StartseiteRegionalNeustrelitzEine ganze Gemeinde umsorgt das mutterlose Kälbchen "Bella"

Patenschaft

Eine ganze Gemeinde umsorgt das mutterlose Kälbchen "Bella"

Schlicht / Lesedauer: 3 min

Einen Blumenkranz für ein Kälbchen – das gibt es nicht alle Tage. In Schlicht wurde am Freitag Bella getauft. Der war die Sache mit den Blumen allerdings deutlich weniger wichtig als der Trinkeimer mit Milch.
Veröffentlicht:13.07.2019, 13:27

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Man kann darüber schmunzeln, man kann aber auch schauen, was daraus wird: Die Feldberger Gemeindevertretung hat die Patenschaft für ein drei Wochen altes Kälbchen übernommen, dessen Mutter gleich nach der Geburt des Kälbchens zu Tode kam. Am Freitag morgen wurde die kleine Bella von Kindern aus der Kindertagesstätte Murkelei getauft. Für den Namen Bella hatten sich die Lütten zuvor mehrheitlich entschieden.

Das Kleine hatte wenig Überlebenschancen

Die Kinder hatten sogar extra einen Kranz mit Blumen für das Tier geflochten. Das aber war dem Kälbchen denn doch zu viel Zinnober: Es streifte das bunte Gebinde, das ihm über den Kopf gelegt wurde, gleich wieder ab. Und war dafür nicht mehr zu bremsen, als ihm ein Trinkeimer mit Milch an seine Box gehängt wurde. Im Nu war die Milch, die das Tier über einen euterähnlichen Zugang zu sich nahm, alle.

Eigentlich hatte Bella nach dem Tod ihrer Mutter wenig Überlebenschancen, denn das Kälbchen ist ja noch auf die Muttermilch angewiesen. „Aber wir lassen Tiere nicht so gern sterben“, sagt Landwirt Dirk Berg, der seit 1991 mit seinem auf Fleischrinder spezialisierten Betrieb im Ortsteil Schlicht der Feldberger Seenlandschaft ansässig ist. Rinder der Rasse Uckermärker stehen bei ihm im Stall und auf der Weide.

Tier wird mit Milch aus Pulver großgezogen

Bella ist aber aus einem etwas „anderen Holz geschnitzt“. Sie gehört zur Rasse der Heckrinder. Dabei handelt es sich um eine in den 1920er-Jahren entstandene Hausrindrasse, eine Kruezung aus mehreren anderen Hausrindrassen. Der Name Heck stammt von den Brüdern Heinz und Lutz Heck als Züchter.

Ein bisschen erinnern die Heckrinder, wenn sie ausgewachsen sind, an den Auerochsen. „Es hat aber nichts damit zu tun“, sagt Dirk Berg. Hörner besitzen die Heckrinder aber auch. Heckrinder können für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Ob das auch im Betrieb von Dirk Berg einmal so sein wird, das ist noch offen. Zuerst geht es darum, Bella groß zu ziehen. „Wir suchen nach einer Mutterkuh für sie“, verdeutlicht Landwirt Berg. Bis die „Amme“ gefunden ist, wird das Kälbchen mit Milch aus Milchpulver groß gezogen. Das sei immer auch eine Angelegenheit mit ungewissem Ausgang, denn das Immunsystem des Kälbchens sei durch den Entzug von Muttermilch sehr geschwächt. Derzeit bekommt es fünf Mal täglich Milch, anfangs wurde sogar sechs Mal täglich gefüttert. Bella hat ein Bett aus Stroh samt Unterstand, getrennt von den anderen Kühen, bekommen. Dem Tier gehört die besondere Zuwendung nicht nur von Dirk Berg sondern auch von seinen Mitarbeitern.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Patenschaftsaktion stammt vom neu gewählten Vorsteher der Gemeindevertretung der Feldberger Seenlandschaft Werner Zimmermann (CDU). Vor Ort waren gestern auch Fraktionschef Hans-Joachim Lange und Bürgermeisterin Constance von Buchwaldt (beide SPD), die von einem symbolischen Bekenntnis zur Landwirtschaft in der Gemeinde sprach.