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Restaurierung

Malträtiertes Altarbild nun wieder hergerichtet

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Nach mehr als 150 Jahren Staub und Ruß sowie einer schweren Attacke im Herbst 2017 musste das Altarbild in der Neustrelitzer Stadtkirche restauriert werden.
Veröffentlicht:30.10.2018, 06:29

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Ein Jahr nach der verheerenden Attacke auf die Stadtkirche Neustrelitz erstrahlt das Altarbild in nie gesehener Brillanz. Als letzten Kunstgriff monatelanger Arbeit tragen die Restauratorinnen Anke Fabian und Antje Hube noch eine schützende Firnisschicht auf „Die Kreuztragung Christi“ auf. „Es lag richtig schwarzer Schmutz auf dem Bild“, sagt Hube. Dank sorgfältiger Retusche sind aber selbst die mitunter großen Löcher durch den Angriff eines verwirrten Mannes im letzten Herbst verschwunden.

„Zum Glück waren noch alle Fäden im Wesentlichen vorhanden“, sagt Fabian. Diese habe sie nun wieder miteinander verkleben können.

Untere Farbschicht schneller getrocknet als die obere

Knifflig: Marie von Mecklenburg-Strelitz hat das Bild 1855 vom Künstler Raffael kopiert. Für die Restauratorin sei es daher schwierig nachzuvollziehen, welche Materialien die Herzogin verwendet hat. Den richtigen Farbton mischt sich Fabian also in der Regel selbst. Die hohe Kunst: Die ursprüngliche Farbe überhaupt erkennen.

Von dem gewaltigen Bild zeigt sich Restauratorin Fabian begeistert. Die Herzogin habe Raffaels Stil in ihrer Kopie perfekt eingefangen. Besonders eindrucksvoll sei der Künstlerin die Darstellung von Johannes‘ Jünglings-Gesicht gelungen. Außerdem habe die trockene, kühle Kirchenluft das Gemälde bestens konserviert. Dennoch weiß Fabian: „Der ursprünglich frische Zustand des Bildes kann nie wieder erreicht werden.“

Nicht alle Mängel sind jedoch auf das hohe Alter des Bildes zurückzuführen. Denn einige Risse in einer besonders dunklen Ecke des Kunstwerkes seien laut Fabian bereits durch handwerkliche Fehler während des Malens entstanden – die untere Farbschicht sei schneller getrocknet als die obere.

Kunstvolle Tränen in den Augen von Jesus

Die Auffrischung hat einige Überraschungen zum Vorschein gebracht. So lassen sich erst jetzt die kunstvollen Tränen in Jesu Augen bewundern. Witzig: Die Herzogin hat laut Hube beim Malen mindestens an einer Stelle ihr Konzept geändert. Denn an einer blassen Farbspur wird nun sichtbar, dass das Pferdegeschirr ursprünglich viel niedriger sitzen sollte.

Nicht nur das Bild selbst ist unter mühsamer Kleinarbeit aufgehübscht worden. Den prächtigen, goldenen Rahmen des Kunstwerkes hat Hube zufolge vor allem der viele Kerzenruß in der Kirche über die Jahre stark mitgenommen.

Die ganze Restaurierung des Werkes koste laut Fabian schätzungsweise 15 000 Euro. „Die Arbeit braucht viel Zeit“, sagt Fabian. In der Regel würden Restauratoren an vielen Projekten gleichzeitig arbeiten. Die Kunstwerke würden zwischendurch lange Trockenzeiten für sich beanspruchen. Doch der Aufwand hat sich offenbar gelohnt: „Es sieht nun viel räumlicher aus“, schwärmt Pastor Christoph Feldkamp bei seiner ersten Betrachtung nach langer Zeit.

Schon Mitte November soll das Bild laut Feldkamp wieder an die Altarwand der Stadtkirche Neustrelitz gehängt werden. Um das enorme Kunstwerk mit rund 2,60 Meter Breite und 3,20 Meter Höhe auf die großen Stahlhaken zu hieven, müsse zuvor jedoch ein großes Gerüst aufgebaut werden.

Im letzten Herbst sind bei einer Attacke eines verwirrten Mannes mehrere Löcher in das Kunstwerk geworfen worden. Eine herabgeschmissene Vase hat zudem einen langen Riss hinterlassen, der eine Restaurierung dringend nötig machte.