StartseiteRegionalNeustrelitzKrebs-Patientin kämpft verzweifelt um Reha-Platz

Von Klinik abgelehnt

Krebs-Patientin kämpft verzweifelt um Reha-Platz

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Karin Arndt aus Neustrelitz hatte Operation, Bestrahlung, Chemotherapien ertragen. Und nun die Suche nach Anschlussbehandlung. Ein Leidensweg, für den aber ein Ende in Sicht ist.
Veröffentlicht:24.01.2018, 06:45

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Karin Arndt aus Neustrelitz befindet sich seit Monaten in einer Ausnahmesituation. Die 65-Jährige ist an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, musste sich einer Operation unterziehen, Bestrahlung und Chemotherapie folgten. Jetzt soll ihre Genesung bei einer Anschlussheilbehandlung in einer Reha-Klinik Fortschritte machen, doch ihr werden Steine in den Weg gelegt. Ihr Mann Peter Arndt erzählt ihre Geschichte.

„Ich habe meine Frau am 23. August zur Operation ins Klinikum Neubrandenburg gefahren. Danach bekam sie Bestrahlung und Chemotherapie. Eine Zeit lang musste sie im Krankenhaus bleiben. Dann durfte sie nach Hause. Zwei Mal am Tag kommt ein Pflegedienst. Im Krankenhaus hat sie sich auch noch den MRSA-Keim eingefangen.“ Diese multiresistenten Bakterien, die unempfindlich gegen ansonsten hochwirksame Antibiotika sind, verursachten weitere Probleme. Die Kliniken nahmen die Patientin mit dem hochansteckenden Krankenhauskeim nicht auf. „Der Sozialdienst des Krankenhauses hat sich um die Reha gekümmert, aber eine Klinik nach der anderen sagte ab.“ Dabei drängt die Zeit. Spätestens sechs Wochen nach der letzten Chemo sollte die Reha angetreten werden. Die letzte Chemo war Anfang Dezember. Die Wochen verstrichen, in denen Karin Arndt nicht wusste, wann und wo sie die Reha antreten wird.

Kurz vor der Abfahrt kam doch noch die Absage

So war das Ehepaar froh, als der Sozialdienst Anfang Januar endlich eine gute Nachricht hatte. Die Klinik Silbermühle in Plau am See hatte einen Platz für Karin Arndt. Trotz des Krankenhauskeims wollte das Haus im Landkreis Ludwigslust-Parchim die Neustrelitzerin aufnehmen. Am 17. Januar sollte es losgehen. Bald traf auch eine schriftliche Einladung der Klinik bei Karin Arndt ein. Peter Arndt meldete sich ebenfalls in der Klinik an. Er wollte seine Frau nicht allein lassen, sie auf eigene Kosten begleiten.

Bald waren die Koffer gepackt. Doch dann ein Schlag in die Magengrube. Am Vortag des Anreisetages bekam Peter Arndt einen Anruf aus der Klinik. „Mir wurde mitgeteilt, dass die Klinik meine Frau wegen des Keims nicht aufnimmt. Dabei wussten alle von Anfang an darüber Bescheid“, schildert Peter Arndt. „Wir sind stinksauer. So kann man nicht mit Kranken umgehen. Jeder hat ein Recht auf Reha.“

Was war passiert? Offenbar ein Versehen. „Im Rahmen der Kommunikation zwischen Disposition und mir ist es möglicherweise zu einem Missverständnis gekommen“, erklärt Dr. Siegbert Kobi, Oberarzt der Onkologie. „Bei dem ständig bestehenden Hustenreiz ist die Gefahr einer Verbreitung dieses multiresistenten Keimes so groß, dass die Gefahr einer Tröpfchen-Infektion erhöht ist. Dies stellt den eigentlichen Grund für die Ablehnung der Rehabilitationsmaßnahme in unserem Hause dar“, so der Arzt. „Hinzu kommt, dass für Frau Arndt dadurch auch das Therapieangebot stark limitiert ist. Dies betrifft insbesondere Gruppentherapien, Seminare und Vorlesungen als auch balneophysikalische Maßnahmen sowie die Einnahme der Mahlzeiten im Speisesaal. In der Gesamtbetrachtung ist eine Aufnahme sowie eine bestmögliche Rehabilitation der durch die Therapie entstandenen Funktionseinschränkungen in unserem Hause nicht gegeben.“

Zwei Lösungsvorschläge

Das war der Zeitpunkt, an dem Karin und Peter Arndt sich an den Nordkurier wandten. „Ich gehe mit meinem Schicksal an die Öffentlichkeit, um anderen zu zeigen, dass man sich so etwas nicht gefallen lassen muss“, so Karin Arndt. „Ich bin bereit zu klagen. Ich gehe bis vors Sozialgericht.“

So weit muss es wohl nicht kommen, denn die Rentenversicherung Bund hat auf Nordkurier-Nachfrage zwei Lösungsvorschläge parat. „Bei der Krebserkrankung von Frau Arndt würden sich nach unserer Einschätzung die Immanuel Klinik Märkische Schweiz in Buckow sowie die Klinik Graal-Müritz für eine Anschlussheilbehandlung anbieten“, so Pressesprecher Dirk Manthey am Montag. „Beide Reha-Kliniken sind nach telefonischer Rücksprache bereit und in der Lage Frau Arndt aufzunehmen. Wir empfehlen, dass sich der Sozialdienst des Bonhoeffer-Klinikums Neubrandenburg kurzfristig mit einer der beiden Kliniken in Verbindung setzt, um die Details einer Aufnahme von Frau Arndt zu besprechen.“

Auf eine Auskunft des Sozialdienstes, wann und wo die Reha stattfinden wird, warteten Karin und Peter Arndt am Dienstag noch. „Wir hoffen sehr, dass nicht wieder etwas dazwischen kommt“, sagte Peter Arndt. In jedem Fall wird Karin Arndt nicht aufgeben. „Ich bin eine Powerfrau. Zwar bin ich durch meine Krankheit zurzeit sehr eingeschränkt, aber ich bin stark genug, den Kampf aufzunehmen.“