StartseiteRegionalNeustrelitzDörfer bangen um ihre Friedhöfe

Kirche beschließt Schließung

Dörfer bangen um ihre Friedhöfe

Prillwitz / Lesedauer: 3 min

Ohne Friedhof stehen die Gemeinden Hohenzieritz und Blumenholz ab Januar da. Jetzt gewährt die Kirchgemeinde drei Monate Aufschub. Bis dahin müssen Lösungen gefunden werden.
Veröffentlicht:28.12.2022, 07:42

Artikel teilen:

Das Jahresende naht und noch immer gibt es keine vertragliche Lösung, wie es mit den Friedhöfen in den Gemeinden Hohenzieritz und Blumenholz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte weitergeht. Alle vier Friedhöfe liegen in der Trägerschaft der Kirche. Bereits 2018 beschloss die Kirchgemeinde Wanzka von ihren insgesamt 22 Friedhöfen 17 auf langem Bremsweg – die letzten Bestattungen wären 2042 möglich, wenn bis Ende 2022 ein Grabnutzungsrecht erworben wurde – zu schließen.

Lesen Sie auch: Kirche und Kommunen bei Übernahme von Friedhöfen uneins

Gemeinden haben keine eigenen Friedhöfe

Weil weder die Gemeinde Hohenzieritz noch Blumenholz über eigene Friedhöfe verfügt, stehen sie nun mit dem Rücken zur Wand. Denn der Beschluss der Kirchgemeinde sieht vor, alle vier Gottesacker – in Weisdin, Usadel, Prillwitz und Hohenzieritz – zum Jahresende zu schließen. Wenn es dabei bleibt, können die Gemeinden ab diesem Zeitpunkt einem wichtigen Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen: der Bestattung.

Mehr lesen: Friedhof-Erbin schlägt Kaufangebot aus – Gerichtsstreit bahnt sich an

Verhandlungen laufen

Seit mehr als einem Jahr suchen die beteiligten Parteien nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Jetzt hat man sich so weit angenähert, dass zumindest eines klar ist: Die Friedhöfe bleiben bestehen. Doch unter welchen Bedingungen, das soll in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres ausgehandelt werden. „Da die Dinge noch etwas Zeit brauchen auf Seite der Kommunen, hat der Kirchengemeinderat Wanzka jüngst eine dreimonatige Ausnahmegenehmigung beschlossen. Damit können auf den genannten Friedhöfen noch bis 31. März 2023 Bestattungen von der Kirchengemeinde als Ausnahme genehmigt werden“, erklärt Kirchen-Sprecher Christian Meyer.

Es geht um die Kosten

Die Kirchenkreisverwaltung habe jetzt einen Vertragsentwurf vorgelegt. Im Wesentlichen gehe es um Kooperationen mit den Gemeinden – und natürlich um die Finanzierung. „Die Friedhöfe bleiben in Trägerschaft der Kirche“, benennt Peter Strobl einen wichtigen Eckpfeiler des Vertrages. Der Bürgermeister von Hohenzieiritz macht aber auch deutlich, dass seine Gemeinde nur einen begrenzten Teil der Unterhaltungskosten übernehmen kann. „Ich plädiere für eine Kappungsgrenze“, sagte er im Gespräch mit dem Nordkurier. Es gehe vor allem darum, sich die Lasten zu teilen.

Zu wenig Bestattungen

In den vergangenen Jahren sind die Friedhöfe mehr und mehr in finanzielle Schieflage geraten. Zum einen ging die Zahl der Beerdigungen drastisch zurück, zum anderen stiegen die Kosten für Grün- und Baumpflege enorm. Aus den vorliegenden Daten gehe hervor, dass beispielsweise die Friedhöfe Weisdin und Usadel nur kostendeckend betrieben werden können, wenn hier jährlich zehn Bestattungen stattfänden. Es sind aber nur zwei.

Vereinsgründung im Gespräch

Für den Friedhof in Prillwitz käme erschwerend hinzu, dass man es hier mit einem „sehr schönen, aber alten Baumbestand zu tun hat“, sagt Peter Strobl. „Wenn hier mal ein Kronenschnitt erfolgen muss oder eine Fällung ansteht, wird das richtig teuer“, fügt er hinzu. Für den Prillwitzer Friedhof gebe es Überlegungen, einen Verein zu gründen, der die Pflege übernimmt. „Das macht die Sache einfacher und kostengünstiger“, schätzt Strobl ein. Er ist froh, dass die Kirche Entgegenkommen zeigt und die Friedhöfe vorerst offen lässt.