauung. Sowohl im vergangenen Jahr als auch im Jahr zuvor hat er im Brodaer Holz Wolfsrisse gefunden. Eindeutig, sagt er, Überreste von Tieren, die Wölfen zum Opfer gefallen sind. Im Schnee habe er Wolfsfährten entdecken können.
Aber – selbst wenn die vier Tiere auf dem Fünfeichener Weg dicht an besiedeltem Gebiet tatsächlich Wölfe gewesen seien – müssten sich weder der Radfahrer noch die Bewohner Fünfeichens Sorgen machen, beruhigt der Fachmann. Gewaltsame Zusammenstöße von Wölfen mit Menschen seien auch seit der Wiederansiedlung des Isegrims in Deutschland noch nie vorgekommen.