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Wie eine gefällte Eiche Gutes für Kinder bewirkt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ein Aquarell des umkämpften Baums an der Bergstraße war einem Anwohner ein Auktionsgebot für einen guten Zweck wert. Die Idee zieht noch weitere Kreise.
Veröffentlicht:07.03.2019, 06:37

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Maler unter sich – eine solche Begegnung verlangt nach Fachsimpelei. Und Hans-Jürgen Schwanke, seines Zeichens Meister des Maler-Handwerks, spart nicht mit Komplimenten für Bärbel Stark, ihres Zeichens Hobby-Künstlerin. „Sie haben da ein tolles Fingerspitzengefühl“, preist er die filigran ausgearbeiteten Details ihres Bildes, das künftig im Vorraum seines Firmensitzes hängen wird.

Für 250 Euro hat Schwanke sich bei der vom Nordkurier ausgerichteten Versteigerung das Aquarell gesichert, dessen Motiv ihm sehr am Herzen liegt: Es zeigt die mehr als 200 Jahre alte Eiche, die bis vor Kurzem an der Bergstraße wuchs, letztlich aber der Trasse der Ortsumgehung zum Opfer fiel. Viele Neubrandenburger hatten für ihre Rettung plädiert – so auch Hans-Jürgen Schwanke, der von seinem Domizil an der Bergstraße den imposanten Baum bestens im Blick hatte.

Ersatzpflanzung ist versprochen

Die Debatte um die Eiche habe zwar teils gar zu emotionale Züge angenommen, meint der Stadtvertreter. Aber andererseits: „200 Jahre – das muss man sich mal vorstellen!“ Nicht umsonst sei der Baum zunächst stehen geblieben, als das ihn umgebende Wäldchen weichen musste. Nachdem er angesichts beträchtlicher nötiger Aufwendungen zu seiner Sicherung und Versorgung doch noch geopfert wurde, ist Anwohner Schwanke gespannt auf die versprochene Ersatzpflanzung. Und auf das Plateau, das vom städtischen Grünamt in Aussicht gestellt worden sei, „mit tollem Blick auf Neubrandenburg“.

Das Baum-Bild hatte sich Schwanke buchstäblich in letzter Sekunde gesichert, als ihm auf dem Heimweg beim Anblick der leeren Fläche der Gedanke kam: Da war doch noch diese Versteigerung? Und mit seinem Gebot habe er dann „nicht kleckern“ wollen, erklärt der für markige, auch mal poltrige Sprüche bekannte Hüne. Wie etwa für die legendäre Andeutung an die Baum-weg-Fraktion, er habe da noch einen Knicker auf dem Dachboden …

Spendensumme reicht für 65 Kinokarten

„Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Sie nicht geboten hätten“, bescheinigt ihm denn auch Bärbel Stark, die ihr Bild keineswegs aus Eigennutz zur Versteigerung angeboten hatte. Der Erlös, so ihr Wunsch, solle benachteiligten Kindern auf dem Datzeberg zugute kommen. Eine Idee, die im Domizil des Toni-Vereins – benannt zum Gedenken an einen 15-jährigen Jungen, der im Sommer 2000 in einem Garagenkomplex in Neubrandenburg von drei Jugendlichen aus purer Lust am „Aufmischen“ zu Tode geprügelt wurde – bestens ankam: „Hierher kommen Kinder, die noch nie in ihrem Leben im Kino waren“, verdeutlicht Vereinsvorstand Gunther Rennwanz die Freude über die Idee, den Toni-Kids einen Kinobesuch zu ermöglichen.

Am liebsten gleich 100 Kindern, nahmen sich die Betreuer vor und fragten bei den Verkehrsbetrieben nach Unterstützung. Mit Erfolg: Die Stadtwerke als Betreiber des Stadtverkehrs spendieren für 100 Kinder die Busfahrt. Und die Spendensumme reicht dann dank Gruppenrabatt für 65 Kinokarten. Keinen Ballerfilm, sondern was Gutes sollen die Kinder da zu sehen bekommen, verspricht Erzieherin Olga Riss.

Übrigens hat das Treffen zur Übergabe von Eichenbild und Spendensumme gleich noch weitere Ideen hervorgebracht: Bärbel Stark wird noch öfter zu Toni kommen, zu einem Malkurs zum Beispiel oder – als bekennende Kräuter-Sammlerin – zu einem Ferien-Tag über gesunde Ernährung, an dem dann Pellkartoffeln zubereitet werden.