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Energiedorf

Userin ist unter die Stromproduzenten gegangen

Userin / Lesedauer: 3 min

Die Kommune setzt auf erneuerbare Energien. Unter anderem wurden Photovoltaik-Anlagen auf gemeindeeigene Gebäude installiert.
Veröffentlicht:11.12.2019, 07:10

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Mit der Entscheidung, selbst Strom zu produzieren, ist die Gemeinde Userin Vorreiter im Amtsbereich Neustrelitz Land. Doch Bürgermeister Axel Malonek ist überzeugt: „Andere werden folgen.“ Die Gemeinde hatte schon vor einigen Jahren damit geliebäugelt, Bioenergiedorf zu werden. „Der große Wurf ist uns leider nicht gelungen, für eine ehrenamtlich verwaltete Gemeinde ist es sehr schwer, so ein Projekt zu stemmen“, bedauert Axel Malonek. Dennoch, so ganz wollte sich die Gemeinde nicht von dem Gedanken einer klimafreundlichen, bestenfalls autarken Energieversorgung verabschieden. Ohnehin ist der Klimaschutz immer wieder ein Anstoß für Projekte in der Gemeinde: Babywald und Blühwiese, Heckenpflanzungen und energieeffiziente Straßenbeleuchtung. „Das sind kleine Bausteine“, sagt Axel Malonek.

Dass die Gemeinde nun etwas größere Brötchen in puncto erneuerbare Energien backen will, liegt nicht allein am Klimaschutz, sondern auch am Geld. „Inflation und Minuszinsen schmälern mehr und mehr unsere Rücklagen. Im laufenden Haushalt decken die Einnahmen die Ausgaben nicht, sodass wir auf die Reserven zurückgreifen müssen, um unsere Pflichtaufgaben zu erledigen. Angesichts dessen mussten wir uns Gedanken machen, wie der Haushalt entlastet werden kann“, sagt Axel Malonek. In der Gemeindevertretung sei dann die Idee aufgetaucht, auf gemeindeeigenen Dächern Photovoltaik-Platten aufzubringen. „Da gibt es Erfahrungen im Dorf. Einige Hausbesitzer nutzen diese Art der Energiegewinnung schon für den privaten Verbrauch“, sagt der Bürgermeister.

Gut 60.000 Euro investiert

2018 wurde im Gemeinderat ein entsprechender Beschluss gefasst, nachdem Fachleute ausgerechnet hatten, was bei der Sache für die Gemeinde herausspringt. Immerhin ist so eine Anlage nicht für „‘nen Appel und ’nen Ei“ zu haben. „Alles in allem haben wir jetzt ca. 60 000 Euro investiert“, sagt Axel Malonek. Geld, dass sich in zehn bis zwölf Jahren amortisiert haben wird, so die Rechnung. Doch auch schon in den Jahren zuvor lohne sich die Anschaffung. Denn: Einerseits reduzieren sich durch die Investition die Strafzinsen, weil die Gemeinde ja weniger Geld auf der Bank parkt. Andererseits verringern sich die laufenden Ausgaben der Gemeinde. Denn mit der Photovoltaik-Anlage spiele man die Stromkosten für die öffentlichen Gebäude ein, auf denen die Module installiert sind.

Drei Dächer boten sich für das Vorhaben an: das der Freiwilligen Feuerwehr in Userin, das des Vereinshauses in Userin und das des Sportvereins Groß Quassow. „Die Statik hat letztlich nur die Errichtung auf dem Feuerwehrgebäude und auf dem Gebäude des Sportvereins Groß Quassow zugelassen. Rund hundert Module gingen in den letzten Tagen hier in beiden Anlagen zusammen in Betrieb. Sie erzeugen im Jahr rund 38 kWp. „Damit könnten schon einige Haushalte versorgt werden“, sagt Axel Malonek.

Nachbarn schauen sich Projekt ab

Die Gemeinde Userin kann ihren erzeugten Solarstrom 20 Jahre lang für einen Preis von ca. zehn Cent ins öffentliche Netz einspeisen. Auch wenn dieser Preis deutlich unter dem liegt, was derzeit große Stromversorger für eine Kilowattstunde verlangen, lohnt sich das Geschäft. Denn im Gegenzug saugt sie Strom für den Eigenbedarf der Feuerwehr und des Sportvereins gratis ab. „Aber nur der Strom, der in dem Moment erzeugt wird“, schränkt Malonek ein.

Alles in allem verspricht die Investition eine Rendite von fünf bis sieben Prozent. „Wenn die Anlage in zehn bis zwölf Jahren abbezahlt ist, verdienen wir Geld. Die Solarpaneele haben eine Garantie von 25 Jahren und danach garantiert noch mindestens 90 Prozent der ursprünglichen Leistung“, sagt Axel Malonek. Mittlerweile sind auch andere Gemeinden an der Solarstromproduktion interessiert. „Blankensee denkt darüber nach, das Schulgebäude mit Photovoltaikmodulen zu bestücken“, weiß Axel Malonek.