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Dachhaie

Falsche Handwerker unterwegs – Betrüger decken halbes Dach ab

Feldberg / Lesedauer: 4 min

Dreiste Betrugsmasche in einem Dorf in der Seenplatte: Die ungerufenen Männer deckten eine halbes Schuppendach ab – und boten eine „günstige” Reparatur an.
Veröffentlicht:10.11.2022, 18:39

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Denise Brauer traute ihren Ohren kaum, als sie am Mittwochnachmittag ihre Großmutter aus Conow in der Feldberger Seenlandschaft am Telefon hatte. Zwei Männer seien einfach auf ihren Hof gekommen, frech am Großvater vorbeimarschiert und hätten prompt damit begonnen, ein Schuppendach abzudecken. „Als mein Opa fragte, wer sie seien und was sie wollen und dass sie sofort aufhören sollen, sagten die Männer, sie machten einen günstigen Preis und das 'Dach neu'", so Brauer gegenüber dem Nordkurier.

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Ungebetene Dach-Abdecker flüchten

In ihrer Verzweiflung hatte die Großmutter die Enkelin angerufen, die mit in dem Haus wohnt. Sie schilderte ihr das Geschehen, auf das sie sich keinen Reim machen konnte. Weder die Großeltern noch die Enkelin hatten Handwerker bestellt. „Ich blieb am Telefon und meine Oma reichte den Hörer an einen der Männer weiter“, berichtet Denise Brauer. Der resoluten jungen Frau gelang es schließlich, die beiden Männer vom Hof zu verweisen. „Ich sagte, dass wir kein Interesse daran haben, das Dach decken zu lassen und dass sie sofort das Grundstück zu verlassen haben. Als ich erwähnte, jemanden vorbeizuschicken, verschwanden sie schnurstracks“, sagt sie.

Die Männer seien in ihren weißen Transporter mit polnischem Kennzeichen gestiegen und davon gefahren, berichteten ihr die Großeltern. Weder eine Telefonnummer noch einen Namen hätten die vermeintlichen Handwerker hinterlassen, nur das halb abgedeckte Schuppendach.

Polizei: Kein Streifenwagen – nur bei Gefahr

„Ich habe dann die Polizei benachrichtigt und gebeten, dass eine Streife vorbeikommt“, berichtet Denise Brauer. Allerdings sahen sich die Ordnungshüter nicht in der Lage, dieser Bitte nachzukommen, weil alle Wagen unterwegs zu anderen Einsätzen waren. Man versicherte ihr aber, nachts eine Streife nach dem Rechten schauen zu lassen. Die Polizei in Neustrelitz bestätigt, dass es diesen Notruf aus Conow am Mittwochnachmittag gab. Weil aber in diesem Fall keine Gefahrenabwehr nötig war – denn die Eindringlinge hatten den Hof verlassen – habe man keinen Streifenwagen vorbeigeschickt. „Ich hatte keine Leute“, so die Auskunft. In Conow nachts Streife zu fahren, dieser Bitte kamen die Beamten aber nach.

Es sei völlig korrekt, dass die Beamten so handelten, macht Polizeisprecherin Diana Krüger deutlich. „Wenn die Täter noch vor Ort gewesen wären, dann hätte man selbstverständlich sofort eine Streife geschickt. Gefahrenabwehr geht immer vor Strafverfolgung“, sagt sie. Sie möchte keineswegs in Abrede stellen, dass es sich in Conow um einen besonders perfiden Trickbetrugsfall handelt, der auch als „Dachhai“-Masche bekannt ist. Ihr sei bisher noch kein Fall zu Ohren gekommen, bei dem die hausierenden Dachdecker ohne Vorabsprache loslegten.

„Kunden haben den Schaden”

„In der Regel gibt es vorher Anrufe, angeblich im Auftrag der Dachinnung, oder man steht vor der Haustür und behauptet, gerade beim Nachbarn zu tun zu haben und dabei Schäden am Dach gesehen zu haben“, sagt sie. Mit „unschlagbar günstigen“ Konditionen werden die Aufträge erschlichen. „Im Nachhinein zahlen die Kunden immer drauf und haben den Schaden“, sagt die Polizeisprecherin.

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Aus Sicht der Polizei könne man nur davor warnen, derartige Haustürgeschäfte zu mache. Zumeist suchen sich die Täter Häuser mit älteren Bewohnern für ihren Trick aus. „Darum ist es wichtig, dass Nachbarn genau hinschauen und eingreifen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt“, rät sie.

Großmutter hat das Kennzeichen notiert

In dem 100-Seelendorf Conow ist man aber weiterhin besorgt, weiß Denise Brauer. „Die Betrüger haben sich erstaunlich gut auf unserem Hof ausgekannt. Die waren ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal da“, sagt sie. Geistesgegenwärtig habe sich ihre Großmutter das Kfz-Kennzeichen des Täter-Autos notiert. Das bringe die Polizei vielleicht auf die Spur der Ganoven.