StartseiteRegionalNeubrandenburgTeure Geige im Bus vergessen – wer weiß mehr?

Frau verzweifelt

Teure Geige im Bus vergessen – wer weiß mehr?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Schon seit Wochen vermisst eine Musikschülerin ihre geliebte Geige – die bleibt spurlos verschwunden. Oder findet sich das Instrument vielleicht doch noch wieder an?
Veröffentlicht:26.01.2022, 08:02

Artikel teilen:

Zuerst war Annette Henning (Name geändert) noch optimistisch, später entsetzt und dann nur noch sauer. Denn ihre geliebte Geige, auf der die Frau schon seit sechs Jahren an der Neubrandenburger Musikschule das Spielen lernt, ist verschwunden. Ohne jede Spur. Schon seit dem 1. Dezember – das Datum vergisst Annette Henning so schnell nicht.

Die Musikschülerin fuhr ihrer Erzählung nach an jenem Abend nach dem Unterricht in Neubrandenburg mit dem Landbus der Linie 12 Richtung Waren nach Hause. Wie schon so oft. Doch jetzt vergaß sie zum allerersten Mal beim Aussteigen an ihrer Haltestelle in dem kleinen Heimatdorf das Köfferchen mit dem kostbaren Instrument.

Rechnung für geliehenes Instrument gestellt

Ein schneller Anruf bei dem Busunternehmen brachte keinen Erfolg, am Abend war dort niemand mehr zu erreichen. Aber auch die anschließende Befragung des Busfahrers am nächsten Tag führte zu keiner Erfolgsmeldung – der Mann hatte nichts gesehen und keine Violine in seinem Bus gefunden. „Ich habe sogar noch an der Bushaltestelle gesucht, ob sie dort vielleicht jemand abgestellt hat“, klammerte sich Annette Henning seinerzeit an jeden Hoffnung verheißenden Strohhalm. Aber vergebens.

Der Musikschülerin blieb nichts anderes übrig, als den Verlust ihrer Musikschule zu melden. Und von dort kam bald, wie nicht anders zu erwarten, eine Rechnung. Ein ganzes Stück mehr als 1000 Euro verlangte die Leitung von ihrer treuen Musikschülerin für die verlorengegangene Violine. „Da war nichts zu machen“, so die vergessliche Geigenspielerin. Schließlich sei sie für das Instrument verantwortlich gewesen. Und die Versicherung will nicht zahlen, musste sie inzwischen auch erfahren. Jedenfalls sei die Haftung für liegengebliebene und dann verschwundene Dinge nicht Bestandteil des Versicherungsvertrags. Pech gehabt.

Wenn ein Finder sie behält, kann es teuer werden

Als die Sache mit der verschwundenen Geige tatsächlich Realität wurde, sei sie so richtig sauer gewesen, erzählt die Musikerin. Die sogar recherchierte, ob ihre schmerzlich vermisste Violine vielleicht irgendwo auf einschlägigen Internet-Portalen zum Kauf angeboten wird. Aber leider, so die Hobby-Ermittlerin, habe sie nichts finden können.

Eine Nordkurier-Nachfrage im Neubrandenburger Amtsgericht ergab, dass sich strafbar gemacht hat, wer den Geigenkasten mit dem Instrument aus dem Bus mitgenommen und nirgendwo abgegeben hat. Fundunterschlagung nennen Juristen das Delikt. Das bezieht sich auf Fälle, in denen eine Person einen Gegenstand findet und diesen in der Absicht einsteckt, ihn auch zu behalten.

Schülerin lässt vom Geigenspiele nicht

Kommt die Angelegenheit ans Tageslicht, droht eine Geldstrafe oder im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Wichtig dabei: Es ist nicht verboten, die Fundsache einzustecken und mitzunehmen, wenn das Vorhaben besteht, den Eigentümer ausfindig zu machen und ihm sein Eigentum zurückzugeben.

Vielleicht, so die Hoffnung, kann der Nordkurier bei der Suche nach der verschwundenen Violine Unterstützung bieten – wenn sich möglicherweise jemand meldet, der etwas darüber gehört hat. Vom Geigenspielen will Annette Henning jedenfalls deswegen noch lange nicht lassen – und bleibt ihrer Musikschule und ihrem Instrument treu.