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Demo in Neustrelitz

Pflegekräfte fordern bessere Arbeitsbedingungen

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Von der Politik fühlen sich die Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen längst nicht ausreichend wahrgenommen. Es gibt sogar einen Vorwurf in diese Richtung.
Veröffentlicht:22.09.2018, 12:55

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Mitarbeiter von Pflegediensten aus Mecklenburg-Strelitz haben am Sonnabend gegen den Personalmangel in ihren Einrichtungen und für eine bessere Bezahlung in der Alten- und Behindertenpflege demonstriert. Es war das erste Mal, dass die bundesweite Initiative „Pflege am Boden” in Neustrelitz aktiv wurde, sagte Demo-Initiatorin Ursel Palka dem Nordkurier.

Palka arbeitet seit 18 Jahren in der Altenpflege und weiß nach eigenem Bekunden, wie dort der Alltag aussieht. Dass eine Pflegekraft für 30 Pflegebedürftige zuständig oder nachts allein im Dienst sei, habe sie durchaus erlebt. Sie wisse auch, dass es in der Frühschicht manchmal bis mittags brauche, bis alle zu Pflegenden gewaschen seien.

Bezahlung noch nicht angemessen

Es gebe zu wenig Personal, oft wisse man nicht, wie die Schichten besetzt werden sollen. Es treffe nicht für alle Einrichtungen zu, aber die benannten Beispiele seien keine Einzelfälle. Die Bezahlung sei immer noch nicht angemessen: „Wir fordern eine Gleichstellung von Krankenpflege und Altenpflege”. Gemessen an der körperlichen und seelischen Belastung würde viel zu wenig Geld gezahlt.

Die von der Politik beschlossenen Nachbesserungen würden von den Pflegekräften als nicht ausreichend bezeichnet, sagte Ursel Palka. Dass auch Mitarbeiter von Pflegediensten erst mit 67 Jahren in Rente gehen könnten, halten die meisten für eine Farce.

Brief an Minister Spahn

Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung aus Neustrelitz hätten deshalb einen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geschrieben. Es würden dann aber auch breitere Flure in den Pflegeeinrichtungen gebraucht, weil auch die Pfleger dann schon am Rollator gehen müssten, schreiben die Neustrelitzer nicht ohne Zynismus in ihrem Brief.

Der Politik warf Palka zudem vor, dass viele Politiker gar nicht wüssten, was genau im Berufsalltag der Altenpfleger los sei. „Ich habe einen Schrittzähler, in manchen Schichten komme ich auf 7,5 Kilometer, die ich unterwegs bin”, sagte eine Altenpflegerin.

Nicht überall gibt es Verständnis

Für die Demo, bei der die Pflegekräfte am Sonnabend auf dem Markt auch mit Neustrelitzern ins Gespräch kommen wollten, hatte Ursel Palka zuvor lange in den Einrichtungen die Klinken geputzt. Nicht überall sei sie auf Verständnis gestoßen. „Manche Kollegen haben auch Angst sich zu beteiligen”, sagte die Initiatorin.

Indessen müsse eigentlich niemand Angst haben, dass er entlassen werde. „Es gibt ja viel zu wenig Personal”. Die Frauen und Männer am Sonnabend auf dem Markt waren sich einig. „Solange wir stillhalten, ändert sich überhaupt nichts”. Außerdem müsse den Verantwortlichen endlich klar werden, dass es den Einrichtungen besser gehe, wenn sich auch die Mitarbeiter dort wohlfühlen könnten.

Bündnis gibt es seit 2013

„Pflege am Boden” ist ein von Parteien, Gewerkschaften und Berufsverbänden unabhängiger Zusammenschluss von Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten oder von pflegenden Angehörigen und von Menschen, denen die Pflege am Herzen liegt. Gemeinsam soll Politik und Gesellschaft auf die Missstände der derzeitigen Pflegesituation in Deutschland aufmerksam gemacht werden. Der Zusammenschluss existiert seit 2013.