Die ersten Bremsversuche auf nassen Schienen konnte der ICE-Forschungszug der Deutschen Bahn wohl schon am Sonntag am Neustrelitzer Hafen machen. Denn pünktlich zur Einfahrt in die Useriner Straße fiel ein kräftiger Regenschauer vom Himmel. Trotz allem versammelten sich am Nachmittag Tausende Menschen um den Hafen von Neustrelitz – reihten von den Hügeln im Schlossgarten bis zur Zierker Nebenstraße auf.
Ein Menschenauflauf, den selbst das Forschungsteam an Bord des Zuges überrascht hat: „Wenn wir irgendwo einfahren, stehen wir immer im Rampenlicht – doch mit so vielen Besuchern haben wir nicht gerechnet“, sagte Tobias Fischer aus dem Forschungsteam. Zusammen mit drei weiteren Crew-Mitgliedern ließ der Leiter des Bereichs TecLab der Deutschen Bahn an diesem Großereignis zahlreiche Zuginteressierte in kleinen Gruppen durch das advanced TrainLab (ICE-TD) stöbern.
Ein Blick ins Innere verriet: Es handelt sich keinesfalls um einen gewöhnlichen Personenzug. Unzählige Kabel und Schläuche ziehen sich durch den insgesamt 107 Meter langen Triebwagen. Ein großer Wasserbehälter steht in der Mitte des ersten Waggons, wo sich in einem herkömmlichen ICE eigentlich Sitze befinden. Mit diesen Geräten testet das Team laut Fischer neue Technologien und Innovation für die Deutsche Bahn. Unter anderem werde der Zug dafür immer wieder mit diversen Kameras und Lasern ausgestattet.
Anwohnerin Birgit Manthey zögerte nicht lange, sich auch unter die Menschenmenge zu mischen: „So ein Ereignis kann man sich nicht entgehen lassen.“ Besonders freute sich die Neustrelitzerin über die Gelegenheit, ein Bild von dem langen Forschungszug vor der Hafenkulisse machen zu können. „Es ist eine tolle Sache.“
Die Mitglieder des Hafenbahnvereins hatten alle Hände voll zu tun, die Strecke richtig abzusichern und alle Abläufe zu koordinieren. „Wir mussten einen umfassenden Fahrplan entwerfen“, sagte Vereinsmitglied Axel Schütze. Auch für ihn war die ICE-Einfahrt nichts Alltägliches: „Das wird wohl nicht noch einmal passieren.“
Der ICE-TD hielt rund eine Stunde am Neustrelitzer Hafen, bis er sich in Richtung Prignitz aufmachte. Dort soll das Forschungsteam testen, mit welchen Mitteln ein ICE auf nassen und mit Laub bedeckten Schienen schneller bremsen kann.