Zuletzt hatte Heiko Böhnke sogar noch den Weg über das Radio gewählt. Landesweit war der Schulleiter der Neuen Friedländer Gesamtschule (NFG) zu hören mit seinem dringlichen Appell an alle Eltern, bitte an die „Corona-Zettel“ zu denken und dem Nachwuchs doppelseitig unterschrieben mit zur Schule zu geben. Sonst gebe es für die Kinder keinen Unterricht.
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Die Schulen gaben sich alle Mühe, eine entsprechende Anordnung des Landes umzusetzen. Mit den Unterschriften bezeugten die Eltern, dass die Schüler nicht in einem Corona-Risikogebiet waren und auch sonst keine Anzeichen einer Erkrankung haben. „Wir haben es auch auf unserer Internetseite veröffentlicht, so wie es viele Schulen gemacht haben“, sagt Böhnke.
Nur ganz wenige Schüler mussten abgeholt werden
Die Kommunikations-Offensive hatte sich gelohnt. Nur rund 20 der über 700 Schüler kamen am Montagmorgen ohne Zettel zur Schule. „Wir hatten vier Räume mit jeweils einer Lehrkraft vorbereitet, in denen die Schüler betreut wurden, erklärt Böhnke. In der Zeit habe die Schule selbst den Eltern hinterhertelefoniert. „Bis zur dritten Stunde war bereits alles geklärt“, erläutert Böhnke. Viel länger hätten Räume und Lehrer auch nicht extra abgestellt werden können. Die meisten Eltern hätten die Zettel gebracht, ganz wenige Kinder mussten abholt werden. Diese Erfahrung deckt sich mit anderen Schulen der Region.
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Dickes Lob an die Eltern
An der Regionalen Schule in Burg Stargard hatten mit einer Ausnahme alle Kinder die Zettel dabei. Auch hier waren Räume vorbereitet. „Die Erleichterung, dass alles so gut geklappt hat, ist groß“, sagt Schulleiterin Sylvia Schwenn. Dass in Burg Stargard Kinder nicht einfach direkt wieder nach Hause geschickt werden können, sei selbstverständlich, schließlich würden viele auch in den Dörfern im Umland wohnen und kämen gar nicht alleine nach Hause.
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Eine Sorge, mit der sich Regine Stieger in der Neubrandenburger Oststadt weniger beschäftigen musste. „Wenn mal einer tatsächlich ohne Zettel da war, konnte der zumeist noch mal nach Hause geschickt werden“, sagt die dortige Schulleiterin Regine Stieger. Die meisten würden ohnehin in direkter Umgebung der Regionalen Schule „Am Lindetal“ wohnen. „Es ist aber wirklich ein dickes Lob an die Eltern fällig, weil nur ganz wenige der über 500 Schüler nicht von Anfang an in den Unterricht konnten“, betont die Schulleiterin. Wegen offener Fragen waren einige Eltern sogar gleich mit in die Schule gekommen. „Das zeigt, dass alle das Thema ernst nehmen“, sagt Stieger.
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Ist das sinnvoll? Kein Kommentar
Peter Schmeling, stellvertretender Schulleiter an der Kooperativen Gesamtschule in Altentreptow sprach ebenfalls nur von sehr wenigen Ausnahmen, bei denen die Zettel nachgereicht werden mussten. Ganz selten, so Schmeling, mussten Kinder sogar nach Hause gefahren werden, weil eine der beiden Unterschriften nicht gegeben werden konnte.
Zu der Sinnhaftigkeit des Unterfangens wollte sich kein Schulleiter äußern. Dass sich die Ausweisung der Risikogebiete beinahe täglich ändert und die Schüler – ob mit oder ohne Zettel – zunächst vorher gemeinsam im vollen Schulbus sitzen, lassen daran zumindest zweifeln. Zumindest eine Sache ist für den zweiten Schultag geklärt: Kinder, die ihre Kernfamilie in einem Risikogebiet besucht haben, dürfen ohne Quarantäne trotzdem zur Schule. Eine Information, die einige Einrichtungen am Montagmorgen erst zu spät erreicht hatte.
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Kommentare (2)
Unterricht...
... nur mit Reiseverzichtserklärung und Gesundheitsbestätigung. Wie sollen Eltern wissen, ob Kind ansteckend infiziert ist? Eltern als Corona-Ärzte: Erstellung von Schmierzettel-Gesundheitsatteste. Mir fehlen weitere Worte.
Zettelorgie?
Von einer Orgie kann man ja wohl kaum sprechen bei einem Zettel. Die Überschrift schreit wieder mal Springerverlag.