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Test legt Wünsche offen

Wie behindertengerecht ist die Stadt?

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Wir betreten täglich Geschäfte, schlendern an Werbeaufstellern vorbei, lesen Preise ab. Welche Hindernisse dabei auf Blinde, Seh- und Gehbehinderte beim Einkauf warten, testete der Behindertenbeirat am „Tag des weißen Stocks“.
Veröffentlicht:15.10.2013, 16:00

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Kurt-Werner Hagemann tastet mit seinem Blindenstock den Eingangsbereich zum Brillengeschäft Fielmann im Marktplatzcenter ab. Für einen Blinden ist es nicht selbstverständlich, den Eingang zu finden. „Geriffelte Platten auf dem Boden vor den Geschäften als Hinweis wären gut“, sagt Hagemann. Denn die Fliesen des Centerbereichs gehen erst weit innerhalb des Ladens in Teppichboden über. Durch die Struktur des Bodens können Blinde hier also nicht sofort erkennen, dass ein neues Geschäft beginnt.

In Neubrandenburg gibt es circa 200 bis 300 Sehbehinderte. Mit welchen Problemen haben sie noch zu kämpfen, wenn sie einkaufen – also eine tägliche, lebensnotwendige Handlung ausführen wollen? Sylke Ney vom Behindertenverband Neubrandenburg bemängelt, dass viele Waren auf den untersten Regalen für Rollstuhlfahrer schwer erreichbar sind. Sie können sich nicht nach unten bücken und die Produkte greifen. Für Sehgeschädigte wünscht sie sich eine Preisliste in Blindenschrift. Axel Wittmann, der sich im Behindertenbeirat der Stadt engagiert, nennt außerdem Werbeaufsteller als häufiges Hindernis. „Um die Ware gut anzubieten, drapieren sie manche Verkäufer besonders zur Weihnachtszeit zu Türmen, über die Blinde stolpern. Für uns Rollstuhlfahrer sind enge Gänge oder Spaliere problematisch. Auch Werbeschildern, die mitten im Weg stehen, muss man erst mühsam ausweichen.“

Über solche Feinheiten der Zugangsmöglichkeiten für Blinde, Sehgeschädigte oder auch Rollstuhlfahrer denken die wenigsten nach, wenn sie einkaufen. Axel Wittmann erklärt Hindernisse nicht mit Böswilligkeit: „Ich glaube nicht, dass uns jemand absichtlich Steine in den Weg legen will. Ladenbesitzer und Verkäufer vergessen uns beim Aufstellen der Ware schlichtweg immer wieder.“

Aus diesem Grund, um die Geschäfte für die Bedürfnisse Behinderter zu sensibilisieren, testeten die Mitglieder des Vereins das Marktplatz-Center auf Behindertenfreundlichkeit.