StartseiteRegionalNeubrandenburgWohnhäuser neben einstigem Kriegsgefangenen-Lager?

Kontroverse in Neubrandenburg

Wohnhäuser neben einstigem Kriegsgefangenen-Lager?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Nachfrage nach Wohnungsbau-Standorten in Neubrandenburg reißt nicht ab. Ein Vorhaben für das Gelände am Fünfeichener Weg wird kontrovers aufgenommen.
Veröffentlicht:26.01.2019, 11:16

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An Wohnungsbau-Plänen für ein Gelände im Südosten Neubrandenburgs scheiden sich die Geister in der Stadtvertretung. Dabei geht es um das Areal des einstigen Kiessandtagebaus am 2. Steepenweg, das ein privater Investor zum Wohnstandort umwidmen möchte.

Die Idee trifft keineswegs auf ungeteilte Begeisterung. Am gewünschten Standort solle „in geschützte Flächen hinein geplant werden“, gibt etwa Nicolas Mantseris (Grüne) im Hauptausschuss der Stadtvertretung zu bedenken. Überhaupt halte das Gelände „viele Problemfelder und Einschränkungen“ bereit.

Eine kontroverse Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss war zuvor in gleich sieben Stimm-Enthaltungen gemündet. Dazu habe vor allem die „fragwürdige ablehnende Haltung“ der SPD-Stadtvertreter geführt, macht sich der Ausschussvorsitzende Marco Messner (CDU) Luft. Und seine Fraktionsvorsitzende Diana Kuhk fragt angriffslustig, ob angesichts der vielen offenen Fragen Investor und Stadtverwaltung wohl „ihre Hausaufgaben gemacht“ hätten.

Investor übernimmt Kosten für den Planungsprozess

In der Tat ist noch zu klären, ob und in welchem Umfang die Fläche für Wohnbebauung in Anspruch genommen werden kann, verdeutlicht Frank Renner, städtischer Fachbereichsleiter für Stadtplanung, Wirtschaft, Bauaufsicht und Kultur. „Fragen von Arten-, Umweltschutz und Bodendenkmalschutz, aber auch Fragen der Erschließung“, zählt er auf.

Den bisherigen Gesprächen zufolge werde der Investor die Kosten für den Planungsprozess übernehmen, inklusive der erforderlichen Fachgutachten. Der Stadt würden somit keine Planungskosten entstehen, sie habe aber eine Auftraggeber- und Kontrollfunktion. Ihr „Risiko“ bestehe somit allein im Personalaufwand zur Begleitung des Prozesses.

Die Erwartungen beschreibt Renner als ambivalent: „Wir wissen um die hohe Nachfrage nach Wohnungsbau, besonders nach Einfamilienhäusern, wir sehen aber auch die Probleme an diesem Standort“, sagt er. Nicht zuletzt erfordere der geschichtsträchtige Ort nahe dem einstigen Kriegsgefangenen- und sowjetischen Speziallager einen, wie es in den Beschlussvorlagen heißt, behutsamen Umgang mit dem Bodendenkmal. Angestrebt werde dabei ein „durchgrünter“ Wohnstandort in „zum Teil attraktiver Hanglage“ – auf der indessen das Bauen nicht ganz einfach sein dürfte.

Weitere Diskussion in der Stadtvertretung

Da der Investor jedoch Eigentümer der Fläche sei, „sollte er wohl wissen, was er da tut“, sagt Messner. Es gebe in Neubrandenburg bereits Beispiele für Wohnnutzung entgegen dem ursprünglichen Zweck, etwa am Alten Schlachthof. Anhaltende Nachfrage und zudem kein finanzielles Risiko für die Stadt – mit diesen Argumenten bringt der CDU-Mann seine Fürsprache auf den Punkt.

In der SPD-Fraktion hingegen sind die Zweifel, dass am Fünfeichener Weg „nicht nur nicht gebaut werden kann, sondern auch nicht gebaut werden sollte“, keineswegs erloschen. Dennoch plädieren auch die Sozialdemokraten, wie Fraktionschef Michael Stieber betont, um einer klaren Entscheidung willen für die Debatte in der Stadtvertretung – die hat das Thema am 7. Februar auf der Tagesordnung.