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Nach Zündelei

Wie sich Tankstellen vor Brandstiftung schützen

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Zwei Jugendliche spielten mit dem Feuer und hätten dabei fast eine Tankstelle in Neubrandenburg in Brand gesetzt. So lautete zumindest die Einschätzung der Polizei. Was sagen die Betreiber dazu?
Veröffentlicht:20.06.2019, 06:24

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„Wir sind sehr froh, dass alles glimpflich ausgegangen ist und die Flammen sich nicht weiter ausgebreitet haben“, sagt der Stationsleiter der Tankstelle am Mittwoch sichtlich erleichtert. Auf dem Gelände in der Adolph-Kolping-Straße erinnern nur noch zwei verrußte Flecken an das Feuer, das zwei 15-Jährige hier drei Nächte zuvor gelegt hatten.

Die Flammen sollen rund eine Stunde gelodert haben und dann von selbst erloschen sein. Warum die polizeilich bekannten Jugendlichen direkt oberhalb zweier Kraftstofftanks gezündelt haben, sei bislang nicht bekannt, heißt es von den Ermittlern.

Tankstellen-Explosion halten Experten unwahrscheinlich

Obwohl die Polizei Anfang der Woche bei der Spurensicherung davon ausging, dass die angezündeten Papiertücher und Gummihandschuhe beinahe zur Explosion der Tankstelle geführt hätten, ist solch ein Szenario laut Experten eher unwahrscheinlich.

„Die Tanks, in denen der Kraftstoff gelagert wird, liegen mindestens einen Meter tief unter der Erde und die Verschlüsse können nur mit einem Spezialwerkzeug geöffnet werden“, teilt ein Sachverständiger vom Tüv Nord, der für die regelmäßige Überprüfung von Tankstellen zuständig ist, auf Nordkurier-Anfrage mit.

Tankstellen sind mit Notschalter ausgerüstet

Weniger schwierig ist es allerdings, die Deckel der sogenannten Fernfüllschächte zu öffnen, über die die unterirdischen Tanks regelmäßig mit Benzin, Diesel und Co. befüllt werden. Wie eine Stichprobe des Nordkurier im Stadtgebiet ergab, sind nur die wenigsten Schächte an den Tankstellen mit einem Sicherheitsschloss verriegelt.

„Das ist durchaus zulässig, weil davon keine direkte Gefahr ausgeht“, fügt der Sachverständige hinzu und verweist auf die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS), die vom Arbeitsschutzausschuss des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ermittelt werden.

Demnach dürfe eine Tankstelle nur betrieben werden, wenn sie mit einem Notausschalter ausgestattet ist. „Damit können alle Pumpen und Ventile der Betankungsanlage per Knopfdruck durch einen Mitarbeiter im Ernstfall geschlossen werden, sodass sich kein Kraftstoff mehr im Rohrleitungssystem befindet“, erklärt der Chef der Neubrandenburger Berufsfeuerwehr, Frank Bühring.

Wenn eine Tankstelle, wie die auf dem Datzeberg, nachts unbesetzt ist, muss die gesamte Anlage vorher abgeschaltet werden. „Es kam bislang nur äußerst selten vor, dass wir in Neubrandenburg zu einem Tankstellenbrand ausrücken mussten“, betont Frank Bühring. Das kann auch die Polizei bestätigen. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre haben die Beamten nur eine Anzeige wegen Brandstiftung bei einer Tankstelle aufgenommen – gegen die beiden 15-Jährigen.

Schild „Rauchen verboten“ sehr ernst nehmen

Trotz der technischen Sicherheitsvorkehrungen an den Tankstellen sollte man die „Rauchen verboten“-Schilder ernst nehmen. Denn wenn eine Zigarette neben eine Benzinlache fällt, kann es tatsächlich gefährlich werden. Da sich der Kraftstoff mit Sauerstoff vermischen kann, also ein hoch entzündlicher Dampf entsteht, reicht ein kleiner Funken aus, um diesen zu entzünden, heißt es von der Feuerwehr.