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Medikamentenmangel in Apotheken

Warum Sie bei Krankheit manchmal keine Medizin bekommen

Seenplatte / Lesedauer: 3 min

In den Apotheken der Region fehlen immer öfter bestimmte Medikamente. Apotheker sehen für den aktuellen Arzneimangel einen klaren Schuldigen.
Veröffentlicht:14.07.2019, 13:40

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Patienten mit Medikamenten zu versorgen, fällt den Apothekern im Strelitzer Land zurzeit alles andere als leicht. Selbst gängige Arzneimittel wie Ibuprofen fehlen mitunter überall: „Wir leiden unter Lieferengpässen – wie alle anderen auch“, sagt Hale Winter von der Apotheke am Markt in Neustrelitz. Die Mitarbeiter der Apotheke am Markt in Woldegk kämpfen nach eigener Aussage schon seit ein paar Monaten mit Medikamentenknappheit. Ständig müssten sie Alternativen recherchieren und verschiedene Medikamente vergleichen. Auch in Pasewalk und in der Uckermark wurde bereits Arzneimangel festgestellt.

„Es ist eine Zumutung“, sagt auch Dr. Gundel Miethe von der Schloß-Apotheke in Mirow. Zwischen 200 und 300 Arzneimittel sind nach ihrer Aussage derzeit nicht lieferbar. „Wenn man alle Packungsgrößen berücksichtigt, kommt man auf mehr als 1000 Pharmazentralnummern.“

Patienten durch Hin und Her oft verunsichert

Der zusätzliche Aufwand für die Mitarbeiter ist enorm: „Es lähmt uns bei der Arbeit“, sagt Dr. Gundel Miethe. Die Apotheker müssten mitunter Pharma-Unternehmen hinterhertelefonieren, die dann wiederum viel zu späte Termine anbieten. Nicht immer kann den Ausführungen zufolge auf ein anderes Medikament ausgewichen werden. Einige Patienten würden bestimmte Produkte nicht vertragen und manchmal gebe es gar keinen wirkstoffgleichen Ersatz.

Kann auf ein um ein paar Cent-Beträge teureres Medikament gewechselt werden, muss die Umstellung laut Miethe zumindest mit dem Arzt abgesprochen werden. Bekomme der Patient sogar einen anderen Wirkstoff, sei eine Rücksprache ohnehin unabdingbar. „Das ist besonders heikel.“ Nicht wenige Kunden würden bei dem Hin und Her durcheinanderkommen. „Für die Patienten ist es eine unbefriedigende Situation“, sagt Miethe.

Mangel an Schmerzmitteln und Diabetes-Medikamenten

Das Problem: Die Apotheken müssen sich laut Miethe an sogenannte Rabattverträge halten, die die Krankenkassen mit Pharma-Unternehmen abschließen. „Wir sind dann verpflichtet, genau diese Medikamente zu geben – und ein Austausch gegen ein verfügbares Medikament ist mit vielen Rücksprachen und Dokumentationsaufwand verbunden, besonders nach dem neu geltenden Bundesrahmenvertrag“, so Miethe.

Eine Ursache für die Medikamentenknappheit sind nach Miethes Einschätzung technische Schwierigkeiten beim Hersteller: „Es sind schon viele Produktionsprozesse ins Ausland verlagert, was die Situation nicht verbessert.“ Häufig werde jedoch der ausländische, deutlich lukrativere Markt vorrangig bedient. Denn aufgrund der deutschen Arzneimittelpolitik sei der Preisdruck durch die geltenden Rabattverträge so groß, dass der zu erzielenden Gewinn für die Unternehmen wohl zu unattraktiv werde.

Laut Sabine Ocker von der Markt-Apotheke Wesenberg fehlen Wirkstoffe, die eigentlich schon seit Jahren fester Bestandteil im Sortiment sind. So mangele es unter anderem an verschiedenen Schmerzmitteln, Antidepressiva, Blutdruck-, Epilepsie- und Diabetes-Medikamenten. Auch die Wesenberger Apotheke haben mit den Folgen von Rabattverträgen zu kämpfen. „Es wird uns wirklich schwer gemacht“, so Ocker. „Die Kunden sind am Ende die Leidtragenden.“