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Unwetter

Sturm „Friederike” fordert Todesopfer in MV

Neustrelitz / Lesedauer: 7 min

„Friederike”, der schwerste Orkan seit zehn Jahren, hat auch über Mecklenburg-Vorpommern gewütet. Eine Zusammenfassung der Ereignisse.
Veröffentlicht:19.01.2018, 08:27

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Dies ist der Überblick vom Donnerstag. Über die aktuelle Lage informieren wir Sie hier.

Sturmtief „Friederike” zog am Donnerstag über Mecklenburg-Vorpommern. Auf der B193 zwischen Penzlin und Neustrelitz kam eine 61-jährige Autofahrerin bei einem Unfall ums Leben. Landesweit gab es zahlreiche Verkehrsunfälle, die ansonsten meist ohne schlimme Folgen endeten. Häufig waren Lkw betroffen gewesen, die nicht mehr weiterfahren konnten. Auf dem Flughafen Rostock-Laage fiel der Flug nach Stuttgart aus, da dasselbe aus München kommende Flugzeug nicht wie geplant in Laage landete.

In Brandenburg ist ein Lastwagenfahrer ums Leben gekommen. Nach ersten Ermittlungen wurde das Fahrzeug am Donnerstag auf der Autobahn 13 an der Grenze zu Sachsen von einer Sturmböe erfasst und kippte um, wie die Polizei mitteilte. Der Fahrer starb noch an der Unfallstelle.

Die Polizeiinspektion Anklam zählte zwischen 13 und 20 Uhr insgesamt 20 Unfälle aufgrund der Straßenglätte. Gesamtschaden 108.00 Euro. Verletzt wurden fünf Personen, eine davon schwer. Betroffen waren vor allem die Bereiche der Polizeireviere Greifswald, Wolgast und Pasewalk.

Lkw hatten massive Probleme

Auf der Bundesstraße 198 zwischen Canzow und Hinrichshagen scheiterten laut Friedländer Polizei gleich 20 Lkw-Fahrer in einer Kurve. Die Sattelzüge kamen ins Rutschen, stellten sich quer und blockierten die gesamte Fahrbahn. Die Bergungsarbeiten, bei denen auch ansässige Landwirte zu Hilfe gerufen wurden, werden bis in die Nacht dauern. Für andere Verkehrsteilnehmer war kein Durchkommen mehr.

Wenige Kilometer weiter, am Kreisverkehr an Woldegks Ortseingang, rutschte ein weiterer Lkw von der Straße in den Graben. Auf der B96 zwischen Neustrelitz und Neubrandenburg und anderen Neubrandenburger Zufahrtstraßen kam es ebenfalls zu Behinderungen. Hier kamen Lkw die Berge nicht hoch und blockierten den Verkehr, meldete die Polizeiinspektion Neubrandenburg. Nach dem Unwetter kam in Neubrandenburg ein besonderes Räumfahrzeug zum Einsatz.

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Ganz ähnlich erging es Lkw-Fahrern am Panstorfer Berg (B104 zwischen Teterow und Malchin). Hier stellte sich einer der Lastwagen sogar komplett quer.

Unfälle in Neustrelitz

In der Strelitzer Chaussee in Neustrelitz wurde eine Person bei einem Unfall verletzt. Auf der B193 bei Brustorf kam es ebenfalls zu einem Unfall mit einem Verletzten. Schäden gab es in Triepkendorf, als ein Auto gegen ein Haus rutschte, in Mirow, als ein Auto gegen ein Schild rutschte, und am Postfrachtzentrum in Neustrelitz krachte es ebenfalls.

Die Polizei bat alle Fahrzeugführer, die Geschwindigkeit deutlich zu verringern und sehr aufmerksam zu sein.

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Zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz fahren keine Züge mehr. Ein Schienenersatzverkehr ist in Planung, momentan kann allerdings noch nicht gesagt werden, ob überhaupt Busse dafür zur Verfügung gestellt werden können. Auch zwischen Büchen und Hamburg fuhre keine Züge mehr. Ausfälle gab es außerdem zwischen Schwerin und Ludwigslust.

Probleme beim Schülerverkehr

Die Fahrschüler in den Einzugsbereichen Neustrelitz und Waren sollten die ersten Schulbusse nach Unterrichtsschluss wegen des Unwetters benutzen. „Unabhängig davon wird die beauftragte Verkehrsgesellschaft MVVG die reguläre Bedienung gemäß dem Fahrplan sicherstellen, soweit das die Straßenverhältnisse zulassen”, sagte die Sprecherin des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Haidrun Pergande.

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Vorsicht war angebracht im Demminer Straßenverkehr. Schon kurz nachdem es mittags zu schneien begonnen hatte, war beispielsweise die Straße Richtung Wotenick fast geschlossen von Schnee bedeckt und auch innerstädtisch hemmte Matsch die Fahrt.

Innerhalb einer halben Stunde war am frühen Nachmittag der Pasewalker Marktplatz komplett weiß.

Unfälle an der Müritz

Zwischen Röbel und Dambeck hatte es in der Mittagszeit einen Unfall gegeben. Ein Pkw war von der Fahrbahn abgekommen. Es gab keine Verletzten. Auf der A19 hat sich gegen 13.30 Uhr an der Anschlussstelle Malchow in Richtung Rostock ebenfalls ein Unfall ereignet. Dabei ist ein Fahrzeug der Autobahnmeisterei mit einem Pkw kollidiert. Verletzt wurde niemand.

Nur wenige Minuten später, gegen 13.38 Uhr, kam auf der A19 zwischen Wittstock und Röbel ein Auto auf der winterglatten Fahrbahn ins Schleudern und kollidierte mit der Mittelschutzplanke. Er kam schließlich auf der Standspur zum Stehen. Der Fahrer blieb unverletzt.

Die Autobahn 11 zwischen Warnitz und Pfingstberg wurde nach einem Unfall voll gesperrt. Ein Lkw rutschte in eine Leitplanke.

Unterricht in Nordwestmecklenburg eingeschränkt

Im Bereich Nordwestmecklenburg kam es zu Problemen im Linien- und Schülerverkehr. Alle Schulen in Nordwestmecklenburg wurden angewiesen, den Unterricht nach der sechsten Stunde zu beenden.

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Generell kam es in Mecklenburg-Vorpommern infolge der Wetterlage zu Einschränkungen bei der Schülerbeförderung. Wie das Kultusministerium mitteilte, seien Kinder und Jugendliche, die ihre Schule „wegen widriger Witterungsverhältnisse nicht erreichen können”, grundsätzlich entschuldigt.

Bei schwierigen Witterungssituationen können letztendlich die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. Die Schulen waren jedoch grundsätzlich geöffnet.

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Allein beim Polizeipräsidium Rostock seien zwischen 10 und 17.30 Uhr mehr als 400 Notrufe aufgelaufen, hieß es am Donnerstagabend. Dabei seien rund 135 Unfälle gemeldet worden, überwiegend Blechschäden.

Die Beamten fahren von einem Unfallgeschehen zum nächsten. Vor allem Lkw kommen auch im Bereich Rostock oft nicht mehr weiter. So blockierten zum Beispiel auf einigen Abfahrten der A14 Lkw den Weg, da sie weder vor, noch zurückkamen.

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Die Bevölkerung wird gebeten, möglichst nicht am Straßenverkehr teilzunehmen und vorerst drinnen zu bleiben, um eine Eigen- und Fremdgefährdung auszuschließen

Schwerster Orkan seit zehn Jahren

Der Sturm „Friederike“, der von Westen her über Deutschland fegte, ist laut dem Deutschen Wetterdienst der schwerste Sturm seit dem Jahr 2007. Auf dem Brocken seien in der Spitze Orkanböen von 203 km/h gemessen worden. „Damit haben wir elf Jahre nach Kyrill wieder einen Orkan der Königsklasse“, sagte DWD-Sturmexperte Andreas Friedrich. Donnerstag war exakt der 11. Jahrestag von „Kyrill“.

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In Nordrhein-Westfalen kamen mindestens zwei Menschen im Sturm um. Auf einem Campingplatz am Niederrhein bei Emmerich wurde ein 59-Jähriger von einem Baum erschlagen. Er sei sofort tot gewesen. In einer Sturmböe verlor im westfälischen Lippstadt ein Mann (68) bei einem Verkehrsunfall sein Leben.

In Bad Salzungen in Thüringen wurde ein Feuerwehrmann von einem umstürzenden Baum getötet. Ein Kollege von ihm wurde schwer verletzt.

Zugverkehr bundesweit eingestellt

Wegen des Sturmtiefs „Friederike“ wurde der Fernverkehr der Bahn bundesweit eingestellt. Züge würden aus Sicherheitsgründen nicht mehr losfahren, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Züge, die noch unterwegs seien, sollten aber soweit möglich bis zum Zielbahnhof fahren. Wie lange die Sperrung dauern sollte, war zunächst unklar. In Nordrhein-Westfahlen und Niedersachsen hat die Bahn auch den Regionalverkehr gestoppt.

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Allein in Nordrhein-Westfalen mussten Feuerwehr- und Rettungsdienste laut Innenministerium bis zum Nachmittag zu mindestens 7000 Einsätzen ausrücken, Straßen freiräumen, Bäume beseitigen und Gebäude sowie demolierte Oberleitungen sichern. Probleme bereiteten vor allem die zahllosen entwurzelten Bäume.

Behörden warnten auch vor herabstürzenden Dachziegeln. In Gladbeck wurde ein Kindergarten geräumt, weil eine Dachkuppel abzustürzen drohte, der Kaarster Möbelmarkt Ikea wurde wegen Schäden an der Fassade evakuiert.

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Am späten Donnerstagnachmittag rutschte auf der Landstraße 26 zwischen Rubkow und Anklam ein Linienbus mit dem Heck in den Graben. Laut Zeugenaussagen stoppte der Bus, als ihm ein Streufahrzeug entgegen kam. Beim anschließenden Anfahren rutschte das Heck in den Graben. Die im Bus befindlichen Passanten wurden nicht verletzt. Sie wurden mit einem Ersatzbus abtransportiert. Nach dem die Bergung durch die eigenen Firma missglückte, rückte einen Stralsunder Spezialfirma an.


Zudemblieb in Hohendorf ein Vieh-LKW auf einer Anhöhe stecken. Bauern aus der Nähe unterstützen die Bergung mit insgesamt zwei Traktoren. Anschließend konnte er seine Fahrt alleine fortsetzen. Aufgrund der Bergung kam es zu einer Vollsperrung und zu einem Rückstau.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisert. Er enthält Beiträge von den Nordkurier-Reportern Ulrike Schubel, Rita Nitsch, Janine Rabe, Andreas Segeth, Georg Wagner, Matthias Stiel, Tilo Wallrodt und der Deutschen Presse-Agentur.