Lange Wunschliste
Was beim Bahnhof-Umbau in Neubrandenburg versäumt wurde
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min
Ein paar Wochen noch, dann ist das Großprojekt geschafft: Der Umbau des Neubrandenburger Bahnhofs soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Grundsätzlich ein Grund zur Freude für Marcel Drews, schließlich ist der Neubrandenburger leidenschaftlicher Bahnfahrer und Landeschef des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Doch genau deshalb macht Drews auch Forderungen auf. Denn das freundlicher gestaltete Umfeld ist eine Seite der Medaille, die noch längst nicht ausreichenden Angebote für Bahnfahrer von Neubrandenburg aus sind die andere Seite.
Da wäre zum einen die von Stadt und Bahn-Freunden kritisierte Länge der Bahnsteige, die nun zu kurz für Fernzüge ist. „Hält ja derzeit auch keiner in Neubrandenburg“, lautet die Antwort der Deutschen Bahn, längere Bahnsteige seien also nicht notwendig. „Neubrandenburg ist damit das einzige Oberzentrum im Land ohne Anbindung an den Fernverkehr“, kritisiert Drews.
Bahnsteig könnte länger sein
Aber das müsse ja nicht so bleiben, entwickelt er einen Plan, der auch das Schienenverkehrsunternehmen in die Pflicht nehmen könnte. Denn schließlich habe es im Zuge der Anhörung zum Bahnhofsumbau die Aussage gegeben, dass die Bahnsteige bei Bedarf verlängert werden könnten. „Also sollte man versuchen, den Bedarf zu schaffen“, versucht Drews mit seinen Mitstreitern, aus der Region heraus Fernverkehr zu organisieren.
In Deutschland gebe es durchaus einige private Betreiber und Initiativen, die sich mit diesem Thema auskennen würden. „Wir sind mit einem Anbieter aus dem süddeutschen Raum im Gespräch und es sieht ganz gut aus“, verrät der Pro-Bahn-Landesschef. Vielleicht gelinge es mithilfe eines Vereins, der Mitgliedsbeiträge und Spenden einsammelt, sowie Fördergeldern, zumindest ein touristisches Sommerangebot auf die Beine zu stellen. Also einen Zug, der zumindest in der Urlaubssaison aus Baden-Württemberg über Berlin und Neubrandenburg an die Ostsee rollt. Und natürlich auch in umgekehrter Richtung fahren würde.
Bedarf für Fernzüge auf privater Basis?
„2019 wird es sicher noch nichts“, glaubt Drews, aber innerhalb der nächsten drei Jahre sieht er schon Chancen. Vorher sei noch einige Vorarbeit zu leisten, auch marketingtechnisch. „Das wäre der Wiedereinstieg in den Fernverkehr auf privater Basis.“ Und dann werde man auch sehen, ob das Versprechen der Bahn, bei Bedarf könnten die jetzt maximal für Regionalzüge ausgelegten Bahnsteige in Neubrandenburg verlängert werden, ernst gemeint war.
Aber auch für den Regionalverkehr macht der Fahrgastverband eine Wunschliste auf. Denn die Bahnanbindung Neubrandenburgs in Nord- und Südrichtung sei alles andere als komfortabel, insbesondere die Fahrzeiten seien unattraktiv, kritisiert Drews. In Richtung Rostock betrage die Fahrzeit derzeit rund zwei Stunden. Das sei für Pendler unattraktiv, deshalb würden fast alle das Auto nutzen. Die Strecken seien allerdings dank Modernisierung für 120 km/h ausgelegt. Wenn man die mögliche Geschwindigkeit auch nutze und die Kreuzungen mit den Zügen der Gegenrichtung anders gestalte, könnte mindestens eine halbe Stunde gewonnen werden. Auch in Richtung Stralsund sieht Drews noch Optimierungsbedarf. „Wenn das Land will“, schränkt er ein, denn die bestelle schließlich den Verkehr auf den Strecken.
Richtung Süden, also Berlin, sei es ähnlich, nur dass in diesem Fall sogar zwei Bundesländer (und Berlin) betroffen wären. Aber wenn das Berliner Nordkreuz ausgebaut werde, sei auch hier eine halbe Stunde Zeitersparnis drin. „Allerdings sind diese Arbeiten nicht in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gekommen und damit eigentlich bis 2030 erst einmal ausgesetzt“, bedauert Drews und fordert die Politik auf, dies möglichst noch zu ändern. Denn was nütze ein moderner Bahnhof in Neubrandenburg, wenn die Bahnanbindung eher von gestern sei?