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Stein besiegelt den neuen Zuschnitt von Blankensee

Blankensee / Lesedauer: 3 min

Nach 27 Jahren wurde der Schlussstrich unter eines der größten Bodenneuordnungsverfahren gezogen. 2600 Hektar Boden mussten neu strukturiert werden.
Veröffentlicht:05.11.2021, 06:26

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Eines der größten Flurneuordnungsverfahren im Land hat dieser Tage seinen Abschluss gefunden. Und es führt nicht nur von der Fläche – 2600 Hektar – und der Anzahl der Beteiligten – 550 – die Rangliste an. Auch was seine Dauer betrifft, belegt das Verfahren Blankensee (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) einen Spitzenplatz. Nach 27 Jahren wurde nun ein Schlussstrich gezogen. Damit nicht in Vergessenheit gerät, wie viel Aufwand es gekostet hat, aus einem Flickenteppich von 1720 Flurstücken eine geordnete Karte zu erstellen, hat die Gemeinde nun einen Gedenkstein errichten lassen.

Granitblock steht vor dem Mulitpavillon

Der behauene Granitblock trägt die Inschrift „Flurneuordnung 1994 – 2021“ und wurde nicht ohne Grund vor dem sogenannten Multipavillon an der Schule platziert. Schließlich zählt das Gebäude zu den Förderprojekten, die nur durch das Flurneuordnungsverfahren realisiert werden konnten.

Blankensee war eine der ersten Gemeinden, die ein Flurneuordnungsverfahren beantragten. „Das war bereits 1991. Uns war klar, wie wichtig das Verfahren für die Entwicklung der hiesigen Landwirtschaft, aber auch für die Gemeinde ist“, erinnert sich Joachim Grützmacher, der von Anfang an dabei war und im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft Flurneuordnung Blankensee mitgearbeitet hat. Diese vertrat in dem Verfahren die Interessen der Grundstückseigentümer. Auch wenn so ein Verfahren in erster Linie angeordnet wird, um kleinere verstreute Flächen – zersplitterter Grundbesitz – zu größeren und damit effektiver nutzbaren Schlägen zusammenzufassen, so ging mit ihm in den 1990er Jahren auch ein großzügiges Förderprogramm einher, erinnert Mirko Schwemm. Er leitete im Auftrag des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) die Bodenneuordnung in Blankensee. Drei Jahre hatte es von der Antragstellung es bis zum Verfahrensbeginn 1994 gedauert. „Blankensee spielte eine Vorreiterrolle. Andere Gemeinde zogen später nach“, sagt Schwemm. Anfangs ging es vorrangig um Investitionen in die Infrastruktur und in die Dorferneuerung. Die eigentliche Flurneuordnung fand dann in den Jahren von 2001 bis 2013 statt.

Fast fünf Millionen Euro für die Dorferneuerung

Als letztes „Brot- und Butter-Verfahren“, bezeichnet Mirko Schwemm in der Rückschau das nun abgeschlossene Flurneuordnungsverfahren in Blankensee. „So viel Geld steht heute nicht mehr dafür zur Verfügung“, sagt er. Fast fünf Millionen Euro Fördergeld flossen in öffentliche und private Maßnahmen zur Dorferneuerung. Dank der Flurneuordnung haben Blankensee und die sieben anderen beteiligten Ortschaften ein ausgebautes Wegenetz, das nicht nur die Arbeit der Landwirte erleichtert, sondern auch den Anwohnern eine gute Anbindung an die Kreisstadt und in die Nachbarorte bietet. Das „Dorp-hus“ und der Schulpavillon in Blankensee sowie die Feldsteinschmiede in Wanzka konnten unter anderem mit Mitteln aus dem Flurneuordnungsverfahren realisiert werden. Doch die größte Herausforderung blieb die Bodenneuordnung – das eigentliche Anliegen des Verfahrens. „Blankensee war eine besondere Hausnummer. Im Durchschnitt haben wir 200 Teilnehmer, hier waren es 550“, sagt Schwemm.

Zwei Klagen wurden jetzt entschieden

Dass das nicht konfliktfrei über die Bühne gehen würde, war allen klar. „Wir haben uns gestritten und wieder zusammengerauft. Und wir haben sehr viel erreicht. Das ist vor allem auch dem Vorstand der Teilnehmer zu verdanken“, sagt er. Letztlich wurde die Zahl der Flurstücke um 30 Prozent reduziert. Die insgesamt 2600 Hektar Land zersplittern sich nun nicht mehr auf 1720 Flurstücke, sondern verteilen sich jetzt auf 1195. „Es gibt nun eine komplett neue Eigentumsdokumentation. 680 Grundbücher müssen noch berichtigt werden“, sagt Mirko Schwemm. Warum das Verfahren erst jetzt beendet wird, habe mit zwei Klagen zu tun, die jetzt erst entschieden wurden. Insgesamt gab es 48 Widersprüche.