StartseiteRegionalNeustrelitzSteigende Heizkosten – Jetzt werden sogar Beratungstermine knapp

Energiepreise

Steigende Heizkosten – Jetzt werden sogar Beratungstermine knapp

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Lange Wartezeiten für Öfen und fehlende Wärmepumpen bereiten Neustrelitzer Verbrauchern Sorgen. Selbst bei Terminen für Energieberatung ist warten angesagt.
Veröffentlicht:23.08.2022, 16:26
Artikel teilen:

Das Thema Energie ist derzeit in aller Munde. Ob Öl, Gas oder Strom – die Preise steigen. Neustrelitzer Verbraucher versuchen, sich auf die Situation einzustellen, indem sie einen Termin bei einer Energieberatung buchen. Die Wartezeiten dafür liegen bei der Verbraucherzentrale Neubrandenburg mittlerweile bei zwei bis vier Wochen. Auch der Diplom-Ingenieur Holger Wilfarth mit seinem Neustrelitzer Büro für Nachhaltigkeit, Energieberatung und Prozessoptimierung verspürt vermehrten Zulauf. „Bis jetzt war Energie nicht so das Thema. Jetzt steht Geld dahinter“, sagt er.

Lesen Sie auch: Wer bleibt von der Gasumlage verschont?

Zunächst mache er mit seinen Kunden eine Bestandserfassung, wo die Energie hinwandert. Der Verbrauch werde unter die Lupe genommen. Das Verbrauchsverhalten lasse sich beeinflussen, sagt er. Nicht nur die Heizanlage als Quelle der Wärmeerzeugung und die Gebäudehülle seien entscheidend für die Kostenminimierung, auch die Wärmeverteilung müsse geprüft werden, so der Energieberater.

Viele Menschen nutzen in der aktuellen Energiekrise statt einer Gas- oder Öltherme vermehrt die traditionelle Ofen- oder Kaminbeheizung. Die Wartezeit für Kamine liege derzeit zwischen einem halben Jahr und einem Jahr, berichten Neustrelitzer Ofenbauer. Die Förster in der Seenplatte können dagegen noch keine vermehrte Nachfrage nach Holz verzeichnen. „Im Moment wird nicht wesentlich mehr Holz verkauft als sonst“, heißt es von Forstamtsleiter Matthias Puchta. Die Erntezeit für Holz aus dem Wald sei auch erst im Herbst und im Winter.

Viele entscheiden sich für neue Gasthermen

Bei den Heizungsbauern werden hingegen verstärkt Wärmepumpen angefragt. „Doch die Industrie kann derzeit überhaupt keine Wärmepumpen mehr liefern“, heißt es von Fred Gießler, Geschäftsführer bei der Sanitär- und Heizungsbau Neustrelitz GmbH. Zwei bis vier Monate kann es dauern, bis die neue Wärmepumpe eingebaut werden kann, wenn sie vorrätig ist.

Auch interessant: Energiekosten – Heizen mit Kohle ist wieder voll im Trend

„Wärmepumpen sind auch nicht für jede Immobilie geeignet. Die Dämmung des Hauses ist entscheidend. Um eine Wärmepumpe betreiben zu können, benötigt es zudem großflächige Heizkörper. Eine Fußboden- oder Wandheizung muss installiert werden“, erklärt der Experte. Die Nachfrage nach neuen Gasthermen würde derzeit ebenso ansteigen. Die meisten Geräte seien mittlerweile 25 bis 30 Jahre alt. Die Leute sind verunsichert. Sie hätten gehört, dass es ab 2024 überhaupt keine Gasthermen mehr gebe und würden sich daher dieses Jahr noch eine einbauen, so Gießler.

Auch die Brennholzhändler haben momentan reißenden Absatz und können aktuell nicht mehr alle Kunden bedienen. „Die Nachfrage hat sich verdoppelt, da viele ihre alten Schornsteine wieder reaktiviert haben. Ich komme mit dem Verkauf nicht mehr hinterher“, sagt Volker Gänßle, der einen Brennstoffhandel in Altstrelitz betreibt. Vor Oktober könne er auch nicht mehr liefern, so Gänßle.