Fordernde Kinder zu Halloween

Und Ruhe ist

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Vielleicht machen Sie es in diesem Jahr wie Steffen Rump: Wenn Kinder zu Halloween an seiner Tür klingeln, dreht er den Spieß einfach um.  
Veröffentlicht:30.10.2013, 21:15

Artikel teilen:

Fledermausflügel, Vampirzähne, Totenschädel, Warzennase unterm Hexenhut, weiß geschminkte Gesichter – es ist schon eine gruselige Mischung, die alle Jahre wieder zu Halloween vor der Tür steht und fordert: „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ Was aber, wenn auf das Klingeln der verkleideten Kinder ein derart gruseliges Monster die Tür öffnet, dass die kleinen Geister schreiend davon laufen und sich nicht mehr blicken lassen?

Steffen Rump hat den Spieß umgedreht. Die Mini-Gespenster, die am 31. Oktober bei ihm in der Förster-Frimel-Straße in Neubrandenburg anklopfen, müssen hart im Nehmen sein, denn er denkt sich besonders gruselige Verkleidungen aus. Keineswegs, weil er Kinder nicht mag. Aber von Jahr zu Jahr nahm der Strom der Süßigkeiten fordernden Kinder zu. „Irgendwann hab’ ich mir gesagt: Wenn die mich erschrecken wollen, kann ich das auch“, sagt er.

So richtig hat das mit der Abschreckung nicht geklappt. Jetzt kommen die Kinder nämlich wegen seiner Inszenierung. Inzwischen ist der 41-Jährige eine Institution in dem Carls­höher Wohngebiet. Mehr als 100 Kinder, schätzt er, kommen alljährlich.

Im ersten Jahr seiner „Monster“-Karriere stattete sich Steffen Rump nur mit einer Maske aus, auch das habe die Kinder schon beeindruckt. In einem Jahr saß er im Dunkeln bewegungslos wie eine Puppe in einem Schaukelstuhl vor seiner Tür und erhob sich plötzlich, wenn die Halloween-Geister klingelten – mit großem Weglauf-Erfolg. Wer weiß,
wie viele Kinder bis heute
im Schlaf hochschrecken, weil sie ihn vor zwei Jahren mit grüner Maske und Kettensäge erlebten. Im vergangenen Jahr kam er als Kopfloser um die Ecke, nur ein leuchtendes ­Basecap schwebte oberhalb des Kragens. Diese Idee hat er jetzt wieder aufgegriffen und eine Verkleidung gebastelt, in der er nicht nur ein Auge, sondern auch seinen Kopf verloren hat, den er vor sich her trägt.

Ein schlechtes Gewissen hat Steffen Rump nicht angesichts der zahlreichen schreienden Kinder. „Wer klingelt, hat Schuld“, sagt er lachend. Einmal sei ein Mädchen weinend bis zum Ende der Straße gelaufen und habe schluchzend gesagt, sie wolle nie wieder zu Halloween. Allerdings sei seine Frau die Trösterin, die die erschreckten Kinder wieder beruhigt und Süßes verteilt. Wenn sie nicht schon das Weite gesucht haben. Seine Methode spare auf jeden Fall Bonbons. Bei so vielen, offensichtlich aus anderen Stadtteilen anreisenden Kindern kann der 31. Oktober finanziell schon ins Kontor schlagen.

Nachdem sich Steffen Rumps Auftritte über Carlshöhe hinaus rumgesprochen haben, muss er auch einem gewissen Erwartungsdruck gerecht werden. Er habe aber keine Bange, dass ihm mal nichts mehr einfalle, sagt er. „Ich hab schon Sinn für solche Sachen. Ich teile gern aus, kann aber auch gut einstecken“, sagt er. Er und seine Nachbarn im Wohngebiet haben aus der Not mit den vielen Halloween-Touristen längst eine Tugend gemacht. Viele treffen sich in der Familie oder im Freundeskreis zu gemüt­lichen Runden an Feuer­schalen mit Glühwein, Suppe und Gegrilltem.