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Höhere Kontogebühren

Verbraucherzentrale kritisiert Sparkasse Neubrandenburg-Demmin

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Hunderte Papierseiten wurden Sparkassen-Kunden zugeschickt – mitsamt einer Gebührenerhöhung. „Hochproblematisch“ findet die Verbraucherzentrale.
Veröffentlicht:13.08.2022, 07:11

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Die Verbraucherzentrale MV kritisiert das aktuelle Vorgehen der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin. Die derzeit versendeten Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) seien „hochproblematisch“, sagte Stephan Tietz von der Verbraucherschutzzentrale Mecklenburg-Vorpommern auf Nordkurier-Anfrage. Der Fachbereichsleiter für Finanzdienstleistungen hält wenig davon, dass Kunden Hunderte Seiten mit „kleingedrucktem und hochjuristischem Inhalt“ zum Unterschreiben bekommen.

Eigentlich nicht zumutbar

„Für mich stellt sich da die Frage, ob so etwas überhaupt wirksam ist, doch an die Grundproblematik traut sich niemand heran“, sagt er. Das Durchlesen aller Bedingungen sei dem Kunden eigentlich nicht zuzumuten. Doch grundsätzlich sei das Vorgehen der Sparkassen legal.

Hintergrund: Sparkasse kündigt ersten Kunden in der Seenplatte

Zum Monatsanfang hatten erste Sparkassenkunden zwischen Neubrandenburg und Demmin ihre Kündigungen bekommen, weil sie die neuen AGB nicht akzeptieren. Diese gehen mit einer Gebührenerhöhung einher, das günstigste Konto kostet nun 6,90 Euro im Monat. Damit ist die Sparkasse hier viel teurer, als benachbarte Sparkassen in Mecklenburg Strelitz (5,90 Euro), Müritz (3,70 Euro) oder Vorpommern (2,99 Euro). Einen expliziten Grund nannte das Institut auf Nordkurier-Anfrage nicht, teilte nur mit, dass aus deren Sicht der alleinige Blick auf den Preis bezogen nicht ausreicht. Es müssten auch die anderen inkludierten Leistungen betrachtet werden.

Mit welchen Leistungen sich die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin absetzt, wurde jedoch nicht ausgeführt. Trotz der hohen Gebühren zahlen Kunden etwa bei der Ein- oder Auszahlung an der Kasse ab dem zweiten Mal bereits 2,50 Euro pro Vorgang. Damit steigen die monatlichen Kosten noch weiter.

Kommunen als Träger der Sparkassen in die Pflicht nehmen

Die Kosten hat auch die Verbraucherzentrale im Blick. „Sparkassen sind öffentlich-rechtlicher Natur und sollen vor allem die Grundversorgung gewährleisten“, sagt Stephan Tietz. Diese Aufgabe werde bei solchen Preisen ad absurdum geführt. Verbrauchern bliebe nur die Möglichkeit, zu wechseln, etwa zu einer Sparkasse mit günstigeren Konditionen. „Das fällt aber vor allem Älteren noch schwer, die selten oder gar nicht Online-Banking nutzen“, sagt der Experte.

Laut Stephan Tietz müssten viel mehr die Kommunen als Träger der Sparkassen in die Pflicht genommen werden. Im Verwaltungsrat der Sparkasse Neubrandenburg Demmin sitzen unter anderem Seenplatte-Landrat Heiko Kärger (CDU), Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) hält den Vorsitz. Auf Nordkurier-Anfrage, wie der Neubrandenburger OB denn die aktuellen Gebühren so findet und ob dabei noch von einer Grundversorgung die Rede sein könne, reagierte dieser wortkarg.

„Die Preispolitik der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin ist Aufgabe und Zuständigkeit des Vorstandes. Darüber wird der Verwaltungsrat regelmäßig informiert und um Kenntnisnahme gebeten“, lässt OB Witt sich von seiner Pressestelle zitieren. Eine Aussage, die Stephan Tietz nicht überraschen dürfte. „Die Kontrolle durch die Kommunen funktioniert nicht richtig“, sagt er.

Nach Sparkassenangaben sei bislang lediglich 14 Kunden gekündigt worden, weil diese den AGB und damit den Kontogebühren widersprachen. Aber: Bislang hat auch noch nicht mal jeder dritte der 70.000 Privatkunden überhaupt reagiert. Noch im August sollen die letzten geänderten AGB versendet werden.

Mehr lesen: Sparkasse Vorpommern streicht Strafzinsen

Dieser Artikel wurde am 15. August 2022 um 16.53 Uhr aktualisiert.