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Prognose

Mit diesem Schul-Konzept geht der Kreis in Neustrelitz baden

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Das Papier soll ab 2022 fortgeschrieben werden. Allerdings sind Lehrer und Eltern schon mit der jetzigen Situation mehr als unzufrieden.
Veröffentlicht:26.09.2022, 07:01

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Lehrer und Eltern aus Neustrelitz haben die anstehende Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte scharf kritisiert. Das Papier trifft einerseits Prognosen und legt andererseits fest, wie viele Klassen eines Jahrgangs an einer Schule beschult und welche besonderen Schülergruppen unterrichtet werden.

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Raumausstattung bemängelt

Die Schulen sind Mitte Juni aufgefordert worden zu der Planfortschreibung nach 2022 Stellung zu nehmen. Hauptaugenmerk der Kritik sind die schon jetzt unzureichende Raumausstattung an den Schulen und die schrittweise weiter auszugestaltende Inklusion. Damit fühlen sich die Kommunen vom Land allein gelassen, wie sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bildung der Neustrelitzer Stadtvertretung zeigte.

Der Raumbedarf entspricht demnach schon jetzt nicht mehr den Ansprüchen, die aus der Beschulung von inzwischen sehr unterschiedlichen Schülergruppen entstehen. „Wir haben alle Förderbedarfe in einer Klasse“, sagte beispielsweise Margit Klameth-Maronde, Schulleiterin der IGS „Walter Karbe“. Neue Herausforderungen kommen mit der Inklusion, die auch in Mecklenburg-Vorpommern weiter umgesetzt werden soll, auf die Schule zu. Dann soll dort eine Bildungseinrichtung mit spezifischer Kompetenz mit den Schwerpunkten Hören, Sehen und motorische Entwicklung entstehen. Das Problem: Dazu muss das Schulgebäude umgebaut werden.

Kein Geld vorhanden

Klameth-Maronde sprach sogar von einem notwendigen Neubau. Das Geld dafür aber ist nicht vorhanden. Das Land lehnt bislang eine Übernahme der Kosten im Rahmen der sogenannten Konnexität ab. Eigentlich gilt zwar der Spruch „Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen“. Nicht so aber das Land. Für die von ihm angestrebte Inklusion – das gleichberechtigte Lernen von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung – will es die Kosten nicht übernehmen und verweist auf die Schulträger – die Kommunen. Denen aber fehlt das Geld. Aussichten auf Fördermittel sind vage.

Die IGS ist zudem nicht die einzige Schule, die massive Raumprobleme hat, wie es im Zusammenhang mit dem Thema Schulentwicklungsplan hieß. So soll auch die Europagrundschule Kiefernheide noch mehr Schüler mit besonderem Betreuungsbedarf aufnehmen. Für die Vielzahl an Betreuungsformen aber reiche der Platz auch dort schon jetzt nicht. „Wir haben so eine Fülle von Inklusion, dass trotz der engagierten Arbeit an der Schule kaum noch Luft geholt werden kann“, sagte Schulleiterin Ina Friese. Zudem läge aktuell die Zahl der Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf bei 30 Prozent. Das sei schon jetzt ein sozialer Brennpunkt. Mit der für Ende Juli 2027 geplanten Auflösung des Sonderpädagogischen Förderzentrums würde die Schule weitere Schüler mit Inklusionsbedarf aufnehmen müssen.

Lösungsansätze werden vermisst

Elternvertreter Björn Lankow aus der Europagrundschule warf dem Bildungsministerium vor, dass man es sich dort zu einfach mache. Die Sache lasse sich nicht mit Auflösen und Integrieren erledigen. In dem Schulentwicklungsplan vermisse er Lösungsansätze, Prognosen bezeichnete er als waghalsig. Aus seiner Sicht könne der Plan so nicht beschlossen werden. Lankow kritisierte auch das Vorgehen des Landkreises. Der Entwurf für den Schulentwicklungsplan sei Mitte Juni an die Schulen gegangen. Es habe nur eine kurze Frist für die Stellungnahmen zu dem fast 400 Seiten umfassenden Papier gegeben – dies auch noch ausgerechnet in der Ferienzeit.

Auch Carmen Hübner, Schulleiterin der Jawarharlal-Nehru-Schule, bemängelte den Schulentwicklungsplan und machte deutlich, dass die Schule die dort formulierten Erwartungen nicht erfüllen könne, gebe es keine räumlichen Veränderungen. Auch an ihrer Schule gebe es zudem Sanierungsbedarf.

Sonderpädagogische Fachkräfte fehlen

Grundsätzlich wurde in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Bildung sowohl von den Lehrkräften als auch von den Eltern betont, dass die Raumprobleme nicht die einzigen seien. Es fehle allerorts ausreichend Fachkräfte, die vor allem auch eine sonderpädagogische Ausbildung besitzen. Dieses Thema ist allerdings nicht Bestandteil des Schulentwicklungsplanes.

Große Zweifel an der Umsetzbarkeit des Schulentwicklungsplanes äußerte auch Bürgermeister Andreas Grund. Wenn das System nicht neu justiert werde, müsse es schiefgehen, machte er deutlich.

Auf Kritik stieß in der Sitzung ebenfalls die Tatsache, dass die Leiterin des Sonderpädagogischen Förderzentrums, das 2027 geschlossen werden soll, nicht zur der Beratung in dem städtischen Sozialausschuss eingeladen war.

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Der Schulentwicklungsplan war in der Ausschusssitzung vom Leiter des kreislichen Schulverwaltungsamtes, Dirk Rautmann, vorgestellt worden. Er soll im Dezember vom Kreistag beschlossen werden. Schulschließungen sind nicht beabsichtigt. Die Prognosen gehen von weitgehend stabilen Schülerzahlen aus. Rautmann räumte ein, dass es an den Schulen zahlreiche Probleme gebe, machte aber auch deutlich, dass der Schulentwicklungsplan fortgeschrieben werden müsse.