Rathaus und Naturschützer im Clinch
Strelitzer Säulenschutt schürt Streit
Neustrelitz / Lesedauer: 2 min
In Neustrelitz bahnt sich ein handfester Streit zwischen Rathaus und Naturschützern an. Im Zentrum stehen granitene Säulen, die einst den Vorbau eines Hauses in der Tiergartenstraße zierten. Eine Ehepaar, das sich der Sanierung des Bauwerks angenommen hat, würde auch den Portikus gern wieder errichten und hat dafür bereits eine Zusage der Stadt erhalten.
Wie man im Rathaus allerdings nicht wusste, will die Erwin-Hemke-Stiftung bei Lindenberg ein Bodendenkmal aus Säulenresten errichten. Hier hatte bis zum 19. Jahrhundert einer der gewaltigsten Findlinge der Region geruht, eine natürliche Attraktion, vergleichbar dem 400 Tonnen schweren Großen Stein von Altentreptow. Aus seinem Uppsala-Granit waren die Säulen für die Tiergartenstraße einst entstanden.
1971 wurde der Vorbau des Adelshauses gleich weiteren in der Straße als unzeitgemäß abgerissen. Der Lehrer Bernd Schmidt überredete damals einen Lkw-Fahrer und ließ einige Säulenteile auf sein Grundstück nach Userin bringen, wo heute die Vylym-Hütte steht. Eine weitere Lkw-Ladung landete einfach an einer Müllkippe.
Am jetzigen Ort sind Tage gezählt
Teilnehmer einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) entdeckten die Trümmer 1990 und Naturschützer Erwin Hemke trug Sorge dafür, dass sie zunächst in der Parkstraße und später auf dem Museumshof zwischengelagert wurden. Hier sind ihre Tage nun aber auch gezählt. Das Museum zieht in diesem Jahr um, die Säulen aber nicht mit.
Bürgermeister Andreas Grund sieht sich gegenüber den Bauherren, die das Haus in der Tiergartenstraße originalgetreu sanieren wollen, im Wort. Immerhin seien die Säulen um städtisches Eigentum und die Adresse liege im Denkmalschutzgebiet. Aber auch Naturschützer Erwin Hemke beharrt auf seinem Standpunkt.
Die Eheleute Angelika und Johannes Groh, die ihr Sanierungsobjekt vor zwei Jahren erworben haben, wollen gern einen Kompromiss finden. So wäre es denkbar, am Gebäude auf die eiszeitliche Herkunft der Stützen hinzuweisen. Eine andere Variante wäre, nur einen Teil der Trümmer einzubauen und den Rest für ein Bodendenkmal zu verwenden. „Mit uns kann man reden“, so Johannes Groh.