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Mordprozess

Starb Leonie durch einen Sturz? Gutachter sagt aus

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Der Mordangeklagte David H. behauptet, dass die kleine Leonie (6) an den Folgen eines Treppensturzes starb. Daran gibt es erhebliche Zweifel, zu denen nun ein Experte Stellung nahm.
Veröffentlicht:21.11.2019, 10:33

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Dekra-Sachverständiger Frank Maroschaft hat am Donnerstagmorgen vor dem Landgericht Neubrandenburg im Mordprozess Leonie (6) ausgesagt. Der Diplom-Ingenieur hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg ein Gutachten der beiden Puppenwagen angefertigt, mit denen die sechsjährige Leonie laut Aussage des Angeklagten die Treppe im Hausflur heruntergestürzt sein soll.

David H., Stiefvater der toten Sechsjährigen aus Torgelow, ist wegen Mordes durch Unterlassen und Misshandlungen angeklagt. Er behauptet, Leonie sei am 12. Januar dieses Jahres an den Folgen eines Sturzes im Treppenhaus gestorben. Einer von zwei Puppenwagen, mit dem sie ihm zufolge spielen wollte, zeige daher Beschädigungen. Die Anklage wirft H. vor, erst Stunden nach dem Sturz den Notruf gewählt zu haben – viel zu spät.

„Erhebliche Krafteinwirkung” auf Leonies Puppenwagen

Zudem wird angezweifelt, dass die kleine Leonie zum Zeitpunkt des Notrufs überhaupt noch gelebt hat. Notarzt und Sanitätern zufolge müsste das Mädchen schon vor dem Notruf tot gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte das Mädchen mehrfach so misshandelt, dass es infolge der Verletzungen starb. Auch den zweijährigen Bruder soll er misshandelt haben. 

Die Beschädigungen an den Puppenwagen könnten die Version des Mordangeklagten daher entweder stützen oder widerlegen. Beide Puppenwagen seien beschädigt gewesen, der ältere der Puppenwagen wies ein gebrochenes Drehgelenk auf. Der Gutachter machte deutlich, dass es „erhebliche Krafteinwirkungen” brauche, damit ein solches Gelenk bricht. Ob ein Treppensturz ausreichend sei, konnte der Sachverständige nicht sagen. Wie alt die Beschädigungen an den Puppenwagen gewesen waren, konnte ebenfalls nicht ermittelt werden.

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Ursprünglich sollte der Gutachter schon am Dienstag vor Gericht aussagen. Der Verhandlungstag fiel jedoch aus, da ein Schöffer erkrankt war. 

Der Angeklagte David H. schweig bislang in dem Prozess. Er will erst im Dezember aussagen. Bis dahin wird auch Janine Z., die Mutter der toten Leonie, noch einmal verhört. Sie ist in diesem Prozess Zeugin, in einem abgetrennten Vefahren wird allerdings auch gegen sie ermittelt.