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Slawendorf

Kampf-Spektakel führt in Neustrelitz in eine vergangene Welt

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Am Zierker See ist am Wochenende die Zeit um das Jahr 1000 lebendig geworden. Eine Geschichte wurde erzählt, die sich so tatsächlich zugetragen haben könnte.
Veröffentlicht:21.08.2022, 20:09

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Das Slawendorf in Neustrelitz war am Wochenende nicht nur Anziehungspunkt für Leute, die die Zeit um das Jahr 1000 wieder lebendig werden lassen wollen, sondern auch für zahlreiche Besucher aus nah und fern. Die Freizeitstätte hatte zu einem Historien-Spektakel eingeladen. 70 Buhurt-Kämpfer – dabei handelt es sich um eine Turnierform aus dem Mittelalter – zeigten ihr Können. Es war schon ein Hingucker, wie sich Kerle in ihren aufwendigen Rüstungen präsentierten, während ihre Frauen und Mägde etwas abseits mit labenden Getränken bereitstanden.

Kampf mit allen verfügbaren Waffen

Es war schnell zu erkennen, warum, denn die Kämpfe, die in schneller Folge vor beifallsfreudigem Publikum vorgeführt wurden, hatten es in sich. Die Aufforderung, doch bitte noch ein wenig von der Absperrung zurückzutreten, sah jeder nach den ersten Schritten der Kämpfer ein. Sie taten nicht nur so – sie kämpften wirklich mit allen Waffen, die sie hatten.

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Sven Ebeling aus Quedlinburg, einer der Kämpfer, wusste über die Speere, Äxte, Schwerter und die Pfeile und Bögen gut Bescheid. Er ließ jeweils Paare die einzelnen Waffen in ihrer Anwendung vorführen. Dabei wies er auf Besonderheiten und Abwehrmöglichkeiten hin. Der Vollständigkeit halber muss aber gesagt werden, dass es für alles Regeln gibt und alle Waffen „entschärft“ sind.

Bürger für Bewaffnung als Sklaven verkauft

Am gesamten Wochenende spielten die Akteure die Historiensaga „Der Markt“. Darin wird auf tatsächliches Geschehen aus dem Jahre 968 zurückgegriffen. Thomas Günter, Darsteller des Markgrafen Hermann Billung, wusste um die Geschichte und sagte: „Die Redarier, ein westslawischer Stamm, der wahrscheinlich auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns lebte, sollte dem Herzog von Sachsen, Otto dem Großen, Tribut zahlen. Um diesen einzufordern, sandte er Markgraf Hermann Billung zu den Redariern, die aber nicht zahlen wollten. Die Slawen wollten sich deshalb wehren und planten einen Aufstand. Da bei den Slawen nicht genug Waffen zur Verfügung standen, verkauften sie einige Bürger als Sklaven, um an Silber zum Kauf von Waffen zu kommen. Dieses „Menschenopfer“ war aber umsonst, denn die Redarier verloren den Kampf und wurden in das Ottonische Reich eingegliedert.“

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Von den Buhurt-Kämpfern war zu erfahren, dass alle von außen sichtbaren Gegenstände, Ausrüstungen und Bekleidungsteile selbst angefertigt wurden. „Natürlich macht nicht jeder alles selbst, wir haben in unseren Reihen zahlreiche Fachleute. Die einen weben das Tuch, die anderen nähen die Kleidung und weitere stellen Metallteile her, die zu den Rüstungen zusammengesetzt werden“, hieß es vor Ort.