StartseiteRegionalNeustrelitzDancefloors auf der Fusion dicht gefüllt

Musikfestival in Lärz

Dancefloors auf der Fusion dicht gefüllt

Lärz / Lesedauer: 4 min

Der Auftakt ist voll gelungen: Schon jetzt konnten sich die Gäste der Faszination der vielen Floors und Acts nicht entziehen. Autorin Elke Enders, seit Jahren Fusion-Besucherin, schildert ihre Eindrücke.
Veröffentlicht:29.06.2019, 12:09

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„International Airport Lärz“ – Bitte aussteigen! Wer dieser Tage auf den Lärzer Flugplatz nahe des Towers kommt, erlebt Großstadtflair pur. Wie bei einem riesigen Zentralen Omnibusbahnhof sind die Bahnsteige ausgewiesen, „ZOB“ prangt auf einer Hinweistafel. Busse, voll beladen mit Fusion-Gästen, rollen im Minutentakt an. Baustellenzäune markieren die Durchgangswege, lange Schlangen an den Ticket-Kontrollstellen. Trotzdem: Alles läuft geordnet ab. Die Ordnungscrews wissen die Menschenmassen zu lenken. Alle wirken höflich und entspannt – so wie man es von der Fusion aus den anderen Jahren kennt. Mehr als 1300 Busladungen voll Besucher werden in Lärz ausgeworfen. Es ist ein gigantischer logistischer Aufwand. Und es ist ja nur ein Bruchteil von dem, was an Organisatorischem rund um das Festival zu stemmen ist.

Wummernde Bässe schon von weit her zu hören

Am Donnerstagabend führt der Weg mich und meine Freunde über die Landebahn. Zum 20. Mal erlebe ich nun schon die Fusion. Wummernde Bässe sind bereits zu hören. Noch schnell an den Campingzelten vorbei, dann erhebt sich auch schon die Turmbühne vor uns in den gleißenden Farben. Nebelschwaden steigen auf und ziehen wabernd über die Köpfe der Tanzenden hinweg. Laserstrahlen durchschneiden die Nacht, an deren Ende blaue Punkte, die wie Ufos anmuten, auftauchen. Wir schauen kurz, dann wollen wir weiter. Soviel wie möglich sehen, entdecken, mitnehmen. Die Nacht ist jung.

Über dem Platz mit den vielen Essständen schwebt der Duft von internationaler Küche. Indisch, polnisch, türkisch, italienisch, thailändisch. Eine junge Frau bietet eine Kostprobe an. Sie reicht ein in heißem Öl frittiertes, etwas unförmiges Gemüsebreistück. Ich schmecke Gewürze, die dem mecklenburgischen Gaumen fremd sind. „Indianische Küche“, steht auf dem Schild am Stand. Ah ja, denke ich. Wir entschließen uns aber, erst einmal weiter zu gehen. Den „Konsum“ zur Rechten im großen Zelt lassen wir liegen. Dafür schauen wir kurz im „Palast der Republik“ vorbei. Die blonde Sängerin hat eine so kräftige „Röhre“, dass es sich lohnt, etwas zu verweilen. An ihrer Seite die Bandmitglieder, die alle handgemachte Musik spielen. Dann wollen wir wieder aufbrechen.

Feuerbänder über den Köpfen

Die Lust, mehr zu entdecken, ist groß. Über unseren Köpfen rasen Feuerbänder. Man schaut kaum noch hin, nach mehr als 20 Jahren Fusion ist so vieles normal. Und dennoch findet man immer wieder Neues, auch in diesem Jahr. Ein typisches Beispiel für Bastel-Leidenschaft auf höchstem Niveau ist das „Sonnendeck“, ein etwas abseits gelegener Tanzbereich, der diesmal mit überdimensionalen roten Lampen aufwartet, die das gesamte Areal zeitweilig in purpurfarbenes Licht tauchen. Dazu Scheinwerfer, die den Look einer Giraffe über die wippenden Massen legen. Die Körper der Tanzenden tragen gescheckte Fellmuster. Nett anzusehen. Kurz darauf schlendern wir an den Textilständen vorbei. Vor uns liegt der „Rote Platz“, doch es zieht uns zum „Luftschloss“, wo ein riesiger Vogelkäfig steht. Darin mehr als 20 künstliche Krähen mit Leuchtaugen, jede eingepfercht wiederum in einen eigenen Käfig.

Noch einige Dancefloors säumen den Weg. Ein ganzer Kosmos entspringt der „Tanzwüste“, wie Sonne, Mond und Sterne. Ein imposantes Glitzermeer. An der Seebühne steigen fantasievoll gebastelte Heißluftballone in die Luft, im „Neuland“ grüßen alte Ackergeräte als Zaun. Manches ist so einfach und doch so originell. Das kleine Theater beispielsweise, das zwischen den Bäumen steht. Die Ränge voll besetzt, ist jeder mal dran beim Flaschen-Drehen. Der, auf den die Öffnung zeigt, muss als nächster irgendwas machen, was die anderen unterhält. Einer macht Eulengeräusche, ein anderer rezitiert ein Gedicht, der Dritte schlägt Purzelbaum. Die Zuschauer johlen und applaudieren. Manches ist so einfach, und gerade deshalb vielleicht so anders und so gut, in dieser selbst ernannten Parallelgesellschaft, die einen Gegenpart schafft zu der konsumgetriebenen Welt da draußen.