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Einsame Eiche

Sorge um Neubrandenburgs prominentesten Baum

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Eiche an der Umgehungsstraße sorgte schon für viele Schlagzeilen. Nun befürchten besorgte Leser, dass der Baum abgestorben sein könnte. Die Erklärung der beauftragten Pflegefirma ist indes ein „Schock“.
Veröffentlicht:13.08.2020, 07:00

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Was ist nur mit der jungen Stiel-Eiche los? Braune Blätter knistern in der ganzen Krone. Der Boden auf dem Plateau an der Bergstraße ist „knochentrocken“, schreiben Nordkurier-Leser. Die Eiche sehe nicht gesund aus. „War es Zufall oder Bestimmung, dass gerade am Dienstag eine Firma dort mit Wasser hantierte. Aber ich glaube, man muss kein großer Gärtner sein, um zu erkennen, dass jedes weitere Handeln vergebene Mühe ist“, äußerte auch Andreas Hartmann seine Befürchtung, dass der Baum dem Tod geweiht ist.

Moderne Technik

Die Eiche an der Bergstraße sorgt seit vergangenem November für Schlagzeilen. Zunächst war es ihre Vorgängerin – eine zweihundert Jahre alte Eiche –, die im Zuge des Baus der Umgehungsstraße und wegen Pilzbefalls gefällt wurde. Die Deges, als Projektträger der Ortsumgehung, pflanzte eine neue Eiche und veranschlagte 100 000 Euro – für den Kauf, den Transport sowie für die Pflege in den kommenden sieben Jahren. Sensoren signalisieren dabei einer Pflegefirma in Anklam, wann die Eiche Wasser braucht. Darüber hinaus hatte sich Baumsachverständiger Neidhardt Krauß vor rund acht Wochen Gedanken über den Boden gemacht, dessen oberste Schicht seiner Meinung nach aus Bauschutt besteht und die Gefahr berge, bei Starkregen ins Rutschen zu geraten. Der Eiche bescheinigte er Vitalität.

Vieles ist möglich

Doch nun das: Neubrandenburgs wohl berühmteste Eiche sieht aus wie abgestorben. Neidhardt Krauß hat mehrere Überlegungen. „Die Technik könnte ausgefallen sein“, sagt er. Die Fachfirma in Anklam könnte gedacht haben, weil die Sensoren nicht ausgelöst haben, dass es dem Baum gut geht – die Eiche aber in Wahrheit vertrocknet ist. Möglich sei auch, dass die Eiche zu viel gewässert wurde. „Aufgrund von Sauerstoffmangel ersticken dann die Wurzeln“, erklärt er. Weiterhin sei ein Schädling denkbar, den er aber auf den ersten Blick nicht ausmachen konnte. Oder jemand könnte die Eiche vergiftet haben. Ein solches Handeln will der Baumsachverständige aber ausschließen.

„Wurzeln haben genug Wasser”

Nico Fabinski, Geschäftsführer der beauftragten Pflegefirma von Gala Tief in Anklam, hat eine ganz andere Erklärung. Er hat sich den Baum am Dienstag tatsächlich höchstpersönlich angeschaut – und auch gewässert. Aber nicht, weil es unbedingt nötig gewesen sei, wie er sagte. Der Rindenmulch in der Pflanzgrube sei feucht gewesen, vor rund zwei Wochen sei mit 700 Litern gewässert worden. Für ihn ein Zeichen, dass die tiefer liegenden Wurzeln genug Wasser haben. Laut seiner Aussage habe auch die Technik funktioniert, die er aber noch einmal kontrolliert hat. Aufgrund dieser Anzeige sei auch in den vergangenen Hitzetagen kein zusätzliches Wässern notwendig geworden.

Blätterfall als Selbstschutz

Dass die Eiche braune Blätter hat, erklärt er mit einem „Hitzeschock“. „Die Eiche kommt aus der Baumschule, stand dort zwischen anderen Bäumen, hatte Schatten“, zählt er auf. Auf dem Plateau sei sie Wind und Wetter und vor allem der derzeitigen Hitze massiv ausgesetzt. Um sich selbst zu schützen, würde ein Baum dann einfach die Blätter abwerfen. „Die Eiche ist nicht tot“, betont er. Sie würde noch in diesem Jahr neue Blätter austreiben, aber wohl nicht mehr so viele wie vorher. Im kommenden Jahr muss nach den Worten von Nico Fabinski nach kein Hitzeschock befürchtet werden. Dann hätte sich die Eiche an die äußeren Umstände gewöhnt.