Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zieht bei einer Flüchtlingsunterkunft in Neubrandenburg jetzt Konsequenzen. Ab diesem Freitag werde täglich ab 18 Uhr ein Wachsschutz eingesetzt sein, teilte die Kreisverwaltung auf Anfrage mit.
Viele Familien in Ein-Raum-Wohnungen untergebracht
In der Unkel-Bräsig-Straße auf dem Datzeberg hat der Landkreis einen ganzen Wohnblock angemietet, um dort nach aktuellem Stand 165 Geflüchtete aus der Ukraine unterzubringen. Eine von vielen Entscheidungen, um kurzfristig Unterkünfte für die vor dem Krieg geflohenen Männer, Frauen und Kinder bereitstellen zu können. Der Block war weitestgehend leergezogen, die „stadt land Grundbesitzgesellschaft mbH“ hatte als Eigentümer kurzerhand die Wohnungen renoviert und neu eingerichtet. Erste Balkone sind neu angestrichen, die meist kinderreichen Familien teilen sich mit bis zu sechs Menschen 36 Quadratmeter große Ein-Raum-Wohnungen, auch Drei-Raum-Wohnungen mit bis zu 84 Quadratmetern wurden angemietet.
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Doch reibungslos verlief der Einzug nicht. Anwohner berichten dem Nordkurier, dass seit Mitte Juni „Chaos“ herrsche. Regelmäßig komme es bis tief in die Nacht zur Ruhestörung, selbst kleine Kinder würden bis zum sommerlich späten Einbruch der Dunkelheit noch auf der Straße spielen, das Viertel werde regelmäßig mit lauter Musik beschallt. Auch die Verschmutzung habe zugenommen. Die Verantwortlichen müssten sich mal was anderes einfallen lassen, schimpft ein Anwohner. „Man kann schon tagsüber vor Hitze die Fenster nicht öffnen, aber spätestens abends möchte ich die Fenster aufmachen.“ Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat mittlerweile verschiedene Aushänge aufgehängt. So konnte wohl zumindest das Problem bei den Mülltonnen eingedämmt werden, die zu Beginn regelrecht zugestellt und von den Kindern als Spielplatz genutzt wurden.
Polizei hat nur einen registrierten Einsatz
Die Polizei verzeichnete in den vergangenen Wochen einen Einsatz wegen Ruhestörung. „Wir haben für Ruhe gesorgt und alle belehrt“, sagte eine Polizeisprecherin. Nach Angaben der Anwohner habe diese Ruhe nicht lange vorgehalten, weitere Einsätze der Polizei gab es allerdings nicht. Aushänge und der Einsatz eines Sicherheitsdienstes sollen nur kurz für Besserung gesorgt haben.
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Dem Landkreis ist das Problem bei dem Block, in dem vor allem Menschen aus der Volksgruppe der Sinti untergebracht sind, schon länger bekannt. „Es ist einfach eine andere Kultur“, sagt ein Verantwortlicher des Sozialdezernats verständnisvoll. Doch es gebe Regeln, die noch stärker beachtet und vermittelt werden sollen.
Nutzung des Blocks soll nur Zwischenlösung sein
Schon zuvor habe es deswegen regelmäßige Termine mit Kollegen des Unterbringungsmanagements in der Straße gegeben, teilte der Landkreis offiziell mit. „Zusammen mit dem Vermieter und dem Hausmeister wird hier dafür gesorgt, dass Sauberkeit und Ordnung gehalten werden.“ Zudem sei die Verwaltung in enger Abstimmung mit dem ASB, der die dezentrale Betreuung für die untergebrachten Menschen übernimmt. Denn der kurzerhand zu einer Art Notunterkunft umfunktionierte Block soll nur eine Zwischenlösung sein.