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Daten in der Landwirtschaft

Bekommen Bauern bald Tipps aus dem Weltall?

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Es klingt abgehoben, ist aber bodenständig: Landwirte sollen künftig Fernerkundungsdaten aufs Handy erhalten und damit noch besser ackern können.
Veröffentlicht:30.04.2020, 08:38

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Wie trocken ist der Boden? Kann ich mit meinem Trecker auf den Acker? Wie gedeiht das Getreide? Sollte ich jetzt düngen? Wann ist der perfekte Tag zum Ernten? Diese und viele andere Entscheidungen müssen Landwirte tagtäglich treffen. Jetzt sollen sie dabei Unterstützung bekommen, und zwar aus dem Weltall. Hilfe von ganz oben, sozusagen. Das klingt abgehoben, ist aber bodenständig.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Sitz in Neustrelitz erprobt in dem Projekt „Agrisens Demmin 4.0“ Fernerkundungstechnologien, mit denen die Produktion von Weizen, Mais und Raps noch effektiver digitalisiert werden kann. Die Daten aus dem Weltraum sollen Bauern laut DLR helfen, produktiver zu ackern und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Ein Blick aufs Handy oder den Computer soll Landwirten genaueste Informationen über den Zustand ihrer Böden liefern. Das soll unter anderem Erfahrung und Personal ersetzen.

Testfläche ist ein Feld bei Demmin

„Es geht uns hierbei vor allem um die Erprobung von Technologien, die Landwirten zukünftig helfen sollen, Ernteerträge abzuschätzen, Flächen mit minderen Erträgen zu erfassen oder auch über die Feuchtigkeit des Bodens Aussagen treffen zu können“, sagt Prof. Erik Borg vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum in Neustrelitz. Hierfür würden Geodaten verwendet, die von Fernerkundungssensoren auf Satelliten oder Drohnen aufgenommen werden. Als Testfläche wurde ein Feld bei Demmin ausgewählt. Es eignet sich sehr gut, denn es wird intensiv genutzt.

„Das Testfeld ‚Demmin‘ wurde speziell zur Erprobung von Fernerkundungsverfahren entwickelt. Insbesondere die vielfältige Landschaft, die wir hier vorfinden, ermöglicht uns, auf relativ begrenztem Raum verschiedenste Fernerkundungsanwendungen unter verschiedenen Rahmenbedingungen mit vertretbarem Aufwand zu entwickeln und zu testen“, erklärt Erik Borg. Eine unverzichtbaren Beitrag zur Forschung leisten dabei natürlich diejenigen, die sich auf ihren Feldern am besten auskennen: die Bauern.

Wissen der Bauern soll bewahrt werden

„Landwirtinnen und Landwirte verfügen über eine sehr detaillierte Ortskenntnis und einen umfangreichen Erfahrungsschatz. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels ergibt sich die Notwendigkeit, dieses Wissen zu bewahren und weiterzugeben“, sagt Sina Truckenbrodt von der ebenfalls am Projekt beteiligten Friedrich Schiller-Universität in Jena. „Gemeinsam mit den Landwirtinnen und Landwirten wollen wir deshalb digitale Karten samt Handlungsempfehlungen erarbeiten und so einen unkomplizierten Zugang zu bestehendem Wissen gewährleisten.“

Einfach und unkompliziert sollen Bauern Informationen zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie entscheiden, wie sie düngen, sähen oder pflügen. „Aktuell ist die Hürde, diese Daten zu nutzen, für viele Landwirte leider viel zu hoch. Das betrifft vor allem die unübersichtlichen Angebote des Marktes“, sagt Projektkoordinator Dr. Daniel Spengler vom Geoforschungszentrum Potsdam.

Landwirte, die Lust auf Forschung haben, können sich dem Projekt weiterhin anschließen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben zunächst mit 1,4 Millionen Euro.