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Bauarbeiten

▶️Wärmeversorgung in Neustrelitz über Notlösung gewährleistet

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Unbemerkt von den meisten hat es eine gewaltige Umstellung bei der Wärmeversorgung gegeben. Das Gas kommt nicht mehr über eine Fernleitung in die Stadt.
Veröffentlicht:24.10.2019, 14:54

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Wie gewohnt spenden die Heizungen in Neustrelitzer Haushalten wohltuende Wärme. Es scheint, als ob sich nichts geändert hat. Doch der Schein trügt. Denn das Gas kommt nicht mehr über eine Fernleitung in die Stadt, sondern wird in riesigen Tanklastern aus Belgien geliefert. Die aufwendige Aktion ist eine Notlösung. Wegen Bauarbeiten an der Ferngasleitung bleibt nichts anderes übrig.

Seit Anfang August erneuert der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras die Ferngasleitung 90 Klein Trebbow-Neubrandenburg-Sponholz. Um die Leitung im Bereich von Neustrelitz auswechseln zu können, muss dieser Leitungsabschnitt während der Bauzeit vom Netz genommen und gasfrei gemacht werden. Da hier keine andere Transportroute zur Verfügung steht, hat Ontras mit Unterstützung der Stadtwerke Neustrelitz für etwa einen Monat eine Gasversorgung mit LNG – auf minus 163 Grad gekühltes, verflüssigtes Erdgas – aufgebaut. Seit dem 9. Oktober bis voraussichtlich zum 7. November wird die Stadt mit Flüssiggas versorgt.

Zwischentank aufgestellt

In der Theodor-Storm-Straße im Stadtteil Kiefernheide wurde ein Zwischentank aufgestellt. Ein Spezialunternehmen liefert das Gas täglich mit zwei Tanklastwagen vom belgischen Zeebrugge nach Neustrelitz.

Für die Umladung in den Tank in Neustrelitz werden etwa drei Stunden benötigt. Pro Stunde kann die mobile Anlage bis zu 2300 Kubikmeter Erdgas ins Neustrelitzer Gasnetz einspeisen, ungefähr der Jahresverbrauch zweier Einfamilienhäuser. Für den gesamten Monat können es je nach tatsächlichem Verbrauch bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter werden. Mit dieser Menge ließen sich rund 100 Einfamilienhäuser ein Jahr lang voll versorgen.

Das Gas wird mit vier Bar ins Stadtnetz eingespeist und zu den Haushalten transportiert. Für die Gaskunden der Stadt ändert sich durch die LNG-Versorgung nichts, da sich dieses Gas im Netz nicht vom normalen Pipelinegas unterscheidet. Durch einen Warmwasserverflüssiger wird das eisige Flüssiggas in der Station in Kiefernheide wieder in normales Stadtgas umgewandelt – mit einer Temperatur von 35 Grad. Dabei vereisen die acht Zentimeter dicken Leitungen so stark, dass sie bis zu 30 Zentimeter dick werden. Dieses oberflächliche Eis hat einen guten Nebeneffekt, denn es isoliert die Leitungen.

Bauarbeiten sollen bis ins Jahr 2021 andauern

Die gesamte Baumaßnahme bis Neubrandenburg, bei der alle alten Leitungen ausgegraben und durch neue ersetzt werden, hofft der Gasanbieter Ontras bis 2021 abschließen zu können. Die neuen Rohre sind für eine Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgelegt. Um dies zu garantieren, werden vor Inbetriebnahme umfangreiche Überprüfungen der Schweißnähte und eine Druckprüfung vorgenommen. Das Sanierungsvorhaben macht die Erdgasversorgung der Region fit für eine sichere, effiziente und zukunftsfeste Energieversorgung auf der Basis regenerativ erzeugter Gase.

Die Stadtwerke betreiben in Neustrelitz ein rund 400 Kilometer langes Gashauptleitungsnetz mit drei Gasdruckregel- und Übergabestationen sowie knapp 4000 Hausanschlüssen. Das Netz ist sukzessive erneuert worden, zuletzt im Zuge der Erschließungsarbeiten für das Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsnetz Strelix in der Innenstadt. Im kommenden Jahr wird das alte Gas-Netz komplett außer Betrieb genommen. In den neuen Kunststoffleitungen kann ein höherer Druck gefahren werden, damit ist das Netz wesentlich leistungsfähiger. Außerdem zeichnet es sich durch eine erheblich höhere Versorgungssicherheit aus.

Leitung ist rund 40 Kilometer lang

Die FGL 90 wurde 1967 mit einem Durchmesser von rund 40 Zentimetern gebaut. Die Leitung hat eine Gesamtlänge von rund 40 Kilometern. Die Länge der drei Anschlussleitungen beträgt zusammen rund vier Kilometer. Bereits 2004 wurden alle Absperrarmaturen dieser Leitung erneuert. Ebenso wurden in den Folgejahren kleinere Teilstücke saniert, die eine zu geringe Überdeckung aufwiesen oder deren Korrosionsschutz zu erhöhen war. Zuletzt wurde 2016 ein 862 Meter langer Teilabschnitt nördlich von Neustrelitz wegen zu geringer Überdeckung ausgetauscht.