StartseiteRegionalNeustrelitzHier gibt es seit sechs Wochen kein Telefon und kein Internet

Kein Signal

Hier gibt es seit sechs Wochen kein Telefon und kein Internet

Straasen / Lesedauer: 4 min

Weiterhin sind in der Region Telefonleitungen gekappt. Die Telekom hat es bisher nicht geschafft, Sturmschäden zu beseitigen. Das ist zum Teil existenzbedrohend.
Veröffentlicht:31.03.2022, 18:31

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Knapp sechs Wochen nach dem Sturm sind Heidemarie Kehnscherper und ihre Familie in Neu Drosedow noch immer von Festnetztelefon und Internet abgeschnitten. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei den Unwettern waren durch herabstürzende Bäume die Oberleitungen gekappt worden. Nicht nur hier herrscht Funkstille. Auch in Strasen in der alten Försterei geht kein Ruf mehr raus noch rein.

Buchungsportal nicht erreichbar

Andrea Naumann ist mittlerweile stinksauer auf die Telekom, deren Kundin die Unternehmerin seit vielen Jahren ist. Sie betreibt die Boots- und Floßvermietung am Ellenbogensee – der wenige Tage vor Saisonbeginn praktisch nicht am Laufen ist, weil sie niemand erreicht. „Unser Buchungsportal funktioniert ohne Festnetz und Internet nicht. Wir können uns nicht mal mehr über Funk behelfen. Der Satellit unseres Anbieters wurde offenbar mit Kriegsbeginn abgeschaltet“, sagt sie.

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Handy ist kein Ersatz

Nach den vielen Versuchen, wieder ans Netz angeschlossen zu werden, kommen ihr bei dem Thema nur noch die Tränen. Nicht zum ersten Mal wurden durch Unwetter die Leitungen zur Alten Försterei gekappt, doch noch nie hat es so lange gebraucht, sie wieder zu reparieren. Andrea Naumann zählt auf: „Das ist der dritte Sturm ähnlicher Stärke. Nach Kyrill dauerte die Reparatur drei Tage. Beim nächsten Sturm entschuldigte sich die Telekom, weil es etwas mehr als eine Woche gedauert hat. Jetzt muss ich mir ständig Ausflüchte anhören.“ Nicht nur sie ist empört, wenn Mitarbeiterinnen aus dem Telekom-Callcenter darauf vertrösten, dass man doch per Handy zu erreichen sei. „Aber auf dem Handy kann ich keine Angebote und erst recht keine Verträge schreiben“, sagt sie.

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Techniker staunt

Auch in Neu Drosedow ist das Mobiltelefon als Alternative zum Festnetz keine sichere Bank, der Funkempfang schlecht. „Meine pflegebedürftige Oma hat immer noch kein Telefon und damit funktioniert der Hausnotruf natürlich auch nicht“, sagt Debora Tesch, Tochter von Heidemarie Kehnscherper. Sie bezweifelt mittlerweile, ob bei der Telekom die eine Hand wisse, was die andere tut. „Bis 150 Meter vor unserem Haus wurde die Leitung nach dem Sturm in Ordnung gebracht“, wundert sie sich. Das restliche Stück Leitung liege unter der Erde und müsse von einer anderen Firma repariert werden, hieß es als Begründung für den Stopp. „Dass es hier noch nie eine unterirdische Telefonleitung gab, wollte man bei der Telekom wohl nicht wahrhaben, obwohl wir es am Service-Telefon oft genug wiederholt hatten“, sagt Debora Tesch. Es ging so weit, „dass am 22. März ein Techniker kam und erstaunt feststellte, dass hier eine Oberleitung zu reparieren ist und nicht, wie auf seinem Zettel stand, eine unterirdische. Er hat sich dann ganz schnell wieder verabschiedet“, berichtet Debora Tesch.

Reparaturtermine gehen in die Binsen

Ähnliches hat Andrea Naumann in Strasen erlebt. „Für den 29. Februar wurde uns ein Servicemitarbeiter angekündigt. Wir sollten auf Abstand achten und Maske tragen. Ich ahnte, was kam. Für den Sturmschaden mit fünf Bruchstellen in der Freileitung schickte die Telekom einen Haustechniker“, schildert sie. Dabei hatte sie die Telekom darüber informiert, „dass wir einen Bautrupp mit Leiter und nicht einen einzelnen Techniker mit einem Schraubendreher benötigen“. Auch der zweite Reparatur-Termin am 25. März ging in die Binsen. „Abends dann die Nachricht, dass wegen des Aufwandes die Reparatur nicht vorgenommen werden konnte. Was hatte der Bautrupp denn dabei, ein Stück Kabelverbindung für fünf Bruchstellen?“, fragt sich Andrea Naumann.

Bisher keine Stellungnahme der Telekom

Nun ist für den 7. April ein weiterer Versuch angekündigt. „Ich möge Geduld haben“, sagt Andrea Naumann und fügt hinzu: „Aber die Rechnung der Telekom für die nicht erbrachten Leistungen ist prompt geschickt worden.“ In der Redaktion war bis zum späten Donnerstagnachmittag von der Telekom keine Stellungnahme zu den Vorfällen eingegangen.