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Party-Tourismus statt Ruhe auch am Labussee

Canow / Lesedauer: 3 min

Von Einzelfällen kann keine Rede mehr sein. Der Canower Zeltplatzbetreiber Bernd Burckhardt erzählt, was ihn in diesem Sommer geärgert hat.
Veröffentlicht:12.10.2020, 14:05

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Am Ende sehen die Übernachtungszahlen auf dem Campingplatz am Labussee bei Bernd Burckhardt zwar wieder gut aus. „Aber es war eine äußerst stressige Saison“, sagt der 77-Jährige. Dieser Sommer hatte es wohl für alle in der Branche in sich. Vergleichbares hat Burckhardt in den 28 Jahren, in denen er jetzt schon im Geschäft ist, jedenfalls noch nicht erlebt.

Während ein Teil seiner Stammkundschaft wegen Bedenken nicht anreiste, so stieg hingegen der Anteil der Neukunden stark an. Viele Stornierungen, Neubuchungen und Auflagen waren in dieser Saison zu bewältigen. Bis in die vorige Woche hinein habe die gute Auslastung auf seinem Platz dennoch angehalten. „Zuletzt wusste ich schon gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht“, sagt der Zeltplatzbetreiber. Insofern komme ihm die nun anstehende Ruhe sehr entgegen.

Flöße und Boote werden immer größer

Burckhardt kommt aber nicht umhin, einige Entwicklungen im Tourismus zu kritisieren, und die seien zum Teil nicht erst seit der Corona-Pandemie und dem verstärkten Gästeaufkommen in diesem Sommer zu erkennen. Mit Skepsis beobachtet er zum Beispiel, dass die Flöße und Boote in der Seenplatte in den Vorjahren immer größer wurden. „Als das mit den Flößen aufkam, fand ich die ersten, kleinen in Ordnung. Mittlerweile gibt es aber so breite Dinger, die passen nicht mal mehr an unsere Stege. Gästen, die damit unterwegs sind und bei mir anlegen wollen, muss ich absagen“, schildert Burckhardt. Die Größe der Schiffe habe vor allem aber fürs Schleusen negative Folgen. Passte früher ein ganzer Schwung an Booten in die Schleusenkammer, sind es jetzt nur wenige und so staut es sich schnell mal auf den Wasserstraßen. Alteingesessenen Bootsfahrern, die mit kleinen Booten unterwegs sind, bereite das Schippern inzwischen weniger Freude. Burckhardt spricht sich daher für eine Größenbeschränkung in der Seenplatte aus.

Zu viel Party auf den Gewässern

Zudem reiht sich der Canower in die Reihe der Mahner ein, die zunehmend ein Problem im aufkommenden Party-Tourismus sehen. Mit seiner Kritik ist er längst nicht mehr allein. Zuletzt machte gar die Bezeichnung von der „Mallorca-Fraktion“ die Runde. „Das sind auch keine Einzelfälle mehr“, widerspricht Burckhardt anders lautenden Stimmen, etwa vom Landestourismusverband. Er zeigt auf ein Floß, das in der Bucht vor seinem Campingplatz vor Anker liegt. „Die liegen da schon seit einer Woche. Ich frage mich, wo die ihr ganzes Zeugs lassen?“, sagt Burckhardt, der die Antwort auf seine Frage natürlich weiß. Die Fäkalien und anderes werden wohl im Wasser landen. Dann gebe es noch die Party-Boote, die regelmäßig in der Bucht gelegen hätten. „Wenn man da am Abend hinüberruft, ob die mal die Musik ein bisschen leiser drehen können, wird sie nur umso lauter aufgedreht“, schildert Burckhardt seine Erfahrungen aus dem Sommer. Bei ihm anlegen dürfen solche Bootsfahrer nicht. „Ich habe hier einen Ruf zu verlieren. Meine Gäste auf dem Zeltplatz wollen die Ruhe und die Natur genießen“, sagt er.

Wilde Camper sorgen für Ärger

Ein weiteres Problem sei wildes Campen, selbst im Umfeld seines Zeltplatzes. Seine Gäste hätten in diesem Jahr nicht nur einmal beobachtet, dass fremde Camper, die Sanitäranlagen benutzt hätten. Ihre Zelte hatte diese „Toilettengäste“ dabei gar nicht auf dem Platz, sondern irgendwo anders aufgeschlagen. Um dem ganzen Treiben mehr Einhalt zu gebieten, müssten mehr Kontrollen stattfinden. Dazu müssten Ordnungsbehörden und die Wasserschutzpolizei aber zunächst mal aufgestockt werden, fordert der Canower.