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Sorgen wegen Tierseuche

Seenplatte kontrolliert wegen Schweinepest alle Halter

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Die Amtstierärzte der Region überprüfen derzeit die Hygienevorkehrungen von Schweinehaltern. Unter besonderer Beobachtung stehen aber nicht große Mastanlagen, sondern vor allem Kleinstbestände.
Veröffentlicht:20.08.2021, 08:25

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Nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) bereits die benachbarte Uckermark erreicht hat, steigt auch die Sorge in der Seenplatte vor einem ersten Fall weiter. Guntram Wagner, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Kreises, hält einen Ausbruch der Seuche im Land nur für eine Frage der Zeit. Denn das Seuchengeschehen in Polen grassiere offenbar „ungebremst“. „Die Vorbereitungen auf einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest sind im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte nach wie vor sehr intensiv“, sagte Wagner auf Anfrage.

Aktuell würden die Amtstierärzte zum wiederholten Male die Hygienemaßnahmen bei Schweinehaltungen kontrollieren, die lange Zeit überhaupt nicht angemeldet waren und erst belehrt werden mussten. In den vergangenen Jahren ermittelte das Veterinäramt nach eigenen Angaben etliche solcher Halter.

Veterinäramt trifft umfangreich Vorkehrungen

„Das unmittelbare Ziel der Seuchenbekämpfung ist die Verhinderung eines Eintrags des Virus in die Hausschweinebestände.“ Dafür brauche es bauliche und organisatorische Vorkehrungen sowie Desinfektionsmaßnahmen. Der Erreger dürfe nicht über Wildschweine, Erzeugnisse oder kontaminierte Kleidung und Gegenstände eingeschleppt werden. „Dazu müssen die Schweinehalter sich der jederzeitigen Gefahr der Einschleppung bewusst sein und ihre Verantwortung nicht nur für den eigenen Stall, sondern auch für die Landwirtschaft insgesamt und damit für ihre Berufskollegen erkennen“, so Wagner.

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Unter besonderer Beobachtung stehen derzeit also weniger große Mastanlagen, die in der Regel gut vorbereitet sind. „Besonders gefährdet sind die Bestände, bei denen Schweine im Freiland oder in Ausläufen gehalten werden, aber auch Kleinstbestände, die nicht ausreichend seuchenhygienisch abgesichert sind“, so Wagner. Im Seuchenfall müssten auch ihre Tiere in den Stall. Dafür brauche es genügend Platz.

Amtstierärzte sammeln Erfahrungen in anderen Bundesländern

Die Vorbereitung des Veterinäramtes umfassen darüber hinaus viele weitere Bereiche wie die Ausarbeitung einer Bekämpfungsstrategie, die Personalaufstellung für die Kadaver-Suche, Bergung oder Probenentnahme, die Beschaffung von Einsatzmaterial sowie Trainings und Beobachtung von Tierseuchennachrichtensysteme. Ständig werde sich mit Ämtern, Jägern, der Forstwirtschaft, dem Technischen Hilfswerk, der Bundeswehr und Landwirten abgestimmt. Nachdem sich ein Amtstierarzt bereits mit seinem Jagdhund für die Fallwildsuche ausbilden ließ und in Brandenburg sowie Sachsen im Einsatz war, wird ein weiterer Amtstierarzt noch im August im Kampf gegen die Seuche in Sachsen unterstützen. „Auch diese Erfahrungen werden für uns wertvoll sein“, sagt Wagner.

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Als Anreiz für eine stärkere Bejagung von Schwarzwild wurde neben einer Verlängerung der Pürzelprämie jüngst auch eine anteilige Kostenübernahme bei der Anschaffung von Kühltechnik ermöglicht. Aus Sicht des Veterinäramtsleiters eine sinnvolle Ergänzung: „Das Programm des Landes zur Förderung der Kühltechnik soll vor allem die Vermarktung von Wildschweinfleisch unterstützen, denn die Wildschweinstrecke ist erheblich gestiegen und somit auch der Druck, das Fleisch an die Verbraucher zu bringen“, sagt Wagner.

Politischer Wille der EU mitentscheidend

Ausreichend viele Kühlzellen für die zentrale Sammlung im Seuchenfall könnten damit aber nicht geschaffen werden. „Hierzu sind aber mit der Landesforst Absprachen getroffen, Wildkühlzellen modernisiert und erweitert worden.“ Wildkühlzellen würden ohnehin nur in einer Pufferzone gebraucht, wo erlegte Wildschweine getestet und gegebenenfalls noch vermarktet werden. Für die Entsorgung von Kadavern stehe ein Wechsel-Container-System auf einem Lastwagen bereit.

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Ein zweiter Schutzzaun zur Schaffung einer wildschweinfreien Zone zwischen dem ersten Zaun kann nach Wagners Einschätzung zwar helfen, die Verbreitung der Seuche auszubremsen. „Aber letztlich kommt es auf den politischen Willen in der EU an, die Funde ASP-positiver Wildschweine östlich des ersten Zaunes nicht Deutschland zuzurechnen, sondern dem polnischen Seuchengeschehen, sonst hätte Deutschland keine Chance, wieder ASP-frei zu werden.“