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Wo können in Neubrandenburg noch Immobilien hin?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Kommunalpolitiker und Stadtplaner stellen sich der Frage, wo in Neubrandenburg können überhaupt noch Wohnhäuser gebaut und Gewerbe angesiedelt werden?
Veröffentlicht:28.01.2023, 06:28

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Das sperrige Wort heißt Wohnbaulandprognose und ist ein wichtiges Instrument für Stadtplaner. Wenn die mit Hilfe vieler Kriterien errechnet haben, wie viele Einwohner in zehn oder 20 Jahren ungefähr in ihrer Stadt leben, kann darüber nachgedacht werden, wie viele neue Wohnungen notwendig sind – und wo die gebaut werden.

Neubrandenburg, so sagt eine realistische Prognose, verfügt im Jahr 2035 über knapp 64.000 Einwohner und braucht mehr Quartiere. Außerdem sind die Verantwortlichen im Rathaus optimistisch, dass auch in Zukunft Platz nötig ist für die Ansiedlung neuen Gewerbes.

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Wo ist noch Platz?

Schon im Jahr 2018 hat deshalb die Neubrandenburger Stadtvertretung den Beschluss gefasst, einen neuen Flächennutzungsplan zu entwerfen und die Stadtverwaltung damit beauftragt. Der Plan soll einmal genau aufschlüsseln, welche Areale der Stadt für welchen Zweck vorgesehen sind. So sagt der gerade erstellte Wohnbaulandprognose aus, dass in den nächsten Jahren etwa drei Hektar notwendig sein werden für den Bau neuer Wohnhäuser. Aber wo ist noch Platz?

Zum Beispiel im Süden der Stadt, wo jetzt immer noch die seit mehr als vier Jahren leer stehende ehemalige Justizvollzugsanstalt steht. Aber die befindet sich im Besitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern und einstige Gespräche über den Kauf des Geländes sind ins Stocken geraten. Denn im Herbst hatte sich die Stadtvertretung mit einer denkbar knappen Mehrheit dafür ausgesprochen, ein sogenanntes Moratorium über fünf Jahre für das ehemalige Gefängnis auf dem Lindenberg anzustreben. Ziel soll es sein, während des Moratoriums ein „tragfähiges Gedenkkonzept“ zu erarbeiten.

Auf dem Neubrandenburger Lindenberg befand sich laut Historikern der größte Stasi-Komplex in der DDR außerhalb von Berlin. Dazu gehörte auch der 1987 eröffnete Gefängnis-Komplex in Plattenbauweise, in dem eine Untersuchungshaftanstalt des MfS untergebracht war. Später wurde der Betonbau als Justizvollzugsanstalt genutzt. Seit der Schließung 2018 steht das Gefängnis leer, einen Denkmalwert sieht das zuständige Landesamt nicht.

Debatte über die Zukunft des Komplexes

Für die Stadtplaner bedeutet das Moratorium ein ernstes Problem. Wie soll die Fläche dargestellt werden, darüber wurde am Donnerstagabend im Stadtentwicklungsausschuss der Stadtvertretung debattiert. Das „Gedenkkonzept“ könne genau so gut eine schnöde Tafel bedeuten wie den Erhalt des gesamten Komplexes, was einige Vertreter von Opferverbänden am liebsten sehen würden.

Andere Flächen, auf denen sich die Stadt künftig Wohnungen vorstellen könnte, sind ein kleines Areal in der Jahnstraße, das Gelände einer ehemaligen Kaserne in Fünfeichen gegenüber dem Sportplatz oder Flächen am Steepenweg an der ehemalige Putenschlachtanlage. Die meisten der Flächen befinden sich allerdings in privatem Besitz. Auch deshalb versteht Ratsherr Marco Messner von der neuen Fraktion „Bürger für Neubrandenburg“ den Entwurf des neuen Flächenutzungsplans nicht vollständig.

Was ist mit der Fläche an der Neuendorfer Straße?

Warum, fragt der Hotelier, fehlt als möglicher Standort für den Wohnungsneubau das Gelände in der Neuendorfer Straße nördlich der B 192 gegenüber dem Stadtteil Broda? Seinerzeit habe die Verwaltung die Fläche als besonders geeignet angepriesen, die kam sogar als Nummer zwei nach der Baufläche in Weitin-Hollerbusch in Frage – jetzt sei davon aber keine Rede mehr. „Verstehe ich nicht“, sagt Messner und kündigt Redebedarf im Rathaus an. Denn die Neuendorfer Straße gehöre zum großen Teil der Stadt und sei doch wesentlich attraktiver als zum Beispiel das Areal am alten Putenschlachtbetrieb.

Darüber zu reden ist aber noch viel Zeit. Denn der neue Neubrandenburger Flächennutzungsplan sei bestimmt nicht vor dem Jahr 2025 beschlussfähig, hieß es aus dem Rathaus.