„Millionengrab“
Streit um Neubrandenburger Flugplatz neu entfacht
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min
Drei Millionen Euro – so hoch sind die Verluste, die der Flugplatz Neubrandenburg-Trollenhagen (FNT) in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat. Mehr als die Hälfte davon musste die Stadt Neubrandenburg tragen, hat Nicolas Mantseris, Chef der vierköpfigen Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen/Piraten in der Stadtvertretung ausgerechnet. Die Subvention des Flughafens habe auch auf der Streichliste des städtischen Haushaltssicherungskonzeptes (HSK) gestanden. Doch eine Mehrheit der Stadtvertretung habe diesen Posten gegen die Stimmen seiner Fraktion aus dem HSK genommen, monierte Mantseris.
Anlass für seine Kritik, die die Grünen schon seit Jahren anbringen, ist der vor wenigen Wochen erfolgte Erwerb eines Teils des ehemals militärisch genutzten Fliegerhorsts, für den die FNT rund zwei Millionen Euro an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hinblättern musste. Mit dem Kauf des Areals erhöht sich zugleich der Zuschussbedarf für die FNT-Gesellschafter, also den Kreis, die Stadt und die Stadtwerke Neubrandenburg sowie die Gemeinde Trollenhagen. „Die kommunalen Gelder kommen nur einigen wenigen zu Gute. Offensichtlich werden vor allem die Trainingsstunden von Flugschülern subventioniert“, so Mantseris.
Oberbürgermeister Silvio Witt, das Landratsamt und die IHK verteidigen die hohen Zuschüsse. Der Flughafen sei ein wichtiger Bestandteil des einzigen Oberzentrums im Osten von MV, sagte Witt. Er werde keine infrastrukturelle Anbindung an die Viertorestadt infrage stellen, „sondern sich um eine Festigung und den Ausbau bemühen“. Der Zuschussbedarf sei dank „guter Managementleistung“ in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Ähnlich argumentierte eine Sprecherin des Landratsamtes. Zusammen mit der der „großen Mehrheit der Kreistagsmitglieder (einschließlich der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)“ sei man sich einig, dass der Flughafen zur Erhaltung der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts notwendig sei.
Hoffen auf Investorenanreiz für 2019
Infrastruktur wie der Flughafen sei nicht ohne öffentliche Zuschüsse zu haben, sagte Ralf Pfoth, Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK. Viele Unternehmen hätten ihre Investitionsentscheidungen von der Existenz des nahen Flugplatzes abhängig gemacht. Damit wichtige Geschäftspartner schnell nach Neubrandenburg kommen könnten, sei der FNT unverzichtbar, betonte Pfoth. FNT-Geschäftsführer Alexander Karn verwies auf eine Untersuchung von 2014, wonach der Flughafen „positive regionalökonomische Effekte in einer Größenordnung von 300 000 bis 400 000 Euro pro Jahr“ erzeuge. Karn setzt darauf, dass Investoren ab 2019 erstmals Gewerbegrundstücke mit direktem Zugang zum Flugplatz angeboten werden können.
Mantseris kennt diese Argumente als langjähriger Stadtvertreter wohl zur Genüge. Er hält mit einer Rechnung dagegen: 2016 habe der Flughafen 362 000 Euro Verlust gemacht, das seien rund 991 Euro pro Tag. Bei 26 Flugbewegungen pro Tag, also Starts und Landungen, ergäben sich 13 Flüge pro Tag, so der Grüne. „Jeder Flug wurde damit mit mehr als 74 Euro bezuschusst.“