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Kriminalität

Vorsicht bei diesen Zeichen auf dem Haustürgriff

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Einwohner in der Neubrandenburger Innenstadt machen sich Sorgen über ungeklärte Phänomene rings um ihre Haustüren. Hat das alles mit einer Einbruchserie zu tun?
Veröffentlicht:22.02.2020, 07:40

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In der Neubrandenburger Dümperstraße herrscht Aufregung. Dabei wohnen die Mieter hier eigentlich in aller Ruhe – abgesehen vom tagsüber nie endenden Innenstadt-Autoverkehr. Aber was sich hier gerade vor dem Haus mit der Nummer acht abgespielt hat, hebt den Blutdruck der Einwohner und bescherte ihnen zudem viele zusätzliche Wege treppauf und treppab. Denn den Mietern kommt der Türknauf an ihrer Haustür nicht mehr geheuer vor. Mehr noch: An dem Verschluss hat sich Merkwürdiges zugetragen, gleich zweimal.

Bewohner schließen jetzt ab

Die Türöffner oben in den Wohnungen funktionieren nicht mehr. Die Einwohner haben sich entschlossen, ihre Haustür nun immer von innen abzuschließen. Ein an die Tür geklebter Zettel soll daran erinnern. Denn – wird die neue Sicherungsmaßnahme vergessen, konnte bis vor kurzem jeder, der wollte, in die Dümperstraße 8 gelangen.

Angefangen hat das ganze Mysterium mit eingeritzten Symbolen auf dem Türknauf. Eine Mieterin, die aus ihrer Wohnung immer alles gut überblicken kann, hat die Bescherung als erste erlebt. Und weil ihr einfiel, vor längerer Zeit in ihrer Heimatzeitung etwas über sogenannte Gaunerzinken gelesen zu haben, hat sie gleich selbst Hand angelegt und die eingeritzten Zeichen mit anderen Kritzeleien „übermalt“. Aus Sorge um die Sicherheit ihrer Wohnung und der Nachbarn. Denn die ältere Dame hat gelernt, dass sich Ganoven und Einbrecher über solche Geheimzeichen verständigen können.

Gauner-Zinken sind Nachrichten für Einbrecher

Die Zeichen sehen meistens aus wie harmlose Kritzeleien von übermütigen Jugendlichen. Es sind aber Kurznachrichten von Einbrechern für Einbrecher. Schon im Mittelalter haben sich damit Bettler und Diebe gegenseitig darüber informiert, ob sich ein Objekt „lohnt“ oder nicht. Eine gemalte Katze zum Beispiel soll „Ruhig aufdringlich werden“ bedeuten. Eine gezackte Linie dagegen warnt: „Achtung, bissiger Hund“. Die Zeichen können auch Auskunft darüber geben, wie viele Personen in einem Haus leben, welches Geschlecht sie haben, was sie bereit sind zu geben oder wann die beste Zeit für einen Einbruch ist.

Noch mehr ist aber geschehen, dass sich die Einwohner nicht erklären können. Denn nur ein oder zwei Tage nach dem Auftauchen der komischen Symbole auf dem Türknauf hat der Türverschluss seinen Dienst versagt. Der Knauf ist wohl manipuliert worden, durch einfaches Drehen kann jetzt jeder ungebetene Gast ins Haus gelangen – wenn nicht zusätzlich verschlossen wird. Beim Vermieter, der Neuwoges, ist der Schaden schon gemeldet, nach Meinung der Mieter hat man sich dort ganz schön viel Zeit mit der Reparatur gelassen. Aber am Donnerstag war ein Haustechniker an der Haustür und hat alles wieder repariert. Wie es zu der „Fehlfunktion“ kommen konnte, wusste der Mann auch nicht zu erklären und ob der Knauf vielleicht sogar tatsächlich manipuliert war.

Einbruchsserie hält die Polizei in Atem

Aber gut so. Denn bei der Polizei hört man nie gern, wenn „Hürden“ für das Eindringen in Häuser oder Wohnungen beseitigt werden. Weil alles, was Einbrechern das Leben schwer macht, helfen kann, einen Einbruch zu verhindern, heißt es bei den Ordnungshütern. Erfahrungsgemäß würden Ganoven nur drei bis höchstens fünf Minuten versuchen, in ein Haus oder eine Wohnung einzudringen. Danach sei ihnen oft das Risiko zu groß, entdeckt zu werden. Drei bis fünf Minuten, das klingt zwar nicht viel, aber erfahrene Einbrecher brauchen nur ein paar Sekunden, um ein normales, geschlossenes Fenster aufzuhebeln – oder eine einfache Wohnungstür.

Einen aktuellen Zusammenhang zwischen möglichen „Gaunerzinken“ in der Dümperstraße und der gerade anhaltenden Einbruchsserie in Neubrandenburg und der gesamten Seenplatte sehen die Ermittler allerdings nicht. In fast zwei Dutzend Häuser und Wohnungen sind unbekannte Diebe in den vergangenen zwei Wochen schon eingebrochen. Noch laufen die Einbrecher frei herum und die Polizei ruft zu verstärkter Wachsamkeit auf. Woran sich die Mieter in der Neubrandenburger Dümperstraße auch gehalten haben.