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Bauern-Demo

▶️Traktor-Demonstranten in Neustrelitz vom Erfolg überrascht

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Schon in den dunkelsten Morgenstunden versammelten sich die Landwirte mit ihren Traktoren in Neustrelitz, um gemeinsam nach Berlin aufzubrechen.
Veröffentlicht:26.11.2019, 14:49

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Kurz vor dem gemeinsamen Aufbruch zur deutschlandweiten Demonstration herrschte am Treffpunkt der Landwirte auf dem Gelände der Kreisverwaltung in Neustrelitz in den sehr frühen Morgenstunden reges Treiben. Weit vor drei Uhr fuhr am Dienstag Traktor um Traktor auf das Gelände. „Benehmt Euch vernünftig, wir sind auf dem Gelände nur Gäste!“, war immer wieder zu hören, als neue Gruppen anrückten, die sich, von Ordnern geleitet, auf dem weitläufigen Gelände aufstellten. Mitorganisatorin Christa-Maria Wendig aus Rehberg war stolz um den Erfolg: „Anfänglich hatten wir mit 300 Traktoren gerechnet. Die Resonanz bei den Bauern war aber so groß, dass nun schätzungsweise 400 Fahrzeuge anrückten. Sie kamen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern – sogar von Rügen. Auf jedem Traktor saßen ein bis zwei Personen.“

Schulfrei für die Demo

Angekommen am Treffpunkt konnten sich die Demonstranten noch einmal mit belegten Brötchen von der Bäckerei Reinhold aus Wesenberg und Kaffee stärken. Zu den Demonstranten gehörte auch die um zwei Uhr in Cölpin gestartete Franziska Simon: „Ich bin selbst Landwirtin. Mit unserer Demo zeigen wir Bauern, dass wir eine Gemeinschaft sind, gesehen werden wollen und man mit uns sprechen soll. Alle rund 25 Mitarbeiter unserer Firma, ob in der Feld- oder Viehwirtschaft, sind betroffen“, so die Landwirtin.

Axel Schönfeld vom „Reit- und Fahrverein Lychen“ versteht seit Langem die Welt nicht mehr: „Wir sind fünf Leute und betreiben eine eigene Landwirtschaft. Große Probleme haben wir mit den Auflagen zur Düngung unserer Flächen. Ständig bemühen wir uns, ökologisch zu arbeiten und lassen auch Blühstreifen stehen. Auf unsere Feuchtwiesen bringen wir schon gar keinen Dünger mehr auf, denn dort gewinnen wir das Grünfutter für unsere Maultiere und Pferde.“

Noch jung, aber schon bei der Demo dabei war die 13-jährige Josie Dierks aus Watzkendorf. „Ich habe für die heutige Demo-Fahrt nach Berlin von der Schule freibekommen. Mein Vater Johannes Dierks ist selbstständiger Bauer, den ich bei dieser Aktion unbedingt unterstütze. Für die Zukunft plane ich, auch im Familienbetrieb mitzuarbeiten, bin also direkt selbst betroffen“, sagte die Jugendliche.

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Grüne demonstrieren am Wegesrand

Als der lange Tross dann aufbrach, fiel zwischen den riesigen Traktoren ein kleiner, mit Pritsche versehener Pkw auf. Auf seiner Ladefläche stand ein Plastiktraktor mit Tretantrieb – ein Beleg, dass selbst die Jüngsten auf der Fahrt zur deutschlandweiten Demo der Landwirte dabei waren.

Doch auch die Gegendemonstranten ließ es sich nicht nehmen, in den frühen Morgenstunden ihren Missmut über die Aktion zu äußern. „Tote Biene auf dem Feld bringt dem Bauern auch kein Geld“ hatten einige Mitglieder des Kreisverbandes der Grünen auf ein Banner geschrieben und sich am Wegesrand in der Woldegker Chaussee positioniert.

Ungeachtet dessen machte sich die Traktor-Kolonne aber über die B 96 auf in die Bundeshauptstadt. Dort trafen sich die Mecklenburger Landwirte mit Tausenden Bauern aus ganz Deutschland. Die Demonstration unter dem Schlachtruf „Land schafft Verbindung“ endete am Nachmittag vor dem Brandenburger Tor. Im Kern kritisierten die Bauern ein aus ihrer Sicht überstürztes Agrarpaket der Bundesregierung sowie einen deutschen Alleingang in der Landwirtschaftspolitik.