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Tag der offenen Tür

Warum mag niemand die Polizei?

Friedland / Lesedauer: 3 min

Friedlands Polizisten wollten zeigen, was sie so den ganzen Tag machen. Also öffneten sie ihre (Zellen)-Türen und verrieten, was sie am häufigsten machen.
Veröffentlicht:22.09.2019, 15:27

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„Da war schon mal ein Dieb drin!“, erzählt Luca ganz aufgeregt, als er aus dem Gewahrsamsraum in Friedländer Polizeirevier kommt. Gefürchtet hat sich der Sechsjährige dort drinnen aber nicht bei der kurzen Besichtigung der kahlen, gefliesten Zelle: Schließlich hat er nichts ausgefressen; vielmehr will er selbst womöglich mal als Polizist Bösewichter jagen. Ausgerüstet ist der Sechsjährige schon bestens: „Wir mussten extra noch mal nach Hause, weil er unbedingt die Uniform anziehen wollte“, verrät seine Oma Simone Busch.

Umso besser, dass Luca und all die anderen Besucher einen Tag lang die Arbeit der Polizei ganz aus der Nähe erleben können: Mit einem Tag der offenen Tür anlässlich des Stadtjubiläums gibt das Revier die seltene Gelegenheit, sich dort umzuschauen, wo außer den Beamten sonst nur Übeltäter oder aber Opfer und Zeugen von Straftaten hinkommen.

34 Mitarbeiter gehören zum Polizeirevier

Warum viele Menschen solche Scheu vor der Polizei haben, leuchtet dem erfahrenen Beamten Bernd Biege so gar nicht ein. Wildschaden, Garageneinbruch, Fahrradklau würden oft nicht angezeigt, weil die Betroffenen überzeugt sind, die würden sowieso nicht aufgeklärt. Wenn dann aber Kommissar Zufall Unverhofftes aufdeckt, könnten sie noch zu ihrem Recht kommen, verdeutlicht der Polizeihauptmeister.

34 Mitarbeiter gehören zum Friedländer Revier, dessen Einzugsgebiet von der vorpommerschen Grenze östlich um Neubrandenburg herum bis Woldegk und kurz vor Usadel reicht. Je zwei von ihnen sind als Kontaktbeamte in Burg Stargard, Woldegk und Neverin eingesetzt, erklärt Biege den Besuchern in der vor einem Jahr neu ausgerüsteten Wache, wo die Einsätze der Kollegen koordiniert werden. Auch die Absicherung von Fußballspielen und Demonstrationen im Land oder Abschiebungen gehört zum breiten Spektrum ihrer Arbeit. Verstärkt wird das Revier an der Salower Straße durch vier Beamte in der Außenstelle des Kriminalkommissariats.

Um zu zeigen, was Polizeiarbeit alles ausmacht, beteiligen sich am Tag der offenen Tür noch kundige Partner mit Informationen und Technik. Die Bundespolizei zum Beispiel und die Fachhochschule in Güstrow, an der Polizisten ausgebildet werden; ebenso der Zoll oder auch die Verkehrswacht mit Fahrsimulatoren, an denen gefährliche Situationen geübt werden können.

„Wir schreiben, schreiben, schreiben.“

Zur Stelle ist außerdem das Autobahn- und Verkehrspolizeirevier Altentreptow mit anschaulichen Beispielen seines Wirkens bei der Verkehrsüberwachung zwischen vorpommerscher und brandenburgischer Grenze; bei der Begleitung von Schwerlasttransporten etwa mit Windrädern oder Schiffsschrauben; bei der technischen Überprüfung von Lastzügen; beim Einsatz gegen Tempo-, Rot- und Überholsünder.

Ob sie da nicht die unbeliebtesten aller Polizisten sind? Das glaubt Polizeihauptmeister Uwe Marek nicht: „Es geht uns ja nicht ums Abstrafen. Wir wollen ins Gespräch kommen darüber, warum wir das machen“, verweist er auf die Gefährdung nicht nur durch Raser, sondern auch durch nicht verkehrssichere Laster oder übermüdete Fahrer. Er jedenfalls gehe gern zur Arbeit, betont Marek. Wer sich für einen Beruf bei der Polizei interessiere, müsse sich aber auch über die Normalität von Stress und Schichtdienst im Klaren sein.

Und von Schreibarbeit, erklärt Bernd Biege wiederum den Besuchern im Revier: Alles müsse genaustens dokumentiert werden: „Wir schreiben, schreiben, schreiben“, sagt der Polizist. Und Simone Busch stupst Erstklässler Luca an: „Siehst du, deshalb musst du gut lesen und schreiben lernen!“