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Kultur in Neustrelitz

Echte Hingucker in der Lesenacht

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Die 13. Lesenacht trumpfte am Wochenende groß auf: Das Debüt einer Neustrelitzer Autorin, ein neuer Leseort sowie ein leuchtender Bus waren nur einige der vielen Höhepunkte. Zu später Stunde wurde es sogar äußerst schlüpfrig.
Veröffentlicht:27.01.2019, 12:55

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„Es ist alles sehr aufregend“, lacht Katharina Olbert atemlos, als sie sich langsam von zahlreichen Umarmungen löst. Die junge Autorin setzt im Shop2Rock auf diese Weise einen fulminanten Startschuss in der diesjährigen Lesenacht in Neustrelitz. Denn Olbert liest an dem verregneten Samstagabend, der alle zum stimmungsvollen Zusammenrücken zwingt, aus ihrem ersten eigenen Buch „Bis zum Ende und darüber hinaus“.

Ein sehr persönliches Buch: „In der Figur sind ein paar Züge von mir“, sagt die 31-Jährige. Die Neustrelitzerin habe bereits früh viel gelesen und sich irgendwann einfach im Schreiben ausprobiert – mit durchschlagendem Erfolg. Schließlich schreibt Olbert nach eigenen Angaben bereits an ihrem fünften Buch. Schon in Kürze werde ihr zweites veröffentlicht.

Viele Besucher wie Anne-Katrin Krüger haben nur wegen der Nachwuchs-Schriftstellerin als erstes im Musikladen haltgemacht. „Es ist lokal – einfach aus der Nähe“, freut sich Krüger. Mit großer Spannung erwarte Krüger allerdings eine Lesung im Weinweltladen. Dieser ist nämlich zum ersten Mal unter den Austragungsorten der Lesenacht.

Was zum Amüsieren im Architekturbüro

Daher haben die Veranstalter dort noch mit einigen Unsicherheiten zu kämpfen. Ein vollgestopftes Geschäft und ein Künstler in der hintersten Ecke des Raumes sorgen unter den Gästen anfangs für Unmut. Unbegründet: Denn der ausdrucksstarke Vortrag von Michael Kleinert lässt die Zuhörer auch im letzten Winkel über Juli Zehs „Unterleuten“ lautstark gackern. „Es ist hier sehr gemütlich“, betont Barbara Lübeck aus Neustrelitz.

An urkomischen Geschichten mangelt es in dieser Lesenacht wahrlich nicht. So amüsiert Arno Sudermann im Architekturbüro Heller köstlich mit Ausschnitten aus Robert Seethalers „Die weiteren Aussichten“. „Ich habe das Buch zufällig bei einer Bekannten liegen gesehen“, beschreibt Sudermann seinen Glücksgriff. Der Schauspieler liebe dessen Sprache. „Es ist eine urkomische Mischung.“ Sudermann liest nach langer Zeit das erste Mal wieder bei der Lesenacht. Doch nun seien die Organisatoren des Hans-Fallada-Klubs wieder auf ihn zugekommen.

Erotik zu später Stunde

Zu später Stunde wird es sogar ausgesprochen schlüpfrig, wenn Axel Didt in Susanne Mischkes „Schrankgeflüster“ die skurrilen erotischen Fantasien eines verzweifelten Raumausstatters offenbart. Ein echter Hingucker: Sogar ein geschmückter Reisebus von Becker-Strelitz-Reisen lädt die Gäste zum Lauschen ein. So präsentiert unter anderem Anne Steffen auf engem Raum mit „Seelen“ von Stephenie Meyer eine erfrischend düstere Geschichte. Der Bus ist den Veranstaltern zufolge als Notlösung erdacht worden, nachdem ein Leseort überraschend wegfiel. Doch der leuchtende Riese versprüht in der dunklen Nacht einen ganz eigenen Charme.

In der Wirtschaft „Live am Hafen“ können die Zuhörer sogar ein kühles Getränk beim Lauschen genießen. Die Hafengalerie bietet in der kalten Nacht wiederum Glühwein zum Aufwärmen.

Wer beim langen Zuhören selbst Lust auf Lesestoff entwickelt hat, kauft noch in derselben Nacht eins der vorgestellten Bücher bei der Buchhandlung Wilke. Schließlich kommen viele Gäste gerade aus diesem Grund: „Die Nacht gibt einem schöne Anregungen, welches Buch man selbst lesen könnte“, sagt die Neustrelitzerin Elke Kollhoff.