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Wohnungsbrand

Der Lebensretter aus Neustrelitz

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Wieder hat in Neustrelitz ein Mehrfamilienhaus gebrannt. Dass diesmal kein Mensch zu Schaden kam, ist einer beherzten Tat zu verdanken.
Veröffentlicht:23.09.2019, 08:37

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Als Manfred Strübing seinen Nachbarn am Wochenende aus der lichterloh brennenden Wohnung gezogen hat, reagierte dieser schon gar nicht mehr. Wie versteinert stand der Mann in der in Rauch gehüllten Stube. Doch Manfred Strübing handelte sofort und riss ihn kurz entschlossen aus der völlig verqualmten Wohnung des Mehrfamilienhauses in Neustrelitz. „Ich hab nur noch Flammen gesehen“, sagt Strübing. Der 66-Jährige hatte zuvor sogar mit Wassereimern versucht, das Feuer in der Küche noch zu löschen.

Doch erst als die Feuerwehren aus Neustrelitz und Altstrelitz wenig später mit sieben Löschfahrzeugen und 33 Kameraden anrückten, konnte das Feuer in der Fürstenseer Landstraße in der Nacht zum Samstag gelöscht werden. Die Helfer verhinderten außerdem, dass die Flammen auf das ganze Haus übergriffen. Die Wohnung brannte nach Angaben der Polizei allerdings völlig aus. Sie ist nicht mehr bewohnbar.

Wohnungsinhaber erleidet schwere Rauchvergiftung

Noch immer ist auch die Decke im Flur des Erdgeschosses tiefschwarz gefärbt. Ein beißender Geruch zieht durch das ganze Haus. Das wundert Strübings Frau Dorit – die vor Manfred Strübings Rettungsaktion die Feuerwehr alarmierte – nicht: „Zahlreiche Plastik- und Elektrogeräte wie Fernseher sind regelrecht verschmort.“

Der 77-Jährige Wohnungsinhaber wurde in der Nacht des Feuers mit einer schweren Rauchvergiftung ins Krankenhaus Neustrelitz gebracht, konnte die Klinik laut Polizei nach kurzer Behandlung aber wieder verlassen. Zunächst kam er in einem Hotel unter. Auch die übrigen Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten wegen der starken Rauchentwicklung zunächst nicht in ihren Wohnungen bleiben und fanden kurzweilig Obhut bei Verwandten und Bekannten.

Für Manfred Strübing eine Selbstverständlichkeit

Der Gast eines anderen Mieters sowie Manfred Strübing hatten aber ebenso zu viel Rauch eingeatmet und mussten von einem Arzt behandelt werden. Strübing begab sich kurzerhand ins Krankenhaus, wo er an den Tropf gelegt wurde und eine Sauerstoffmaske angelegt bekam. „Mir war schummrig“, sagt Strübing. Die Mediziner versicherten ihm aber, dass das nach einem derart langen Aufenthalt im Qualm normal sei.

Mittlerweile sind er und seine Frau jedoch wieder in ihrer Wohnung. Obwohl Strübing sich selbst in große Gefahr gebracht hat, um seinen Nachbarn aus dem Feuer zu holen, hält er seinen Einsatz keinesfalls für eine Heldentat: „Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit – das würde jeder andere genauso machen“, so Strübing. Dennoch wird der 66-Jährige mitunter nachdenklich: „Zwei Stunden später wären wir alle wohl nicht mehr am Leben gewesen.“

Eine erste Schätzung des Sachschadens durch den Vermieter beläuft sich auf rund 60.000 Euro. Den Brandort hat die Polizei erst einmal beschlagnahmt. Auch ein Brandursachenermittler wurde eingeschaltet. Erst vor wenigen Wochen war schon einmal ein Feuer einem Mehrfamilienhaus in Neustrelitz ausgebrochen – dabei kam ein Mensch ums Leben.