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Wegen Antisemitismus

Turnvater Jahn als Namenspatron in Gefahr

Berlin / Lesedauer: 2 min

In Berlin geht es einer nach Friedrich Ludwig Jahn benannten Sportstätte an den Kragen. Droht dieses Schicksal bald auch dem Jahnsportforum? Stimmen Sie bei uns ab!
Veröffentlicht:21.06.2018, 16:21

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Nach Ernst-Moritz Arndt, der nicht mehr offizieller Namenspatron der Uni Greifswald sein darf. könnte es nun auch Friedrich-Ludwig Jahn an den Kragen gehen. In Berlin-Pankow soll Medienberichten zufolge der nach Jahn benannte Sportpark umbenannt werden. Die Anlage soll umgebaut und in einen „Inklusionssportpark” verwandelt werden, so ein Medienbericht. Das passe nicht zu Jahn, finden Bezirkspolitiker und fordern, die Gelegenheit für eine Umbenennung zu nutzen.

Grund für ihre Ablehnung Jahns ist insbesondere der Antisemitismus des „Turnvaters” (1778-1852), von dem zudem auch Franzosenhass und Nationalismus überliefert sind. Insofern ist es auf gewisse Weise folgerichtig, dass Jahn nun dasselbe Schicksal droht wie Ernst-Moritz Arndt, den die Kritiker der Uni-Patronats in Greifswalds wegen derselben problematischen Aspekte „abgesetzt” hatten.

Viele Jahn-Erinnerungen in Neubrandenburg

In Neubrandenburg gibt es diverse Erinnerungen an den unter anderem – aber nicht nur – in der NS-Zeit verehrten „Turnvater”. An der Kreuzung von Engels-Ring und der (ebenfalls nach Jahn benannten) Jahnstraße steht eine Büste, das 1996 eröffnete Jahnsportforum trägt seinen Namen, und am Tollensesee steht zu seinen Ehren der monumentale Jahn-Stein.

All das wird wohl – anders als in Berlin – vorerst auch so bleiben. Von der Stadtverwaltung, die das Jahnsportforum betreibt, hieß es auf Nordkurier-Anfrage, Pläne zur Umbenennung seien im Rathaus „derzeit nicht vorhanden.”

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Turnvater Jahn war Hauslehrer in Neubrandenburg

Arndt und Jahn kannten sich: Jahn wirkte um die Jahrhundertwende, wo er der Forschung zufolge auch Ernst-Moritz Arndt begegnete. Später war Jahn ebenfalls Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, genau wie Arndt.

Jahn gilt als Begründer des Turnens und der Turnerbewegung, die in der Zeit des Vormärz eng mit der Nationalbewegung verknüpft war. Wegen seiner nationalistischen Umtriebe, die damals vor allem auf die Entstehung eines einheitlichen und freiheitlichen Deutschlands gerichtet waren, geriet er zeitweise auch in Konflikt mit der aristokratischen Herrschaft und war zeitweise auch inhaftiert. Lange zuvor hatte er, nach seinem abgebrochenen Studium in Greifswald und Göttingen, in Neubrandenburg als Hauslehrer gewirkt.