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Probleme mit Schulamt

Schul-Fahrdienst auf den letzten Drücker bewilligt

Neustrelitz/Blankensee / Lesedauer: 4 min

Seit Monaten wartet eine Mutter aus Neustrelitz auf Antwort aus dem Schulamt. Es geht um den Fahrdienst für ihren Sohn zur Schule nach Blankensee. Sie hofft, dass am Montagmorgen zum Start ins neue Schuljahr der Kleinbus vor der Tür steht.
Veröffentlicht:19.08.2018, 10:13

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Ob ihr 11-jähriger Sohn am Montag zur Schule kommt, weiß Anika Schäfer nicht mit Sicherheit. Das Bildungsministerium in Schwerin habe ihr telefonisch zugesichert, dass es so sein wird. Schwarz auf Weiß hat sie es nicht.

Der Sohn von Anika Schäfer muss mittels Fahrdienst in die Schule nach Blankensee gebracht werden. Er ist Autist und geht mit einer halbseitigen Lähmung durchs Leben. Allein schon, dass in seinem Fall das Landesministerium tätig werden musste, zeigt: Hier lief gehörig was schief! Aber der Reihe nach.

„Wir sind im Juni nach Neustrelitz umgezogen“, berichtet die alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Zu dem Schritt hatte sich die Familie entschlossen, weil sie es in der Stadt und in der Nähe von Verwandten eigentlich einfacher haben wollte. Zuvor wohnten Schäfers auf dem Land, in der Nähe von Demmin.

Sohn kann problemlos unterrichtet werden

Rechtzeitig, und zwar bereits im April, habe sich Anika Schäfer um einen Schulplatz für ihren Sohn bemüht und sich für die Regionale Schule in Blankensee entschieden. Für ihren Entschluss gibt es triftige Gründe. Im Schulgebäude ist alles ebenerdig erreichbar und Anika Schäfer ist vom Konzept der Bildungseinrichtung überzeugt.

„Die Schule hat außerdem schon Erfahrungen im Umgang mit autistischen Kindern“, sagt sie. Die Schulleitung habe sich das Krankheitsbild ihres Sohnes angeschaut und erklärt, dass die Schule ihn problemlos unterrichten könne.

Keine schriftliche Antwort vom Schulamt erhalten

Das Ganze könnte also ein positives Beispiel für die viel beschriebene und im Land angestrebte Inklusion von Kindern mit Handicap sein. Doch Familie Schäfer und die Blankenseer Schule haben die Rechnung ohne das Staatliche Schulamt in Neubrandenburg gemacht. „Wir haben mehr als rechtzeitig den Diagnostischen Dienst beim Schulamt darüber informiert, dass mein Sohn einen Fahrdienst benötigt“, sagt Anika Schäfer. Bis zum letzten Ferientag habe es aber keinerlei schriftliche Antwort vom Schulamt gegeben.

In den Gesprächen mit den Mitarbeitern ist ihr immer wieder suggeriert worden, dass ein Fahrdienst nicht möglich sei. Stattdessen wurde der Mutter vorgeschlagen, dass sie ihren Sohn lieber an einer der Neustrelitzer Regionalschulen einschulen sollte.

Jedoch wurden diese Vorschläge mitten in den Ferien gemacht. „Wie soll ich mir da ein Bild von einer Schule machen, wenn keiner da ist“, sagt Annika Schäfer. Ohnehin gibt es an beiden der infrage kommenden Neustrelitzer Schulen Treppenhäuser.

Keine Ablehnung des Antrags erhalten

Den Fahrdienst zur Körperbehindertenschule nach Neubrandenburg hätte das Schulamt aus ihr unverständlichen Gründen hingegen auch bewilligt. Weil der Bus aber eine lange Route abzuklappern hat, wäre ihr Sohn auf der Rücktour zwei Stunden unterwegs. „Das möchte ich ihm nicht zumuten“, sagt die resolute Frau.

Weil Anika Schäfer noch nicht mal eine Ablehnung ihres Antrags erhalten hat, konnte sie auch nicht in den Widerspruch gehen. In ihrer Not hat sich die Neustrelitzerin in den letzten Ferientagen nun ans Bildungsministerium gewandt. Im Ergebnis soll es nun doch auf den letzten Drücker mit einem Fahrdienst klappen.

Auch gegenüber dem Nordkurier sicherte Ministeriumssprecher Henning Lipski zu, dass einer individuellen Beförderung des Sohnes von Anika Schubert nichts mehr im Wege stehe. „Am Montag um 7.45 Uhr geht es los“, erklärte Lipski.

Keine Erklärung für fehlende Antworten

Unbeantwortet blieb vom Ministerium jedoch die Frage, warum die alleinerziehende Mutter keine Antwortschreiben aus dem Schulamt erhielt und welche Gründe es für die ablehnende Haltung in der Sache gab. Die Presseanfrage hatte der Nordkurier bereits am Mittwoch gestellt.

Auch wenn der Fall am Ende wohl gut ausgeht, Anika Schubert hat der Kampf gegen die Mühlen der Behörden viel Kraft gekostet. „Ich bin zwar froh, dass sich am Ende das Ministerium dahinter geklemmt hat, aber ich wünsche mir, dass das künftig keine anderen Eltern mehr erleben müssen“, fordert sie, dass Arbeitsabläufe im Schulamt verbessert werden müssen.