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Baumfällung

Trauer und Zorn um gefällte Eiche

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Bäume hätten hier „einen schlechten Stand” – so kommentieren viele Nordkurier-Leser die Fällung der markanten Eiche an der Bergstraße. Auch die geplante Holzbank, löst kaum Beifall aus.
Veröffentlicht:07.02.2019, 06:04

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Die Fällung der mehr als 200 Jahre alten Eiche an der Bergstraße, für deren Erhalt sich in den vergangenen anderthalb Jahren zahlreiche Neubrandenburger ausgesprochen hatten, löst heftige Reaktionen aus. Am Lesertelefon wie auch auf den Internet- und Facebook-Seiten des Nordkurier geben viele Leser ihrer Trauer und Wut Ausdruck.

„Traurig, dass alles weichen muss”

„Diese Menschen haben kein Gewissen vor der Natur, sie wissen nur, was in ihrem Geldbeutel ist“, prangert ein Online-Leser per Kommentar die Gründe der Fällgenehmigung an. Die Errichtung von Spundwänden, um die steile Böschung zu stabilisieren, war von der zuständigen Behörde für unzumutbar aufwändig bei zugleich ungewisser Erfolgsaussicht befunden worden.

„Traurig, dass alles weichen muss, was im Weg steht“, findet Petra Knirk. „Die war so schön, die hätte nicht weg müssen“, schreibt Maik Gorski. Und ein Leser meint: „Man kann auch so bauen, dass die hätte stehen bleiben können.“ In entschieden harschem Ton schimpft ein weiterer Online-Leser auf eine „Schweinerei, die ihresgleichen sucht“ – ein „kleiner Haufen Menschen“ nehme sich „das Recht zu entscheiden, ohne Rücksicht auf Natur, Volksbegehren und Suche nach anderen Lösungen“.

Auch die Bank, die dem Bauträger Deges zufolge in einer Neubrandenburger Tischlerei aus dem Stamm der Eiche gefertigt werden soll, findet da wenig Beifall: „Früher oder später ist die besprüht, kaputt“, befürchtet ein Kommentator auf Nordkurier.de, und ein Anderer meint: „Ich hoffe, dass genug Leute drauf sitzen können, bevor sie beschmiert ist.“ Schon jetzt „ziere“ eine beschmierte Brücke die im Bau befindliche Ortsumgehung, dazu „grüne Hänge ohne Bäume und Sträucher, eine Umgehungsstraße ohne Fahrradweg und Fußgängerweg“.

Kein Winter ohne Motorsäge?

Einen sarkastischen Kontrast bildet der Kommentar eines Online-Lesers: Da habe „endlich einmal die Vernunft über grüne Hysterie gesiegt“, trumpft er auf. Hätte man die Eiche „gleich mit dem Fällen des vorherigen Krepelwaldes mit entsorgt“, wäre das „erheblich billiger und ohne die Nostalgieaussetzer vieler Freizeitempörter gewesen“.

Mahnende Töne schlägt ein weiterer anonymer Onlinekommentator an: „Schade, dass hier immer gleich losgeätzt wird“, heißt es da. Schade sei es um jeden Baum, schlägt er oder sie den Bogen zur Grün-Entwicklung in ganz Neubrandenburg: Im (Forst-)Wald würden Bäume bewusst wie in Plantagen gepflanzt, in der Stadt aber aus anderen Gründen. „Bäume spenden Schatten und Lebensraum, sie lockern das triste, von Beton und Stein geprägte Stadtbild auf. Schlucken Schall und Schadstoffe, sollen Menschen erfreuen und ihnen dabei natürlich nicht auf den Kopf fallen“, zählt der Kommentator mit dem Namen „k.lux” auf.

„Ohne Fanatismus, sondern realistisch“ ist das Resümee gemeint: „Bäume haben in Neubrandenburg einen schlechten Stand und Rathäuser sind beim Thema Verkehrssicherung im Zweifelsfall lieber fein raus“, heißt es in dem Kommentar weiter. So vergehe „kein Winter ohne Motorsäge: Linden an der Marienkirche werden durch junge ersetzt – inklusive albernem Spendenaufruf! Pappeln im Kulturpark stören irgendwelche Sichtachsen auf den Tollensesee. Eichen auf dem Wall werden gefällt, damit man die Stadtmauer sehen kann – etwa vom Ring aus dem Auto heraus?“ Neupflanzungen, so mahnt „k.lux”, hätten es schwer, jemals so groß zu werden wie die entnommenen Bäume. „Also: Jeder große Baum, der fällt, ist für die nächsten Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte einer weniger.“

Versteigerung für benachteiligte Kinder

Somit bleiben nunmehr von der Eiche an der Bergstraße nur Erinnerungen und natürlich die vielen stimmungsvollen Bilder, die während der vergangenen Monate entstanden. So auch ein Aquarell von Südstadt-Bewohnerin Bärbel Stark: Die leidenschaftliche Hobbymalerin bietet ihr Motiv zur Versteigerung an.

Den Erlös möchte sie einem Verein, der sich auf dem Datzeberg um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert, für einen Kinobesuch mit den Schützlingen zur Verfügung stellen. Gebote nehmen wir entgegen per E-Mail an [email protected] oder per Post an die Redaktion Nordkurier, Stichwort Eiche, Friedrich-Engels-Ring 29, 17033 Neubrandenburg.