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Wesenberg

Einzigartig schon zu Herzogs Zeiten

Wesenberg / Lesedauer: 3 min

VonTobias LemkeDas Modernisierungspro- gramm für Wesenberg wird 2015 auslaufen. Das Stadt- bild am Fuße der Burg hat sich seit den 1990er Jahren gravierend ...
Veröffentlicht:27.04.2013, 02:43

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VonTobias Lemke

Das Modernisierungspro- gramm für Wesenberg wird 2015 auslaufen. Das Stadt- bild am Fuße der Burg hat sich seit den 1990er Jahren gravierend verändert. Die Strelitzer Zeitung stellt in einer Serie die wichtigen Etappen und Bauvorhaben aus mehr als 20 Jahren Stadtsanierung vor.

Wesenberg.Immerhin „45 Ackersleute, zwölf Bäcker und zwei Böttcher sowie zwei Chirurgen 2. Classe“ werden im Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzschen Staatskalender von 1865 für die Stadt Wesenberg aufgezählt. In der Liste ist außerdem „ein Apotheker, der auch mit Materialwaren und Wein handelt“ festgehalten.
Edle Tropfen stehen bei Apothekerin Cornelia Schleich heutzutage zwar nicht mehr im Regal, doch noch immer ist die Markt-Apotheke die erste und einzige Adresse, wenn die Woblitzstädter heilende Tropfen oder andere Medikamente und Gesundheitsprodukte kaufen wollen.
Seit der Woldegker Malte Frank 1809 ein Privileg für die Errichtung einer Apotheke in Wesenberg erhielt und dieses auch sogleich umsetzte, gibt es das Haus gleich neben St. Marien. „Seither ist es immer auch Apotheke gewesen“, berichtet Inhaberin Cornelia Schleich. 23 verschiedene Besitzer, Verwalter oder Pächter hat das historische Haus für die Gesundheit seit seiner Gründung 1809 miterlebt. „Es musste stets ein Privileg durch den Herzog verliehen werden“, erklärt Cornelia Schleich. Dabei war das an eine Person gebundene Privileg, eine Apotheke zu betreiben, im Gegensatz zum Haus nicht verkäuflich oder vererbbar. Der einstige Begründer Malte Frank behielt die Apotheke übrigens nur zwei Jahre, ist in der Chronik nachzulesen, die Cornelia Schleich bewahrt. Auch ist in den Annalen festgehalten, dass es die Apotheker in der Woblitzstadt mitunter schwer hatten, ihr Einkommen zu bestreiten. Gerade in Zeiten, da ein Arzt im Ort fehlte, seien den Bürgern eben keine Medikamente verschrieben worden. Zeitweilig musste die Markt-Apotheke gar geschlossen werden.

Vom kleinen „Kabuff“
zum modernen Labor
Die Zeiten haben sich derweil zum Glück aber in der Pharmazeutik verändert. Denn Wesenbergs heutige Apothekerin konnte das Geschäft 2007 vom Vater übernehmen und führt es nun in zweiter Generation erfolgreich weiter. Erich Schleich hatte die Apotheke 1990 gekauft und wenige Jahre später unter anderem mit Fördermöglichkeiten durch das Stadtsanierungsprogramm umfassend ausgebaut. Bei privaten Sanierungsmaßnahmen gibt es aus den Fördertöpfen beispielsweise Zuschüsse für Fassadenanstriche, neue Fenster und das Dach.
Mit dem Umbau musste die Apotheke vergrößert werden, etwa um Platz für eine gesetzlich vorgeschriebene Beratungsecke zu schaffen. Zudem benötigt jede Apotheke ein modernes Labor und eine Rezeptur. Dort werden eingehende Medikamente geprüft und weiterverarbeitet, zum Beispiel Salben und Lösungen gemischt. „Labor und Rezeptur waren nicht im geeigneten Umfang vorhanden, das waren nicht mehr als kleine Kabuffs“, erinnert sich Cornelia Schleich, die mit ihrem Mann und drei Kindern in Drosedow wohnt. Wie die Laborarbeit mit Flakon und Waage in vorigen Jahrhunderten aussah, davon erzählt aber immer noch eine kleine Ausstellung, die im Anbau der Apotheke zu bestaunen ist.
Im Großen und Ganzen sei das Fachwerkhaus am Wesenberger Markt jedoch in einem guten Zustand gewesen. „Ein bisschen was fällt in alten Häusern natürlich immer an“, erzählt die Besitzerin, dass das Gebäude auch weiterhin für Arbeit sorge. Dennoch ist sie froh, eine Apotheke in solch einer historischen Umgebung betreiben zu können. „Nebenan steht die Kirche mit der alten Linde, und ab und zu sind das Orgelspiel und die Kirchenglocken zu hören“, schwärmt Cornelia Schleich von ihrem Arbeitsplatz.
Mit dem Antlitz der Apotheke sind wohl auch die Wesenberger zufrieden. Immerhin ist es eines der prägenden Gebäude am Marktplatz. „Ich denke, die Menschen finden es immer gut, wenn Altes erhalten und weitergeführt wird“, sagt die Apothekerin der Woblitzstadt.

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