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Ehrenhain

Einsatz für gefallene Soldaten in Woldegk

Woldegk / Lesedauer: 3 min

Der Ehrenhain in Woldegk sucht seinesgleichen im Land. Freiwillige Helfer haben sich nun seiner angenommen. Besonders hilfreich waren dabei Namenslisten.
Veröffentlicht:04.10.2022, 05:43

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Detlev Stresemann geht mit offenen Augen durch seine Heimatstadt Woldegk. Wenn er auf den Plätzen oder Straßen, an denen er vorbeikommt, Unrat entdeckt, hebt er ihn auf. Ihm ist nicht gleichgültig, was vor seiner Haustür geschieht.

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Erinnerung an düstere Zeiten

Auch deshalb haben er und andere Mitstreiter Helfer zusammengetrommelt, um den Ehrenhain der Stadt in Ordnung zu bringen. „Dieser Ort ist etwas Besonderes, der darf nicht verwahrlosen“, sagt Stresemann. Die Grünanlage sei nicht nur eine beliebte Promenade, sondern vor allem eine Gedenkstätte. Mehr als 140 Steine mit den Inschriften von Männern, die im 1. Weltkrieg fielen, erinnern an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.

„Das darf nicht in Vergessenheit geraten“, sagt auch der 86-jährige Karl Mietzner, der sich seit Jahrzehnten um die Erhaltung des Hains kümmert, der 1925 angelegt wurde, mit 173 Gedenksteinen und ebenso vielen Eichen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die Namenslisten der Weltkrieg-Gefallenen, die bis zur Wende nicht auffindbar waren und dann in einem Versteck unterhalb des Neubrandenburger Belvedere auftauchten, wieder in Woldegk vorliegen. Kopien diese Listen stellte er für den Arbeitseinsatz am Ehrenhain zur Verfügung. 20 Freiwillige hatten sich dazu am Sonnabend eingefunden. Sie brachten nicht nur Hecken und Rasen in Form, sondern zeichneten auch die meist unleserlichen Inschriften auf den Steinen nach. Für die korrekte Schreibweise waren die Namenslisten wichtig.

Gedanken an den Krieg in der Ukraine

Wenige Wochen vor dem Einsatz hatten Detlev Stresemann und Thorsten Gruhnow in der Stadtvertretung ihr Anliegen vorgetragen, die Gedenksteine zu restaurieren und den Hain wieder in Form zu bringen. „Die Anlage ist einmalig im Land und sollte nicht dem Verfall preisgegeben werden“, mahnte Stresemann.

Als Denkmal untersteht der Hain der Unteren Denkmalbehörde des Landkreises. Diese bestand darauf, dass die Arbeiten nur unter Anleitung eines Restaurators erfolgen durften. Das Amt Woldegk beauftragte damit Andreas Vorpahl, der die freiwilligen vor Ort Helfer einwies, wie sie die spezielle Farbe auftragen sollten. Dem Vorbild des Restaurators folgend, knieten oder hockten Frauen und Männer vor den Granitblöcken, um die Schriftzüge nachzuzeichnen – und das über mehrere Stunden.

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Unter ihnen auch der 29-jährige Maximilian Schaupp. Der Binnenschiffer ist seiner Heimatstadt eng verbunden, obwohl er die meiste Zeit auf Rhein oder Elbe unterwegs ist. Dennoch packt er in Woldegk gern mit an. „Da gehen einem schon viele Gedanken durch den Kopf, wenn man die Namen auf den Steinen liest und mit schwarzer Farbe nachmalt. Man denkt an den Krieg in der Ukraine“, sagt der junge Mann.

Notweniger Schutz der Steine vor dem Regen

Auch für Harald Trebert ist der Arbeitseinsatz ein wichtiges Anliegen. Der Zeitsoldat hat in Afghanistan gedient. „Ich habe da Kameraden verloren und würde mir wünschen, dass auch sie mehr Ehrung erfahren“, sagt er. Die Wetterprognosen trieben die Helfer zur Eile. Damit der Regen die frisch aufgetragenen Farbe nicht von den Steinen wäscht, mussten diese in Plastiksäcke gehüllt werden. Das gelang in letzter Minute. „Wir haben eine Menge geschafft, obwohl in letzter Minute noch einige Leute absagen mussten“, zeigte sich Detlev Stresemann zufrieden. Die Grillrunde nach getaner Arbeit muss dann jedoch dem Regen trotzen.