StartseiteRegionalNeubrandenburgWer das gemacht hat, der wusste genau was er tat

Stahlbolzen an Mais geklebt

Wer das gemacht hat, der wusste genau was er tat

Siedenbollentin / Lesedauer: 4 min

Es ist ein Anschlag, der zum „Glück” nur den Häcksler lahmlegte. Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können. Was hinter dieser Aktion steckt, kann sich der betroffene Landwirt aus Siedenbollentin nicht erklären.
Veröffentlicht:20.10.2017, 18:00

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Dirk Andresen ist immer noch ratlos. Der Siedenbollentiner Landwirt kann sich nicht erklären, was jemanden bewegt, an Maispflanzen Stahlbolzen zu kleben. Das ist aber geschehen, so dass vor einer guten Woche, am 12. Oktober, die Maisernte für Stunden unterbrochen werden musste. Gegen 19 Uhr zerschlug auf dem Acker unweit der Sauenanlage des Unternehmens ein Metallteil die Walze. Es stellte sich später heraus, dass zumindest noch drei weitere Maispflanzen mit solchen Metallteilen präpariert waren. Ein Häcksler, der steht, bringe 200 Euro Verlust pro Stunde. Wenn die gesamte Kette mit den Abfahrern betrachtet wird, dann sind es 600 bis 800 Euro je Stunde, rechnet Dirk Andresen vor. Es ist beim Sachschaden geblieben.

Mehere Tausend Euro Schaden

Doch es hätte auch anders kommen können. Metallteile können durch eine schnell laufende Walze zum Geschoss werden, weiß der Landwirt. Dabei hätte der Häckslerfahrer verletzt werden können. Denn er sitze ja unmittelbar über der Walze.

Andresens Nachbar, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Tilo Radloff, hat noch ein anderes Szenario im Kopf: Wenn mit der Ernte eines Maisschlages begonnen wird, dann hat der Schlepper mit dem Hänger meist keinen Platz wie üblich neben dem Häcksler. Wenn ein Metallstück in dieser Situation bis in den Häckslerarm komme, würde es für den Traktorfahrer zur Bedrohung werden. „Das wird durch den Turm zu einem unheimlichen Geschoss.“

Wer hier am Werk war? Alle, die man fragt, sind ratlos. Aber die Tat sorgt für Verärgerung ob dieser kriminellen Energie. Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, da sind sich alle Befragten einig. Die Kriminalpolizei ermittelt, immerhin beträgt der Sachschaden 10 000 Euro.

Landwirt engagiert sich in der Dorfgemeinschaft

Wo das Motiv liegen könnte, diese Frage hat sich Dirk Andresen immer wieder seit der vergangenen Woche gestellt. Für ihn ist es offen, aber ihm ist klar: „Wer das gemacht hat, der wusste, was er tat.“ Der Täter muss die Funktionsweise eines Häckslers kennen. Die Teile waren in so einer Höhe angebracht, dass die Maschine kaputt gehen musste. „Es muss in den zurückliegenden Wochen passiert sein, als der Mais schon eine gewisse Höhe erreicht hatte“, ist sich Andresen sicher. Das Unternehmen hat eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise ausgesetzt. Ob man dem hinterhältigen Täter beikommen kann, bleibt offen. Denn in Siedenbollentin wurde am 1. Oktober das Landeserntedankfest gefeiert. „Soviel Mais wie da zum Schmücken verwendet wurde, war unheimlich. Ich hab schon gesagt, die Felder müssten leer sein“, sagt Tilo Radloff. Also ist es schwer zu sagen, wer nur Deko-Mais vom Feld holte oder Metallteile an die Pflanzen klebte.

Dass jemand seinem Unternehmen Böses will, das kann Dirk Andresen nicht glauben. Auch wenn er aus Schleswig-Holstein stamme, sei er in Siedenbollentin integriert. Er spiele dienstags dort Fußball. Während des Landeserntedankfestes übernahm Dirk Andresen Foto und Filmaufnahmen. Mit den Berufskollegen aus Werder, Siedenbollentin und Grapzow hatte er einen gemeinsamen Stand. Die Berufskollegen beliefern ihn auch mit Mais für die beiden Biogasanlagen.

Vor Jahren gab es einen ähnlichen Fall

Dass jemand etwas gegen eine Monokultur Mais haben könnte, sieht er nicht als Tatmotiv. Er baut auf 300  seiner 1600 Hektar Anbaufläche Mais an. Die anderen Mengen werden wie gesagt von den Nachbarn geliefert. Bislang ist der Fall in Siedenbollentin der einzige seiner Art in der Region, bestätigt die Polizei auf Nachfrage.

Es habe jedoch vor fünf oder sechs Jahren in Ivenack schon mal solche Angriffe gegeben. Daran kann sich Barbara Brands vom Bauernverbrand erinnern. Der Täter wurde damals nicht gefunden. Sie glaubt ebenfalls nicht, dass es gegen den Maisanbau generell gehe. „Gen-Mais bauen wir sowieso nicht an, das ist in Deutschland verboten.“ Ihre Berufskollegen würden Mais zur Auflockerung der Fruchtfolge nutzen, weil er wenig Dünger und Pflanzenschutzmittel brauche. Das Substrat aus der Biogasanlage nutzen sie später zur Bodenverbesserung, es sei gut für die Humusbildung.