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DRK-Krankenhaus

So steht es um die Geburtsstation in Neustrelitz

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Nach der Teil-Schließung der Extrem-Frühchenstation im Neubrandenburger Klinikum macht man sich auch im Neustrelitzer Krankenhaus Gedanken über die Zukunft.
Veröffentlicht:16.01.2023, 13:20

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Auch im DRK Krankenhaus Neustrelitz ist der Kampf um den Erhalt der Extrem-Frühchenstation im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg nicht unbemerkt geblieben. „Wir bekommen hier die Reaktionen der gebärenden Frauen zu spüren. Sie sind verunsichert und haben Fragen“, heißt es von Dr. Ulf Göretzlehner, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe im DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz.

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Personal-Lage gilt als stabil

Doch in Neustrelitz bleibt alles beim Alten. Eine Schließung der Geburtsstation im hiesigen Krankenhaus stehe nicht zur Debatte. Die Personallage sei stabil, heißt es. Auf der Station arbeiten fünf Ärzte zuzüglich zwei Zeitarbeitskräften, außerdem 13 Hebammen und zwei Studentinnen, die im Krankenhaus Neustrelitz ihre praktische Ausbildung absolvieren und in Rostock studieren. Der Einzugsradius des Krankenhauses liege bei 80 Kilometern. Auch Frauen aus Neubrandenburg und Brandenburg würden hier auf der Station gebären, sagt Göretzlehner. 2022 wurden 248 Kinder im Neustrelitzer Krankenhaus geboren.

Bereich ist ausgerüstet wie der in der Kreisstadt

Das Krankenhaus in Neustrelitz sei offizieller Kooperationspartner des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums in Neubrandenburg. In den Krankenhäusern werden simultan kinderärztliche Untersuchungen und Infusionen vorgenommen. „Wir arbeiten eng zusammen. Reanimation, Beatmung und Ausrüstung sind wie in Neubrandenburg. Es ist alles aufeinander abgestimmt und es wird trainiert. Die Notärzte übernehmen den Transport nach Neubrandenburg“, erklärt Göretzlehner. Die aktuelle Diskussion über die Schließung eines Teils der Frühchenstation in Neubrandenburg verfolgt er mit Sorge. Seit Jahresbeginn gilt ein Behandlungsverbot am Perinatalzentrum für Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm. Frühchen mit einem höheren Geburtsgewicht werden weiter behandelt.

Bertelsmann-Studie zeigt erschreckendes Ergebnis

„Wir sind selber von den politischen Entscheidungen überrascht. Es werden einfach Normzahlen festgelegt, ohne die lokale Situation zu berücksichtigen“, kritisiert Göretzlehner. Im Jahr 2018/2019 habe es eine Bertelsmann-Studie gegeben, die festgestellt habe, dass die Krankenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 33 Kilometer voneinander entfernt liegen. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen liege die durchschnittliche Entfernung bei sechs bis acht Kilometern. Mecklenburg-Vorpommern sei nun mal ein Flächenland. In Berlin, Rostock und Greifswald befinden sich die nächsten Frühchen-Stationen. Diese Wege seien für die werdenden bzw. jungen Eltern, gerade aus Neustrelitz und Umgebung, einfach zu lang.

108.000 Unterschriften gesammelt

In Neubrandenburg gebe es eine hervorragende Kinderheilkunde unter der Leitung von Chefarzt Dr. Sven Armbrust. Dort werde sehr gute Arbeit geleistet, findet der Mediziner. 108.000 Unterschriften von Unterstützern, die sich dem Erhalt der Frühgeborenenstation in bisheriger Form verschrieben haben, sind mittlerweile bei einer Aktion zusammengekommen. Nun müsse sich der Bundestag wieder mit dem Protest befassen. „Die Geburtshilfe wird schlecht bezahlt und ist gesellschaftlich nicht gewürdigt. Kein Wunder, dass es zu wenig Kinderärzte und Hebammen gibt“, sagt Göretzlehner.

Auch an den Krankenhäusern gehen die aktuellen Teuerungen der Energiepreise nicht spurlos vorbei. Doch Neugeborene brauchen Wärme, sodass zusätzliche Kosten unvermeidbar sind und gestemmt werden müssen. „Energiesparanweisungen gibt es schon ein Leben lang, deswegen lassen wir keinen Patienten im Zimmer erfrieren. Der Reanimationsraum benötigt 26 Grad und die Wärmelampe 35 Grad. Da können wir nicht einsparen“, heiß es vom Chefarzt.