Den beiden leicht verletzten Mitarbeitern des Neubrandenburger Wachschutzunternehmens WSN, die in ihrem Geldtransporter am Mittwoch im Zentrum von Berlin überfallen worden sind, geht es nach den Worten ihres Geschäftsführers Harnid R. Schmidt schon besser, wie er dem Nordkurier auf Nachfrage sagte. Beiden, einem Mann und einer Frau, wurde Reizgas ins Gesicht gesprüht, der männliche Kollege habe zudem einen Schlag auf den Kopf abbekommen und die Mitarbeiterin wurde leicht an der Hand verletzt. Sie konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen, so Schmidt.
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Täter sind auf der Flucht
Neben den beiden Wachleuten sind auch zwei Bankangestellte verletzt worden, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte. Die Täter sind auf der Flucht. Laut Polizei ereignete sich der Überfall gegen 11.15 Uhr vor einer Postbankfiliale. Zwei Räuber sollen an der Tat gewesen sein. Während des Überfalls versprühten die Täter Reizgas. Auch mehrere Schüsse in die Luft sollen abgegeben worden sein. Nach der Tat sollen die Täter mit ihrer Beute in einem Fahrzeug geflüchtet sein. Die Polizei sperrte den Tatort ab und sicherte Spuren.
In Berlin gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe von Überfällen auf Geldtransporter. Auch die Wachschutz-Firma aus Neubrandenburg war im Oktober 2018 bereits Opfer eines Raubüberfalls geworden. Im Februar hatten Unbekannte vor einem Supermarkt im Stadtteil Neukölln zugeschlagen und Geld erbeutet. Spektakulär verlief ein Raubüberfall auf einen Geldtransporter vor einer Bankfiliale auf dem Berliner Ku'damm 2021: Die Täter trugen orangefarbene Müllmann-Kleidung, sie erbeuteten fast 650.000 Euro. Das Gericht verhängte gegen einen Mann sieben Jahre Gefängnis, vier der Täter sind aber noch nicht ermittelt.
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Ein WSN-Mitarbeiter schoss zurück
„Berlin ist ein heißes Pflaster”, sagt WSN-Chef Schmidt dazu. Vor zwei Jahren, sagte Schmidt, habe einer ihrer Mitarbeiter, auf den in der Bundeshauptstadt geschossen wurde, das Feuer erwidert und einen Kriminellen verletzt. „Klassischer Fall von Notwehr”, so der Experte.
Schmidt gab aber zu bedenken, dass die Gegenwehr bei einem Überfall nicht vollständig trainierbar sei. „Wir appellieren immer, die Umwelt aufmerksam zu beobachten, aber wenn so ein Überfall aus dem Hinterhalt erfolgt, ist man immer überrascht.” Betroffenen Mitarbeitern, die eine solche Erfahrung schon machen mussten, wird im Unternehmen psychologische Hilfe angeboten.
Brutaler Überfall kostete Wachmann das Leben
Leider noch gut erinnert man sich in Neubrandenburg an jenen verhängnisvollen Abend im Oktober 1997. Ungläubiges Entsetzen machte in der Vier-Tore-Stadt die Runde, als sich die Nachricht von dem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter wie ein Lauffeuer verbreitete. Nur eine Stunde nach dem Überfall erlag ein Wachmann des Unternehmens Wachschutz Neubrandenburg, ein 51 Jahre alter Familienvater, seinen schweren Schussverletzungen. Die Beute, Tageseinnahmen eines großen Supermarktes im Neubrandenburger Bethaniencenter in Höhe von immerhin 238.000 Mark, blieb samt den ruchlosen Tätern bis heute verschwunden.
Die Neubrandenburger Firma WSN zählt bundesweit zu den größeren Mittelstandsunternehmen im Geld- und Werttransport und besitzt Filialen unter anderem in Berlin, Güstrow und Anklam.